Springtime at last! The fast transit through Georgia by rental car in November made us feel like we had ripped ourselves off the country. We now make up for it by riding back by bicycle, discovering many details we skipped before our winter break.
Endlich Frühling! Die schnelle Durchquerung Georgiens per Leihauto im November verlieh uns das Gefühl, als hätten wir uns selber um das Land betrogen. Nun holen wir die Fahrradtour nach und entdecken viele Kleinigkeiten, die wir vor der Winterpause übersprungen haben.
Montag, 17. März
Nach einem langen Abschied von Giorgi, seiner Frau Maka und unseren Workaway-Kollegen verlassen wir Duscheti um 3 Uhr nachmittags mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
After a long goodbye from Giorgi, his wife Maka and our Workaway colleagues, we leave Dusheti at 3pm with one laughing and one crying eye.
Letzter Blick auf unseren Kristallpalast. Außerdem brauchen wir schon wieder eine Verschnaufpause - wir sind ja so was von aus der Form!
Last view of our crystal palace. Plus, we already need a break to catch our breath again - we are soo out of shape!
Die ersten Farbtupfer nach dem braungrauen Winter sind da: Alle paar Meter sehen wir Kornelkirschblüten.
The first spots of colour after the brown-grey winter are here: Every few metres, we see a cornel cherry tree flowering.
Kurze Rast und Flaschen auffüllen an einem Brunnen in einem kleinen Dorf.
Quick rest and filling up our bottles at a fountain in a little village.
Dave schließt mit den Straßenhunden immer gleich Freundschaft, ich eher weniger.
Dave always makes friends with the street dogs. Me not so much.
Traumzeltplatz direkt an der Straße, aber uneinsehbar, mit tollem Blick hinunter auf den Fluss Kura, einigermaßen weichem Grasboden, schönem Sonnenuntergang hinter den Bergen ...
Dreamlike campspot right next to the road, but out of sight, with a great view down to the river Kura, mostly soft grass on the ground, a beautiful sunset behind the mountains ...
... und einer Burg hoch über uns. Das war ein richtig schöner erster Tag im Sattel, und wir genießen es wieder unterwegs zu sein.
... and a fortress high above us. That was a really nice first day in the saddle, and we enjoy being back on the road.
Gefahrene Strecke: 33,89 km
Durchschnitt: 16 km/h
Nachtlager: unter der Burg Kaspi
Die Sonne ist weg, und auch die schöne Aussicht. Wir fahren um den Burgberg herum, aber auf dieser Seite herrscht statt Mittelalterromantik Sowjetgrusel: eine halb verfallene Fabrik neben der anderen.
The sun is gone, and so is the beautiful view. We ride around the castle hill but instead of medieval romanticism, Soviet spookiness prevails on this side: one semi-dilapidated factory next to the other.
Mitten im Nirgendwo steht hier in riesiges Gefängnis an einer rumpeligen Kiesstraße. Im Hintergrund sehen wir immer noch "unsere" Burg - die lässt uns heute den ganzen Tag nicht los.
In the middle of nowhere, there's a huge prison next to a bumpy gravel path. In the background, we still see "our" fortress - it won't let go of us all day.
Gut, dass es schon lange nicht mehr geregnet hat - diese Piste wäre der Albtraum in nassem Zustand!
It's a good thing that it hasn't rained in a long time - this track would be a nightmare in wet conditions!
Da wir den Fluss und auch ein Bahngleis überqueren müssen, fahren wir einen ellenlangen Umweg, der sich auch noch verdoppelt, weil ein Güterzug auf "unserem" Bahnübergang parkt. Aber klar: Der zweite Tag ist immer irgendwie nervig und anstrengend. Wir lassen uns die Laune nicht verderben, weder vom zunehmenden Gegenwind noch von den steilen Anstiegen, und suchen uns auf der höchsten Stelle einen Zeltplatz, als es zu stürmisch wird zum Weiterfahren.
Since we have to cross the river and some train tracks, we have to ride an endless detour which doubles because of a freight train parking on "our" crossing. But of course: The second day always is kind of frustrating and hard. We don't allow our mood to be spoiled, neither by the increasing headwind nor by the steep climbs, and when it becomes too stormy to keep going, we look for a campspot at the highest point.
Gefahrene Strecke: 33,28 km
Durchschnitt: 10,4 km/h
Nachtlager: hinter einem Müllabladeplatz bei Idleti
Mist! In der Nacht sind die Temperaturen bis auf 2 Grad gesunken, der Wind ist immer noch gegen uns und nach dem Frühstück fängt es an zu regnen. Bis wir das Zelt abgebaut haben, spüren wir unsere Finger und Zehen nicht mehr, wodurch alles viel länger dauert als normal, und beim Zurückschieben zur Straße sauen wir uns und die Räder komplett mit Batz, Gras und Steinchen ein. Hätten wir doch lieber ohne Vorräte im Zelt ausharren sollen?
Crap! The temperatures went down to 2 degrees during the night, the wind is still against us and after breakfast, it starts raining. By the time we take down the tent, we cannot feel our fingers and toes anymore which makes the whole process take way longer than usual, and walking our bikes back to the road, we completely soil them with mud, grass and little rocks. Should we have waited in the tent without any food after all?
Zufällig kommen wir schon nach einem Kilometer an einer überdachten Selbstbedienungs-Autowaschanlage vorbei, in der wir uns umziehen und den gröbsten Dreck aus dem Getriebe waschen. Erst mit den Trinkflaschen, dann mit dem sanften Strahl des Hochdruckreinigers ohne Münzeinwurf.
As it happens, we ride past a roofed self-service carwash after only one kilometre, where we get changed and wash the worst dirt out of the drivetrains. With our drinking bottles at first, and then with the gentle jet of water that comes out without throwing in any coins.
