Wissenswertes über die Länder, die wir bereist haben, kurz und unvollständig zusammengefasst:
DEUTSCHLAND In meinem Heimatland fallen mir die Besonderheiten oft gar nicht auf, weil ich sie ganz normal finde. Aber wahrscheinlich ist es gut zu wissen, dass sonn- und feiertags die Geschäfte geschlossen haben. Das Radwegenetz ist super ausgebaut, aber die Beschilderung müsste sich nochmal jemand vornehmen…
ÖSTERREICH Unsere erste Wahl, wenn es um die Beschilderung von Fahrradwegen geht. Trotzdem verweilen wir so kurz wie möglich hier, weil alles, was mit Nahrungsaufnahme und Übernachtung zu tun hat, unfassbar teuer ist. Kartenzahlung ist die absolute Ausnahme, auch auf Campingplätzen. Bayern werden als Einheimische wahrgenommen. Wildzelten ist am Donauradweg mit unserem großen Zelt eher schwierig, aber für unauffälligere Modelle bestimmt machbar.
SLOWAKEI Gutes Bier gibt‘s am „Bufet“ gleich neben dem Radlweg, aber Klopapier sollte man selber dabei haben. Die Menschen sprechen entweder fließend Englisch/ Deutsch und sind sehr offen, hilfsbereit und gesprächig - oder komplett gar nicht. Schilder an den Fahrradwegen sind immer längs angebracht, so dass man sie erst sieht, wenn es schon zu spät ist. Wir brauchen keinen einzigen Euro Bargeld. Wildzelten an der Donau geht recht einfach, im restlichen Land kommt es auf die Besiedelungsdichte und die Buckligkeit des Geländes an. Leitungswasser ist überall trinkbar. Der Straßenverkehr wird von Westen nach Osten ungeduldiger und rückt Radlern viel zu nah an den Lenker, aber gehupt wird kaum. Landschaftlich am reizvollsten sind die Bergregionen, Campingplätze sind gut ausgestattet.
UNGARN Perfekt für Fahrradtouren, weil es flach und sauber ist, die Autofahrer sehr geduldig und die Infrastruktur gerade ausreicht, um alles zu finden, wenn man nur sucht. Blau lackierte Trinkwasserbrunnen überall, Wildcampen ist erlaubt - was will man mehr? Die Währung ist so gewöhnungsbedürftig, dass man schon wieder ausgereist ist, bis man ein Gefühl dafür bekommt, aber wir können überall mit Karte bezahlen. An Feiertagen sind alle Geschäfte geschlossen, und bis Ende Mai haben auch viele Restaurants und Campingplätze noch zu. Ungarn riecht süß - hauptsächlich nach Lindenblüten, aber auch nach Marihuana und toten Tieren. Die Ungarn lieben Kirschen, Motorsensen und sind sehr stolz auf ihr Trinkwasser. Weil kaum ein Mensch Ungarisch als Fremdsprache lernt, sind Ungarn es gewöhnt, sich auf Englisch oder Deutsch zu unterhalten.
KROATIEN Auto- und LKW-Fahrer sind wesentlich draufgängerischer und hupfreudiger als in Ungarn. Es gibt wieder Berge, aber dafür auch Aussichtspunkte. Leitungswasser ist trinkbar. Bis 2026 müssen alle Landminen entfernt werden - im Grenzgebiet zu Serbien ist beim Wildcampen also immer noch Vorsicht geboten! Campingplätze sind gut ausgestattet, und generell hat die Bevölkerung viel Erfahrung mit Touristen. Der EV6 verläuft teilweise auf der Straße, aber an neueren "Bundesstraßen" entlang gibt es hervorragende Radlwege. Kroatien riecht nach Kamillenblüten.
SERBIEN Jetzt wird ständig gehupt, aber nicht aggressiv, sondern als Gruß. Serbien ist das erste Land, in dem wir Pommes ohne Salz aushalten - weil der Rest auf dem Teller so stark gewürzt ist. Nur ein Teil der Bevölkerung ist mit dem Prinzip „Reisen“ einigermaßen vertraut - im Sinne von „Ich fahre mit dem Auto innerhalb meines eigenen Landes zum nächstgelegenen schönen Ort.“ Auf internationalen Tourismus und so skurrile Ideen wie Camping, Fahrradfahren oder Öffnungszeiten außerhalb der Hauptsaison (ab 15. Juli) ist noch kaum jemand eingestellt. Von Norden nach Süden wird das Land buckliger, reizvoller und vor allem sauberer. Mülltrennung und Müllabholung existieren trotzdem nur in der Theorie. Serben lieben Himbeeren, würzig-rauchige Wurst mit Pommes, rohe Zwiebeln und Renault Scénic. Wildzelten ist kein Problem. Kartenzahlung geht nur in größeren Geschäften. Leitungswasser ist meistens trinkbar, aber es schadet nicht, vorher zu fragen. Insgesamt wirkt es, als wäre Serbien von den restlichen ehemals jugoslawischen Ländern abgehängt worden.
