Juli und August 2025, daheim:
Uns geht's gut. Nach etwas über 13 Monaten und etwas über 8000 Kilometern sind wir wieder heimgekehrt und legen eine Reisepause ein, bevor wir im September weiterfahren. Den ganzen Winter lang haben wir hin- und herüberlegt, wie und wo wir unsere Reise "hinter" Georgien fortsetzen:
- Aserbaidschan wäre unser Plan gewesen, und von dort aus per Fähre übers Kaspische Meer nach Kasachstan. Doch die Landgrenzen sind seit CoViD-19 dicht, Reisende können nur einfliegen, was mit unserer Menge an Gepäck echt brutal ist.
- Russland lockt uns derzeit überhaupt nicht,
- genauso wenig wie der Iran. Das wären die drei Nachbarländer gewesen, durch die wir auf dem Landweg hätten fahren können.
- Um trotzdem zum Pamir Highway zu gelangen, dem ursprünglichen Highlight der ganzen Tour, hätten wir nach Kasachstan oder Usbekistan fliegen können. Eine Riesentortur, nur um mitten in einer ewig flachen Steppe zu landen, die wir schlimmstenfalls bei Gegenwind durchqueren müssten. Meh.
- Oder aber abkürzen und gleich ins Pamir Gebirge nach Tadschikistan oder Kirgisistan fliegen - doch dafür war es im März noch viel zu früh, und so direkt nach der Winterpause hätten wir uns die Strapazen der ehemaligen Seidenstraße auch gar nicht zugetraut.
Irgendwann kam Dave auf die Idee, eine Fähre von Georgien nach Europa zu nehmen und den Sommer im Baltikum, Finnland und Skandinavien zu verbringen. Ich war sofort begeistert: Radeln in lebendigen, unverbauten Landschaften, Wildcampen am Wasser, lange Tage und kurze Nächte. Auf diese Weise bräuchten wir nicht zu fliegen, sähen Länder, die uns ehrlich interessieren/ gefallen, könnten einen Heimaturlaub einlegen und etwas Gepäck abwerfen, um hinterher irgendwo weiterzumachen, wo wir schikanefrei durchkommen...
Soweit die Idee. Bei der Planung hatten wir noch die Hoffnung, dass es für Daves 90-tägiges Aufenthaltsrecht im Schengen-Raum (also praktisch ganz Europa) irgendeine Verlängerung gibt. Gibt es nicht. Drum haben wir abgekürzt und sind über Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Tschechien heimgefahren. Diese Ecke hatten wir bei der Planung unserer Reise überhaupt nicht aufm Zettel, und nun ist sie uns als absolutes Highlight in Erinnerung.
Einmal wieder stellen wir fest, dass einem das Leben genau das hinlegt, was man braucht. Man muss es halt nehmen und was draus machen, anstatt sich an einem Plan festzubeißen, der einfach nicht aufgehen will. Osteuropa hat uns mit sauberer, grüner Landschaft, überraschend guter Infrastruktur für Radlfahrer und abwechslungsreicher Küche und Kultur verwöhnt, und dazu durch offene, entspannte Menschen das grundsätzliche Gefühl vermittelt, dass wir nicht komplett verrückt und daneben sind, sondern als Gäste willkommen, als Langzeitreisende eine Inspiration für andere und als globale Denker aufm richtigen Dampfer. In jedem Land finden wir etwas, wovon sich die Nachbarn eine großzügige Scheibe abschneiden könnten - und gleichzeitig eröffnen sich ständig neue Perspektiven auf unsere Heimatländer.
Mitte Juni sind wir wohlbehalten zurückgekehrt. Dave hat unsere Reisepause dazu genutzt, zu seiner Familie nach Kanada zu fliegen, während ich wieder auf der ehemaligen Theaterbühne in meinem Elternhaus eingezogen bin. Dave verdiente sich seine Unterkunft, indem er im Haus seiner Schwester einen neuen Boden verlegte, während ich auf unserem Hof beim Streichen half, Maria bei der Prüfungsvorbereitung quälte und im Taufkirchner Waldbad putzte (man braucht ja eine Krankenversicherung!). Gleichzeitig haben wir die Chance genutzt, unsere Ausrüstung zu überprüfen und einen großen Teil davon abzuladen, denn Vieles davon brauchen wir ab jetzt sicher nicht mehr.
Im September fliegen wir nach Thailand und setzen unsere Reise nach Australien von dort aus fort. Natürlich ist es schade, dass wir damit den Pamir Highway überspringen. Den wollen wir auf jeden Fall einmal fahren - vielleicht sogar in einer Zeit, in der die Welt drumherum nicht komplett spinnt.
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