Der Lieblingsmoment des Tages ist diese Familie: Als Dave und ich hungrig, frierend und etwas ratlos im nächsten Dorf rumstehen, spricht uns Josef an. Leider gibt es weit und breit kein Restaurant, in dem wir uns aufwärmen könnten. Kurzerhand lädt er uns zu sich nach Hause auf einen Kaffee ein. Während wir also über dem Holzofen im Wohnzimmer hängen und unsere Socken im Backrohr trocknen, richtet Josefs Frau Lea eine Brotzeit mit lauter selbstgemachten Schmankerln für uns her, und die beiden Enkelinnen reden mit uns. Eine Patentante schaut auch noch vorbei, und so veranstalten wir zwischen Deutsch, Englisch und Italienisch eine richtige Unterhaltung. Was für ein Glück!
Mit vollem Bauch, warmen Händen, trockenen Füßen, fröhlichem Herz und angeschickerter Leber (unter drei Stamperln Zwetschgenwasser aus dem eigenen Garten lässt Josef uns natürlich nicht raus...) fahren wir weiter.
This family is our favourite moment of today: As Dave and I are standing around in the next village hungry, freezing and a bit clueless, Josef addresses us. Unfortunately, there's no restaurant anywhere nearby where we could warm up. He invites us to his house for a coffee on the spot. While we warm ourselves over the wood stove in the living room and dry our socks inside the oven, Josef's wife Lea prepares a snack for us with all sorts of homemade delicacies, and the two grand daughters chat with us. An aunt also comes by, and so we fabricate a real conversation between German, English and Italian. How lucky are we?
With our bellies full, hands warm, feet dry, hearts happy and livers tipsy (of course Josef won't let us go under three generous shots of his own plum brandy...) we continue on.
In der Früh bin ich noch mit kurzer Hose losgefahren - jetzt trage ich die gesamte Winterausrüstung. Der nächste größere Ort mit vernünftigen Übernachtungsmöglichkeiten ist ausgerechnet Gori, die Geburtsstadt von Stalin. Da wollten wir eigentlich nicht nochmal hin, aber Zelten ist heute wirklich keine Option.
I started riding in shorts this morning - now I'm wearing all my winter gear. The next biggest town with agreeable accommodations is Gori of all places, Stalin's birth town. We really had zero intentions to ever go there again, but camping is no option tonight.
Gefahrene Strecke: 39,37 km
Durchschnitt: 12,17 km/h
Nachtlager: Pension in Gori
Donnerstag, 20. März
Die Wettervorhersage am heutigen Frühlingsanfang ist alles andere als ideal für eine Radltour, drum verschanzen wir uns den ganzen Tag in unserem winzigen Pensionszimmer. Bis auf die zwei Stunden, die wir bei Tee und Keksen im Wohnzimmer der Besitzerin verbringen, die uns in gebrochenem Englisch ohne Luftholen, Punkt und Komma ihre komplette Lebensgeschichte erzählt. Eigentlich wollten wir ja nur schnell zahlen...
The weather forecast for today's first day of spring is everything but bike friendly, so we entrench ourselves in our tiny pension room all day. Apart from the two hours we spend in the owner's living room with tea and biscuits, listening to her telling us her whole life story in great length and broken English without taking a breath once. We only wanted to pay quickly...
Während ich den Blog bearbeite, rollt Dave die Räder in die Dusche und opfert einen Socken zum Putzen.
While I write the blog, Dave rolls the bikes into the shower and sacrifices one sock to clean them.
Danach ist die restliche Ausrüstung dran. Wir waschen das komplette Zelt und hängen die einzelnen Teile nacheinander zwischen Vorhangstange, Garderobenhaken und Klotür auf. Satteltaschen, Schuhe, Kleidungstücke... Überall trocknet unser Zeug und verströmt dabei einen dezent fischig-moorigen Duft.
After that, it's the rest of our gear's turn. We wash the whole tent and hang the pieces one at a time to dry between the curtain rod, the coat hooks and the bathroom door. Saddle bags, shoes, clothes... Stuff is drying everywhere, thus exuding a slightly fishy-swampy fragrance.
Schön gemütlich haben wir es hier, gell?
We've got it quite cosy in there, eh?
Freitag, 21. März
In der Früh liegt Schnee vor unserer Tür, da werden wir wohl noch hierbleiben müssen. Leider ist die Pension wegen eines nationalen Judowettkampfs ausgebucht, drum ziehen wir um in die nächste Herberge:
There is snow on the ground in the morning, so it looks like we have to stay here. Unfortunately, the guesthouse is booked out due to a national Judo championship this weekend, so we move into the next accommodation:
Wow! Anstatt des Doppelzimmers bekommen wir eine feudale Zweizimmerwohnung. Und auch hier werden wir von einer fröhlichen Besitzerin herzlich empfangen, obwohl wir nicht reserviert haben und sie noch im Bademantel steckt. Gut, dass wir jetzt so sauber sind, denn hier drin hätten wir echt ein schlechtes Gewissen gehabt mit unserer Reinigungsaktion.
Wow! Instead of a double room, we get this feudal two-room apartment. Although we haven't reserved a room, we are welcomed very warmly by yet another merry owner who is still in her bathrobe. It's a good thing we are so clean now, because we would have felt terrible to do our big wash in here.
Neben der Zimmervermietung arbeitet unsere Gastgeberin auch noch als Führerin im Stalinmuseum. Was uns dazu inspiriert zu überlegen, was wir als Diktatoren machen würden.
Apart from renting out rooms, our host also works at the Stalin museum as a guide. Which inspires us to think about what we would do as dictators.
Samstag, 22. März
Ursprünglich war vorgesehen, die Winterpause zum Musikspielen, Komponieren und Neulernen zu nutzen und ein paar Stücke aufzunehmen und fertig abzumischen. Tja... Heute kommt Dave wirklich einmal dazu.
Originally, the winter break was supposed to be used for playing music, composing and learning new songs, recording and mixing a few pieces. Well... Today Dave finally gets to do that.