MONTENEGRO Bezahlt wird in Euro, teilweise bar und teilweise mit Karte. Importierte Ware sowie Touristenzeugs ist genauso teuer wie daheim, lokale Spezialitäten recht günstig. Wir sehen wieder viel mehr internationale Autokennzeichen rumfahren. Die Schönheit der Berge haut uns vom ersten Moment an um, allerdings sind sie überhaupt nicht schwarz, sondern weiß-rot. Montenegriner lieben ihren Wein, ihre Berge und dazu würzig-rauchige Wurst mit Pommes, rohe Zwiebeln und Renault Scénic. Es gibt keine Fahrradwege, dafür ist Camping ein verbreitetes Konzept. Leitungswasser ist meistens trinkbar, aber wir fragen mittlerweile einfach immer. Wildzelten in abgelegenen Gegenden ist kein Problem, aber an der Küste und in dichter besiedelten Gebieten achtet die Polizei schon darauf, was man so treibt. Klopapier kommt in den Mülleimer neben der Keramikschüssel.
ALBANIEN Die steilsten Straßen unserer Tour bisher, teilweise nagelneu und super ausgebaut, teilweise mit kinderbadewannengroßen Löchern im Asphalt, teilweise gekiest. Jeder Aussichtspunkt ist hart erarbeitet, aber atemberaubend schön, wenn man über den Müll am Boden hinwegsieht. Wildcamping ist überhaupt kein Problem, es gibt Trinkwasserbrunnen und kleine Geschäfte überall. Leitungswasser ist meistens trinkbar, aber nicht in jeder Gegend. Als Tourist wird man strahlend empfangen, das Essen ist eines unserer Highlights: Zwischen italienischen, griechischen und eigenen Spezialitäten finden wir hier die abwechslungsreichste Küche. Das Land wirkt nach der langen Unterdrückung bei allen Schwierigkeiten, die es noch überwinden muss, so glücklich und erleichtert, zugänglich, hilfsbereit und neugierig, dass man einfach gerne dort ist. Die Preise sind vernünftig, bezahlt wird in Lek, und zwar in bar.
GRIECHENLAND Oh Mann, was ist hier passiert? Unser Lieblingsland vor zehn Jahren versinkt in achtlos weggeworfenem Müll, grantiger Laune und kaputter Infrastruktur. Es gibt sie zwar immer noch, die magischen Höhepunkte in Landschaft, Gastronomie, Kultur und persönlichen Begegnungen - aber sie wirken so staubig und müde auf uns bei diesem Besuch. Vielleicht liegt es an der Hochsaison, am brutal heißen Sommer, vielleicht sind es einfach viel zu viele Touristen, die das Land so auslutschen, vielleicht aber auch eine spezielle Form des Jammerns, ohne selber anpacken zu wollen, die hier quer durch alle Alters- und Bildungsschichten praktiziert wird, kombiniert mit dem bockigen Stolz eines Volkes, das vor langer Zeit einmal eine große Rolle gespielt hat. Egal, was die Regierung unternimmt: Man ist dagegen. Egal, welch positive Erfahrung jemand teilt: Da muss irgendwo ein Haken sein. Egal, wer von außen kommt: Dem traut man nicht. Wir hoffen wirklich sehr, dass es entweder in der kühleren Jahreszeit automatisch besser läuft oder dass sich die Bevölkerung aufrafft und aus diesem Tief rauszieht.