Sonntag, 23. März
Neue Herberge, neue Überraschung: Wieder müssen wir umziehen, und wieder werden unsere Erwartungen weit übertroffen. Diesmal bekommen wir eine Ferienwohnung mit voll ausgestatteter Küche inklusive Waschmaschine. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, die verschiedenen Programme auf Deutsch zu übersetzen.
New accommodation, new surprise: We have to move again, and our expectations are exceeded by far again. This time, we rent a holiday apartment with a fully equipped kitchen including a washing machine. The only difficulty is translating the different programs into German.
So Gori, das war's jetzt aber. Es tut uns leid, dass wir so böse über dich gesprochen haben - als Rache hast du uns jetzt fünf Nächte lang festgehalten und mit freundlichem Service, spontaner Hilfsbereitschaft, drei Pensionen und gutem Essen weichgeklopft. Zum Abschied kurven wir noch einmal um das Stalinmuseum herum und hoffen, dass uns nun nichts mehr aufhält.
Nach ein paar hundert Metern muss Dave seinen Steuersatz nachziehen, weil der Lenker locker ist. Und hinter der Brücke bemerkt er, dass mein Hinterreifen Luft braucht. Herrschaftszeiten!
Alright Gori, that's it now. We are sorry we spoke badly about you - as a revenge, you kept us hostage for five nights and tenderized us with friendly service, spontaneous help, three guesthouses and nice food. We ride around the Stalin museum as a farewell and hope nothing will stop us anymore.
After a few hundred metres, Dave has to tighten his headset because his handle bar is loose. And after the bridge, he notices that my back tyre needs air again. Damn it all!
Heute begleitet uns der Große Kaukasus mit seiner frischen Schneedecke auf den Drei- und Viertausendern, ein grandioser Anblick aus der Ferne.
The Greater Caucasus accompanies us today with its fresh snow blanket on the three- and four thousenders. A spectacular view from afar.
Für uns geht es recht flach dahin, aber wir kämpfen immer noch mit einem kräftigen Westwind.
It's a fairly flat ride for us, but we still fight against a strong wind from the West.
Blick nach Süden auf den Kleinen Kaukasus.
View to the South at the Lesser Caucasus.
Auf jedem zweiten Buckel steht eine alte Burg oder Kirche, diesmal eingezäunt und als Freigehege für Schafe und Hühner genutzt. Neben dem linken Rundturm erkennt man den Hühnerstall.
Every other hill has an old castle or church on its top, this one fenced in and used as an open-air enclosure for sheep and chickens. Next to the round tower on the left, you can see the chicken coop.
Schöner hätten wir uns diesen Zeltplatz nicht malen können, oder?
We could not have painted a more picturesque tent spot, could we?
Ein Bauer kommt vorbei und fragt uns auf Russisch, ob wir seine zwölf Kühe gesehen hätten. Ansonsten sind wir völlig ungestört. Nach Sonnenuntergang wird es windstill, sternenklar und saukalt. Als wir in der Nacht aufs Klo gehen, sind die Wasserflaschen gefroren und das Zelt mit Raureif bedeckt. Zum ersten Mal auf dieser Reise nutzen wir unsere Partnerschlafsäcke als solche, und gekoppelt mit den Innenschlafsäcken und natürlich einer Kopfbedeckung bleiben wir richtig warm.
A farmer comes by and asks us in Russian if we have seen his twelve cows. Other than that, we are completely undisturbed. After sunset, the wind stops and it gets starry and really cold. When we get up to pee during the night, our water bottles are frozen and the tent is covered with frost. For the first time on this journey, we use our partner sleeping bags as such, and combined with the inner sleeping bags and woolly hats of course, we stay nice and toasty.
Durchschnitt: 13 km/h
Visitors after breakfast.
Um den Autobahnverkehr auf der Hauptverbindungsstraße zwischen Batumi und Tbilisi zu vermeiden, biegen wir ab auf die Surami Passstraße und folgen ab Pona dem Tschcherimela Fluss talwärts.
In order to avoid the highway traffic on the main connection between Batumi and Tbilisi, we take a left turn onto the Surami mountain pass and follow the Chkherimela river downhill from Pona on.
Das mit der Verkehrsvermeidung ist ein voller Erfolg, und auch die Landschaft ist sehr beeindruckend. Aaaber...
Avoiding traffic is a raving success, and the landscape also is very impressive. Buuut...
Pass auf 949 Metern. Die Schneeschmelze ist in vollem Gang, und irgendwie haben wir unterschätzt, was für eine holprige Schlammpiste eine als großteils befestigt ausgewiesene Straße sein kann: Sand, Felsbrocken, Matsch in allen Flüssigkeitsabstufungen, Pfützen, Teiche und Rinnsale in allen Größen.
Pass on 949 metres. Snowmelt is in full swing, and somehow we underestimated what a rugged mudpath a street which is indicated as mostly paved can be: sand, boulders, sludge in all shades of fluidity, puddles, ponds and runlets in all sizes.
Erschwerend kommen die unzähligen Erdrutsche hinzu, die laut unserer eigenen wissenschaftlichen Analyse von diesem Winter stammen. So langsam dämmert uns, dass wir es heute wohl nicht mehr aus dem Tal heraus schaffen werden, wenn wir in diesem Tempo weiterkriechen - aber unter so eine instabile Wand legen wir uns auch ungern. Es ist wirklich nur eine Frage der Zeit, bis irgendwo die nächste Mure abgeht.
To complicate matters, add these earthslides which, according to our own scientific analysis, came down this winter. Slowly but surely it dawns on us that we won't make it out of this valley if we crawl on at this speed - but we definitely can't lay down under such an instabil wall either. It's really only a question of time until the next landslide.
Täuschen wir uns, oder war gerade erst alles blitzblank?Are we mistaken, or have our things just been sparkling clean?
Gefahrene Strecke: 41 km
In einem Nebental entdecken wir eine einigermaßen flache Stelle, die wohl einmal ein Zufahrtsweg war und nicht direkt an einer absturzgefährdeten Wand liegt. Außerdem haben wir Zugang zu einem kleineren Flüsschen, an dem Dave unsere Räder und Taschen wäscht, während ich Tee koche und das Bett mache.
In a side valley, we discover a more or less flat spot which might have been a driveway before and is not directly underneath a wall that's likely to collapse on us. Also, we have access to a smaller river where Dave washes our bikes and bags while I make tea and our bed.
Durchschnitt: 10 km/h
Nachtlager: an einem Seitenfluss kurz vor Babi
Kaum ist der Zug durch, werkeln die Arbeiter wieder weiter.
Mittwoch, 26. März
Kurz vor dem Frühstück hält ein Auto unten an der Straße, und ein Mitarbeiter vom Tourismusbüro stattet uns einen Besuch ab. Ob wir etwas brauchen, wo wir hinfahren und ob er ein Foto von uns machen darf? Er erzählt uns auch, dass in der Bretterbude hinter unserem Zelt einmal ein Deutscher ein paar Jahre lang gewohnt hat. Uff...
Just before breakfast, a car stops down at the street and a guy from the tourist office visits us. If we need anything, where we are headed and if he can take a picture of us? He also tells us that some time back, a man from Germany lived in that shack behind our tent for a couple of years. Whew...
Die transkaukasische Eisenbahnlinie führt durch dieses Tal, und mindestens alle halbe Stunde fährt ein Güter- oder Personenzug vorbei. Auch in der Nacht. Gut, dass die Insassen nicht sehen können, in welchem Zustand der Unterbau des Gleisbettes ist!
The transcaucasian railway line goes through this valley, and at least every half an hour, a freight or passenger train passes by. Even during the night. It's a good thing that the passengers cannot see the state in which the subconstruction of the track bed is!
Um noch mehr Schäden zu verhindern, werden die vielen Wasserfälle etwas weiter unten im Tal durch betonierte Aquädukte so verlängert, dass sie über die Bahngleise drüber geleitet werden.
To avoid any more damages, many waterfalls further down the valley are extended by concrete aqueducts so that they reach over the train tracks.
Kaum ist der Zug durch, werkeln die Arbeiter wieder weiter.
As soon as the train has passed, the workers pick up their shovels again.
... also bleiben wir.
Ehemaliges Hotel an der Straße mit typischer Sowjet-Deko. Wie überall hierzulande wartet man einfach, bis die Natur den Rückbau der alten Infrastruktur übernimmt.
Former hotel next to the road with typical Soviet decoration. Just like everywhere else in this country, you simply wait for nature to take care of demolishing the old infrastructure.
Sestaponi, eine unangenehme Stadt. Aber ein Polizist adoptiert uns und fährt mit seinem Privatauto voraus, sodass wir die richtige Route in den verwinkelten Gassen finden.
Zestaponi, an unpleasant city. But a police man adopts us and drives his private car in front of us to show us the right route through the labyrinthine alleys.
Eigentlich hatten wir vor, heute noch bis Kutaisi zu fahren. Aber dann bleiben wir gleich nach der Brücke über den Kvirila an dieser Nasswiese hängen, weil da die Frösche so schön singen. Es ist warm hier unten auf 150 Metern Höhe, wir haben Vorräte dabei und Lust auf Zelten...
The plan was to ride all the way to Kutaisi today. But then we stop right after the bridge across the Kvirila at this swampy meadow because the frogs are singing so nicely. It's warm down here at 150 metres altitude, we have enough food with us and feel like camping...
... also bleiben wir.
... so we stay here.
Gefahrene Strecke: 54,73 km
Durchschnitt: 17,43 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 55,85 km/h
Nachtlager: Schafweide an der Straße bei Achali Sviri
Donnerstag, 27. März
Blick hinunter auf den Kvirila.View down to the Kvirila.
Gefahrene Strecke: 34,56 km
Blühende Obstbäume und Beerensträucher in riesigen Plantagen säumen den Weg, in den Gärten wachsen Palmen und Kakteen, und zum ersten Mal heuer kommen wir witterungsbedingt ins Schwitzen. Georgien ist nur etwa so groß wie Bayern, hat aber sieben Klimazonen - und wir sind jetzt innerhalb weniger Tage vom trocken-kalten Kontinentalklima in die warm-feuchten Subtropen gestrampelt.
Flowering fruit trees and berry bushes in huge plantations bordering the way, palm trees and cacti growing in gardens, and us sweating due to the weather for the first time this year. Georgia only is as big as Bavaria roughly but it has seven climate zones - and we pedalled from the arid-cold continental climate to the warm-humid subtropical one within a few days now.
Auch in den Wäldern ist der Frühling schon wesentlich weiter fortgeschritten als im Osten des Landes. Es riecht soo gut!
Also in the forests, springtime is quite a bit further on its way than in the East of the country. It smells soo good!
Kurz vor Kutaisi investieren wir 1 Lari (33 Eurocent) in eine Autowaschanlage, damit wir den ganzen Dreck nicht ins Hostel schleppen und dort mühsam per Handbürste in der Dusche entfernen müssen.
Shortly before Kutaisi, we invest 1 Lari (33 Eurocents) into a carwash so that we don't haul all the dirt into a hostel and then have to remove it arduously by hand brush in the shower.
Durchschnitt: 16,74 km/h
Nachtlager: Hostel in Kutaisi
Kleiner Park mit sowjetischen Skulpturen, passenderweise in Betonrahmen ausgestellt.
Freitag, 28. März
In der Musikschule neben dem Hostel ist heute noch mehr Betrieb als üblich. Anscheinend sind alle Eltern zu einem großen Vorspielkonzert geladen, denn nach Alltagskleidung sieht uns das nicht aus. Wir verbringen den Tag auf dem Balkon und ratschen mit den anderen Mitbewohnern, waschen Wäsche, videotelefonieren mal wieder nach Hause und gehen spazieren. Aber so richtig viel gibt die Stadt selber nicht her.