TÜRKEI Ein Riesenland mit unzähligen Möglichkeiten, man muss sich halt irgendwie entscheiden. Die Bevölkerung überschlägt sich mit Gastfreundschaft und Nachsichtigkeit, an jeder Ecke gibt es Çay. Wildzelten ist kein Problem, und wo die Besiedelung zu dicht ist, findet man oft neben einer Moschee Unterschlupf - inklusive Klo und Wasser! Die Nationalstraßen haben einen großzügigen Seitenstreifen für uns und alle paar Kilometer eine Tankstelle - inklusive Klo, Restaurant, W-Lan und guter Unterhaltung. Leitungswasser ist nicht überall trinkbar, aber zum Zähneputzen völlig okay. Unterwegs gibt es viele Trinkwasserbrunnen mit Schildern, wer sie wann gestiftet hat. Es lohnt sich, die Speisekartenvokabeln bei der Einreise zu studieren, denn die Auswahl ändert sich bis zur Ausreise nicht großartig. Im Landesinneren sind die Hirtenhunde, v.a. die Kangals, eine rechte Plage für Radfahrer - an der Schwarzmeerküste entlang hatten wir nur wenige Konfrontationen. Ladenbesitzer tun grundsätzlich so, als wäre nur Barzahlung möglich - aber wenn man "leider" nur eine Karte dabei hat, geht's plötzlich doch. Bargeldabhebungen sind unglaublich teuer - es lohnt sich zu vergleichen, und wahrscheinlich käme man komplett ohne aus. Klopapier am besten immer selber dabeihaben und dann in den Mülleimer werfen, aber dank der Popodüse braucht man eh nicht viel. Es lohnt sich, Türkisch in der Übersetzungsapp runterzuladen und wenigstens ein paar Sätze zu lernen, weil kaum jemand brauchbares Englisch spricht, aber man extrem oft angesprochen und neugierig befragt wird. Das Konzept Diebstahl ist den Türken völlig fremd - gewitzte Abzocke hingegen gilt in manchen Kreisen als sportliche Herausforderung. Unter "Hostel" versteht man hier etwas anderes, Vorsicht bei der Buchung!
GEORGIEN Radfahren wenn überhaupt, dann nur auf Nebenstraßen - die Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr übertrifft alle unsere bisherigen Erfahrungen. Auch die unzähligen freilaufenden Hunde sind ein Problem. In den Städten ist Leitungswasser trinkbar und Kartenzahlung problemlos möglich. Die Landessprache ist von einer anderen Welt, aber mit Englisch kommt man gut durch. Landschaftlich ist Georgien trotz seiner geringen Größe wahnsinnig reizvoll und abwechslungsreich. Man trifft Reisende aus aller Herren Länder, vor allem in den geselligen Hostels. Es ist unmöglich, politischen Diskussionen aus dem Weg zu gehen, deshalb ist es ratsam, sich eine leicht verträgliche "Meinung" zurechtzulegen, mit der man niemandem auf die Zehen tritt. Wieder normale Toiletten! Georgier lieben ihren Wein, ihren Käse und die Tatsache, dass sie allen Widerständen zum Trotz als Volk noch immer existieren. Wildzelten ist überhaupt kein Problem. Kulinarisch ist Georgien mit seiner ganz eigenen Küche ein absolutes Highlight und dabei sehr erschwinglich.
BULGARIEN Unser Überraschungsland 2025: im Vergleich zu 2014 die Landschaft total sauber und aufgeräumt, die Infrastruktur viel moderner und funktionaler, die Menschen deutlich offener und geduldiger. Es riecht nach Arbeit - entweder nach frisch bearbeiteten Feldern, nach Diesel oder nach Chemiefabriken. Bulgaren lieben hellzitronengelbe Autos, süßes Osterbrot und Hotdogs mit richtig guten Würsten, aber das Konzept einer Eisdiele ist noch weitgehend unbekannt. Wildzelten in Premiumlage ohne lange Suche, meistens nicht weit entfernt von einem Trinkwasserbrunnen. Bezahlt wird in Lev, aber man braucht eigentlich kein Bargeld mehr, die Preise sind (noch) vernünftig. Statt freilaufender Hunde gibt's hier Katzen, die jagen uns wenigstens nicht.
RUMÄNIEN Durchgehender Seitenstreifen auf den Nationalstraßen, ruhiger Verkehr auf den Kreisstraßen, klare Straßenbezeichnungen und zuverlässige Entfernungsangaben - davon waren wir bereits 2014 begeistert. Seitdem hat sich viel getan, aber im Großen und Ganzen ist sich das Land selber treu geblieben, was wir sehr schätzen. Rumänien riecht nach Essen - im Wald nach Bärlauch, am Fluss nach Steckerlfisch, innerorts nach Bäckerei. Trinkwasser gibt es zwar überall, aber es versteckt sich entweder in privaten Brunnen oder in einer unscheinbaren Nebenstraße. Rumänen lieben Bartiris, charakterstarke Zäune mit Ratschbankerl davor und natürlich ihren Dacia Logan. Wildcampen ist der absolute Traum, man sollte halt auf Bären und Wildschweine gefasst sein. Weil man mit ein bisschen Italienisch, Spanisch oder Latein schon ein Gefühl für die Sprache hat, braucht man nicht extra Rumänisch zu lernen. Bargeldabhebungen in Lei sind nicht teuer, aber meistens geht sowieso Kartenzahlung. Für uns ist Rumänien das perfekte Land für Fahrradtouren, weil es abwechslungsreich, sauber und interessant ist und irgendwie immer eine Überraschung parat hat.
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