There is a lot more commotion in the music school next to the hostel today than usual. Looks like all parents are invited to a big rehearsal, because everybody seems to be really nervous and dressed up. We spend most of the day on the balcony, chatting to the other guests, wash our laundry, video chat to our parents and go for a walk. But the city itself doesn't have a lot to discover.
Samstag, 29. März
Wir verbringen noch einen Tag mit Wohnen - warum nicht? Außerdem gestaltet sich die Suche nach einer geführten Gruppenreise in die Berge Swanetiens etwas umständlicher als gedacht, so dass wir noch ein paar Tage in Kutaisi bleiben.
We spend another day dwelling - and why not? Aside from that, the search for a guided group tour into the Svanetian mountains proofs to be more complicated than expected so that we stay in Kutaisi for a couple of days longer.
Das zentrale Highlight der Stadt ist wohl dieser Springbrunnen in der Mitte eines mehrspurigen Kreisverkehrs, der Kolchisbrunnen von 2012. Kolchis war ein antikes Königreich in dieser Gegend, von dem bei archäologischen Ausgrabungen viele goldene Schmuckstücke gefunden wurden. Diese sind hier stark vergrößert zu sehen.
The central highlight of this town seems to be this fountain in the middle of a multi-lane traffic circle, the Colchis fountain from 2012. Colchis was an ancient kingdom in this area, and archaeologists dug up a lot of golden jewellery from that era which are displayed strongly enlarged here.
Kleiner Park mit sowjetischen Skulpturen, passenderweise in Betonrahmen ausgestellt.
Small park with Soviet sculptures, aptly exhibited in concrete frames.
Ein prächtiger Empfang für die Kurgäste!
Der Grüne Basar war wohl ursprünglich ein Bauernmarkt, mittlerweile gibt es darüber hinaus dieselben typischen Billigplastikimporte wie in jedem Markt: Handyhüllen, Spielzeug, Haushaltswaren, Kleidung. Mir gefällt vor allem die Fassade mit dem sowjetischen Basrelief an dem Gebäude daneben.
The Green Bazaar used to be a farmer's market but nowadays carries the same typical cheap plastic imports as every other market: phone cases, toys, household items, clothes. I mostly like the façade with the Soviet basrelief on the building next to it.
Kutaisi scheint die künstlerische Hauptstadt Georgiens zu sein, es wimmelt vor lauter Musikschulen, Tanzstudios und Kunstgalerien. Beim Spazierengehen fällt uns auf, dass dieses Konzept sogar auf die Gehsteige übertragen wurde: Die Platten sind so locker, dass sie bei jedem Schritt einen Ton erzeugen.
Kutaisi seems to be the artsy capital of Georgia, it teems with music schools, dance studios and art galleries. Walking around, we notice that this concept has even been applied to the sidewalks: The tiles are so loose that they produce a tone with every step.
Sonntag, 30. März
Von anderen Hostelgästen haben wir von Tskaltubo erfahren, einem der größten und bedeutendsten Kurorte der Sowjetunion. Gute 6000 Sanatorien zur "Aufrechterhaltung der sozialistischen Arbeitskraft" betrieb der Staat damals, in denen jährlich insgesamt um die 13 Millionen Leute abgefertigt wurden, die meisten davon auf Staatskosten: Baden, Gymnastik, Massagen, Theater, Fortbildungen, Landeskunde, Konzerte, Gehirnwäsche - äh ideologische Unterweisung.
Other hostel guests told us about Tskaltubo, one of the biggest and most important spa towns of the Soviet Union. More than 6000 sanatoriums for the "retention of the socialist labour power" were operated by the government then, treating around 13 million people in total every year, most of them on public expenses: bathing, gymnastics, massages, theatre, skill enhancement, cultural studies, concerts, brain wash - erm ideological instruction.
Seit den 90er Jahren verfallen die historischen Gebäude zusehends, weil der georgische Staat nichts damit anzufangen weiß und der Verkauf an private Investoren ebenfalls schwierig ist. Ewig schade drum, aber im Moment kann man (noch) frei herumschnüffeln und fast überall hineinspazieren. Einfach so!
Since the 90s, the historical buildings have been dilapidating visibly because the Georgian government doesn't know what to do with them, and selling them to private investors also is difficult. Such a bummer, but at the moment, you can (so far) snoop around freely and walk inside nearly everywhere. Just like that!
Bahnhofsgebäude von Tskaltubo. Ab 1935 war der Erholungsort ans Eisenbahnnetz angeschlossen, unter anderem durch eine Direktverbindung von Moskau. Heute fährt nur noch ein Zug nach Kutaisi, aber wir fahren die 15 Kilometer lieber mit den leeren Rädern, so sind wir in dem weitläufigen Ort mobiler.
Train station of Tskaltubo. From 1935, the resort town was connected to the railway system, amongst other destinations by a direct train from Moscow. There is only a train to Kutaisi now, but we prefer to ride the 15 kilometres with our naked bikes so that we are more mobile in this ample place.
Ein prächtiger Empfang für die Kurgäste!
Train tracks behind the station.
Allmählich holt sich die Natur das Gelände zurück.
Von hinten nähern wir uns der einzigen Badeanstalt, die immer noch in Betrieb ist: Quelle Nr. 6, im Jahre 1950 exklusiv für Herrn Stalin gebaut.
We approach the only bath that is still being operated from behind: Spring No. 6, built for Mr. Stalin exclusively in the year 1950.
Haupteingang der Quelle Nr. 6.
Main entrance to Spring No. 6.
Alle Bäder stehen/ standen im Kreis um einen Park herum.
All the baths are/ were located in a circle around a park.
Mitten im Park liegt das Badehaus Nr. 8. Brutalistische Architektur wie aus dem Lehrbuch, als wäre ein Beton-UFO hier gelandet.
In the middle of the park, we find bath No. 8. Brutalist architecture right out of the textbook, as if a concrete UFO has just landed here.
Je 14 Badewannen bilden einen Kreis um eine Thermalquelle. Die Graffiti an den Wänden gehören unserer Einschätzung nach nicht zum ästhetischen Originalkonzept.
14 bath tubs each form a circle around a thermal spring. The graffiti on the walls don't belong to the original aesthetic concept, we believe.
Nature is gradually taking back the terrain.
Wer denkt hier nicht ans Pantheon in Rom?
Who wouldn't think of the Pantheon in Rome here?
Unsere Räder parken in der Eingangstür.
Our bicycles parking in the entrance.
Sanatorium Medea. Das Badehaus und Hotel mit 326 Betten wurde 1962 fertiggestellt.Sanatorium Medea. The bathhouse and hotel with 326 beds was completed in 1962.
Blick ins Treppenhaus.
Die hohen blauen Decken und zierlichen Säulen lassen einen den Luxus vergangener Tage immer noch erahnen.
The high blue ceilings and slender pillars still adumbrate the luxury of bygone days.
Blick ins Treppenhaus.
View into the stairwell.
Blick vom Keller durchs Treppenhaus nach oben. Seht ihr mich?
Looking up the staircase from the basement to the ceiling. Can you see me?
Irgendwer muss ja mal anfangen aufzuräumen, oder? Georgische Besen sind übrigens immer so kurz.
Somebody has to start cleaning up, right? By the way: Georgian brooms are always this short.
Manche Gebäude sind wieder bewohnt, seitdem so viele Menschen aus Abchasien geflohen sind und hier Unterschlupf gefunden haben. Wir schauen sie uns einfach von außen an.
Some buildings have been inhabited again since so many people fled from Abkhazia and found refuge here. We just look at them from outside.
Am Hotel Tbilisi wird fleißig renoviert. Bisher wurden nur wenige Gebäude verkauft. Aber die Idee, Tskaltubo wieder zum Leben zu erwecken und erneut als riesigen Komplex aus Thermalbädern zu installieren, besteht.
The Hotel Tbilisi is being renovated. So far, only a few buildings have been sold. But the idea to revive Tskaltubo and install it as a huge complex of thermal baths again exists.
Die ehemalige Post mit den Funkmasten für Ferngespräche. Eigentlich geschlossen, aber die großen Glasfenster über der fahrradfreundlichen Rampe sind eingeschlagen, so dass wir reinschlüpfen können.
The former post office with its aerial towers for long-distance telephone service. Technically, it's closed. But the big glass windows above the bike friendly ramp are broken so that we can slip inside.
Preisliste an der Theke.Sanatorium Iveria from outside.
Gang im ersten Stock.
Sanatorium Schachtiori, ein Kurhotel für 350 Bergleute - mittlerweile in privater Hand, aber noch nicht renoviert. Der wachhabende Polizist im Garten öffnet uns das Tor im Zaun und erlaubt uns, dass wir uns umsehen.
Sanatorium Shakhtiori, a resort for 350 miners - privately owned by now, but not renovated yet. The guarding policeman in the garden opens the gate in the fence for us and allows us to look around.
Gang im ersten Stock.
Chimney flue (we believe) and hole in the ceiling.
Ob der Aufzug noch geht?
Eines der wenigen Gebäude, in dem sowohl das hölzerne Treppengeländer als auch das Eichen-Fischgrätparkett noch vorhanden sind. Den Großteil der brennbaren Ausstattung anderer Häuser brauchten die neuen Bewohner leider zum Heizen ihrer Unterkünfte, und so Sachen wie Kupferkabel, Rohre, Lampen, Schalter usw. wurden verscherbelt.
One of the few buildings with the wooden banisters as well as the oak herringbone parquet still intact. The majority of all combustible materials in other houses has been used by their new inhabitants to heat their dwellings, and things like copper cables, pipes, lamps, switches etc. have been flogged.
Ob der Aufzug noch geht?
Tiled floor in the bathroom.
Hübsche Schlafzimmertapeten.
Pretty bedroom wallpaper.
Stairs to the stage.
Blick von der Bühne hinunter in den Saal.
Looking down into the dance hall from the stage.
In weiser Voraussicht hat Dave seine Ukulele mitgebracht. Die Kulissen hier sind einfach zu gut, um sie nicht für ein Musikvideo zu verwenden - und wir haben noch nicht einmal die Hälfte der sehenswerten Relikte aus der Sowjetära gesehen. Was für ein skurriler Ort!
With great foresight, Dave brought his Ukulele. The backdrops here are just too good to not use them for a music video - and we haven't even visited half of the interesting relics from the Soviet era. What a surreal place!
Gefahrene Strecke: 39 km
Durchschnitt: 15,71 km/h (geschmälert von dem vielen Schieben und Schauen)
Nachtlager: Hostel in Kutaisi
Montag, 31. März
Ein einziger Touranbieter fährt heute nach Swanetien, und wir sind die einzigen Teilnehmer! Die Saison hat noch nicht begonnen, aber wir wollen diese Ecke Georgiens auf jeden Fall noch sehen, bevor wir ausreisen.
One single tour operator drives to Svaneti today, and we are the only participants! The season has not started yet but we want to see this corner of Georgia in any case before leaving the country.
Da nehmen wir auch trübes Wetter in Kauf!We even accept bleak weather for that!
Tolle Aussicht auf die Berge, oder?
Great mountain view, eh?
Zwischenhalt an einem Wasserfall. Wie üblich kann es Dave nicht lassen, so zu tun als schubse er mich von dem Felsen runter. Unser Fahrer drückt genau rechtzeitig den Auslöser.
Stopover at a waterfall. As always, Dave can't suppress his urge to pretend to push me off the rock. Our driver presses the release exactly at the right moment.
Erster Blick auf den Enguri-Stausee. Eigentlich wäre für heute eine Führung geplant, aber wegen des schlechten Wetters vertagen wir die auf morgen.
First view of the Enguri dam. The plan was to have a guided tour here today, but we postpone it to tomorrow because of the bad weather.
Jamal, unser Fahrer und Reiseleiter, hat ein besonderes Faible für außergewöhnliche Brücken. Diese hier dient dem forstwirtschaftlichen Verkehr, sollte uns also trotz ihres brüchigen Aussehens locker aushalten.
Jamal, our driver and tour guide, has a special weakness for extraordinary bridges. This one serves the forestry traffic so should be able to carry us despite its brittle appearance.
An vielen Stellen sieht man den Enguri-Fluss unter den Füßen.
In many places, you can see the Enguri river underneath your feet.
Wir folgen dem Tal flussaufwärts Richtung Mestia, und die Straße wird zunehmend abenteuerlich.
We follow the valley upstream towards Mestia, and the road gets increasingly adventurous.
Das Städtchen Mestia liegt auf etwa 1500 Metern und ist für seine alten privaten Wehrtürme bekannt. Einen davon besichtigen wir jetzt.
The town of Mestia lies on about 1500 metres altitude and is famous for its old private defence towers. We visit one of them now.
Im Erdgeschoss sind diese Holzaufstallungen für Rinder und Ziegen. Um die davon ausgehende warme Luft zu nutzen, haben die Menschen direkt oben drauf geschlafen.
On the ground floor, there are these wooden stables for cattle and goats. To use the warm air rising from them, people used to sleep right on top of them.
Nur der Hausherr durfte auf so einem geschnitzten Thron Platz nehmen. Als Trinkgefäß diente ein Horn, und die traditionellen Mützen wurden von den Frauen gefilzt.
Only the landlord was allowed to take a seat in such a beautifully carved throne. A horn served as a drinking vessel, and the traditional caps were felted by the women.
Wolle säubern, kämmen und aufwickeln.
Cleaning wool, combing it and rolling it up.
Kochstelle.Hearth.
Die Aussicht wird immer besser.
Schwerer Stoffmantel mit Munitionshalterung und Panduri, ein Saiteninstrument.
Heavy cloth coat with ammunition holder and panduri, a string instrument.
Ein Stockwerk höher befindet sich eine kleine Kapelle.
One storey higher, there is a small chapel.
Wieder weiter oben ein Lagerraum.
Further up again, a storage room.
Darüber ein Raum mit einem steinernen Bottich am Boden, der unter anderem zur Weinherstellung diente.
Above it a room with a stone trough on the floor, used amongst other things for making wine.
Die Aussicht wird immer besser.
A few more ladders...
Tadaa! Geiler Rundumblick vom Turmdach aus.
Tadaa! Awesome 360° view from the tower roof.
Der einzige von uns, der etwas von stabilen Holzkonstruktionen versteht, bleibt lieber auf der Leiter stehen.
The only one of us who understands stabil wood constructions, chooses to stay on the ladder.
Blick auf das Hatsvali Schigebiet südöstlich von Mestia.
Looking over to the Hatsvali skiing resort Southeast of Mestia.
Um die 300 der ursprünglich 3000 swanetischen Wehrtürme stehen noch, davon gute 30 in Mestia. Sie sind zwischen drei und fünf, manchmal sogar sechs Stockwerke hoch und dienten Familien ab dem frühen Mittelalter als Wohn- und Verteidigungsbauten. Seit 1996 ist die Region Oberswanetien UNESCO Weltkulturerbe, aber da die meisten Türme in privatem Besitz sind, verschwinden sie trotzdem nach und nach.
Around 300 of the 3000 traditional Svanetian defence towers are still up, a good 30 of them in Mestia. They are between three and five, sometimes even six storeys high and used to serve families as living and defence buildings from the early middle ages on. Since 1996, the region of Upper Svaneti has been UNESCO world heritage listed, but since most towers are private property, they still disappear one after the other.
Zurück auf dem Boden der Tatsachen. Wir halten ein ausführliches Nickerchen in der Pension und gehen danach noch einmal im Ort rundum.
Back on solid ground. We take a long nap in the guesthouse and then walk around the small town again.
Bronzestatue der legendären Königin Tamara. Während das Denkmal bei seiner Enthüllung 2011 für kontroverse Debatten sorgte, war der erste "weibliche König" Georgiens (12. /13. Jahrhundert) allerseits anerkannt - obwohl es damals noch kein Wort für "Königin" gab.
Bronze statue of the legendary Queen Tamara. While the monument gave reason for controversial discussion after its unveiling in 2011, the first "female king" of Georgia (12th/ 13th century) was respected from all sides - although there was not even a word for "queen" yet back then.
Detail im Sockel.Detail in the pedestal.
Abendessen in einem Café über dem Enguri.
Dinner in a café above the Enguri river.
Nach Sonnenuntergang verwandeln die beleuchteten Wehrtürme das Stadtbild in eine Art Christkindlmarkt-Panorama mit gelben Strichen.
After sunset, the illuminated defence towers turn the townscape in some sort of a Christmas market panorama with yellow sticks.
Gefahrene Strecke: gute 250 km
Nachtlager: Pension in Mestia
Dienstag, 1. April
Sonnenschein - auf nach Uschguli! Gestern war es nicht sicher, ob die Straßen zum höchsten dauerhaft bewohnten Ort Europas* befahrbar sein würden, dem eigentlichen Höhepunkt (nicht nur geographisch!) dieser Tour. Aber wir haben Glück.
(* je nach dem, wo man die Grenze zwischen Europa und Asien zieht... die ist ja in dieser Gegend nicht klar definiert.)
Sunshine - let's go to Ushguli! Yesterday it was not clear yet if the roads to the highest continuously inhabited village of Europe* would be passable today, the actual peak (not only geographically!) of this tour. But we are in luck.
(* depending on where you draw the line between Europe and Asia... it's not clearly defined in this area.)
Die Landschaft hier oben ist der Hammer, ein Postkartenmotiv am nächsten.The landscape up here is incredible, one picture postcard motive after the other.
Und immer wieder so Kirchen, die wie vom Himmel gefallen dastehen. Denn zu Fuß kommst du da nicht hin.
And then all those churches that look like they fell from the sky. Because you cannot access them by foot.
Ebenso sehenswert ist die "Straße" entlang der Schlucht, die der Enguri sich durch alle möglichen Gesteinsarten gegraben hat. Am Duftbäumchen erkennt man, wie sehr wir durchgeschüttelt werden.
The "road" itself is just as worth seeing, following the canyon which was dug out of all kinds of rocks by the Enguri. You can tell by the tree-shaped air freshener how we are being churned.
Felsbrocken und Steine zwingen den Fahrer zu spontanen Ausweichmanövern, ...
Boulders and stones force the driver to spontaneous evasive maneuvres, ...
... und an mehreren Stellen quert ein Wasserfall, den wir furten müssen. Jamal war vorgestern erst hier, aber die Fahrt ist jedes Mal anders. Jetzt verstehen wir, warum die Tour bei schlechtem Wetter abgesagt worden wäre.
... and in several places, a crossing waterfall has to be forded. Jamal came through here only the day before yesterday, but the drive is different every time. Now we understand why the tour would have been cancelled in bad weather.
Vor zwei Jahren erst wurde die Strecke zweispurig ausgebaut und mit Leitplanken versehen. Die Pfosten davon stehen noch...
Two years ago, the path was upgraded to a two-lane paved road with crash barriers. The posts of which are still standing...
Ankunft in Uschguli, einer Gemeinde mit fünf mittelalterlichen Dörfern auf 2100 Metern.
Arrival in Ushguli, a community of five medieval villages on 2100 metres altitude.
Dank ihrer Lage am A**** der Welt sind die Wehrtürme hier wesentlich besser in Schuss als in Mestia.
Thanks to their location at the back of beyond, the defence towers here are in significantly better shape than in Mestia.
Seltener Anblick: Der höchste Berg Georgiens, der Schchara (5203 Meter) ist heute ausnahmsweise einmal nicht von Wolken bedeckt. Danke!
Rare sight: The highest mountain of Georgia, Mount Shkhara (5203 metres) happens to not be covered in clouds today for once. Thanks!
Eine recht großzügige Weide für die vier Kühe. Seht ihr sie?
A pretty generous pasture for those four cows. Do you see them?
Wir besuchen die Lamaria Kirche aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, die höchstgelegene Kirche Georgiens auf 2200 Metern.
We visit Lamaria church from the 9th or 10th century, the highest church of Georgia on 2200 metres.
Als Zeichen der Demut kann man das Gotteshaus nur in gebeugter Haltung betreten.
As a sign of humility, you can only enter the house of prayer bending down.
Seitenkapelle.... and her colleagues on the left.
Vorne in den Altarraum dürfen nur Priester und manchmal Männer, wenn es die Priester erlauben. Wenn man durch die Lücken im Vorhang blinzelt, sieht man, dass es dort nicht viel zu sehen gibt.
Only priests are allowed to enter the chancel, and sometimes men when the priest gives his permission. Peeking through the gaps in the curtain though, you see that there's nothing much to see.
In dieser Nische brennen Kerzen für die Verstorbenen. Ein trauriger Zufall will, dass ausgerechnet gestern eine Studienkollegin gestorben ist, die heute in Gedanken mit mir mitfährt.
In this niche, there are candles burning for the deceased. As a sad coincidence, a friend from university died yesterday, and she's with me in my thoughts today.
Im Friedhof ist jedes Grab eingezäunt, damit die freilaufenden Kühe den Blumenschmuck in Ruhe lassen.
Every single grave in the cemetery is fenced in, to keep the free-range cows from messing with the flowers.
Uschi in Uschguli.
Uschi in Ushguli.
Blick nach Süden hinunter auf das Dorf...Looking South, down to the village...
... mit dem vom Schmelzwasser überfluteten Fußballplatz. Oder gehört das hier so?
... mit dem vom Schmelzwasser überfluteten Fußballplatz. Oder gehört das hier so?
... with the football field that's flooded by the meltwater. Or is that how they do it here?
Kirchenglocken mit dem Schchara im Hintergrund.
Church bells with Mount Shkhara in the back.
Blick auf ein Dorf im Norden.View to a village in the North.
Mein persönlicher Lieblingsmoment: Auf dieser alten Bank in der Sonne, bei absoluter Stille und mit einem sagenhaften Panorama, wird mir bewusst, dass unsere Zeit in Georgien sich ihrem Ende nähert. Ein traurig-schöner Gedanke voller Erinnerungen und Dankbarkeit.
My personal favourite moment: On this old bench in the sun, with absolute silence and a fabulous panorama, I become aware that our time in Georgia is coming to a close. A sad but beautiful thought full of memories and gratitude.
Königin Tamara nutzte den oberen Wehrturm im Sommer...
Queen Tamara used the upper defence tower in the summer...
... und den unteren im Winter.... and the lower one in the winter.
Die Rückfahrt ist genauso abenteuerlich wie die Herfahrt heute morgen.
The journey back is equally adventurous as the drive here this morning.
Wasserfälle wie dieser, der vorgestern noch gar nicht existierte, laufen über die Straße.
Waterfalls like this one which didn't exist yet two days ago, running across the street.
Eine Schneelawine von dem krassen Wintereinbruch vor ein paar Wochen, immer noch mehrere Meter hoch.
An avalanche from the crazy onset of winter a few weeks ago, still several metres high.
Und natürlich Kühe. Immer wieder Kühe.And cows of course. Again and again cows.
Geburt eines Flusses.
Wie gelangt man in das Dorf da drüben? Und was tut man da den ganzen Tag/ das ganze Jahr über?
How do you get to the village over there? And what would you do there all day/ all year long?
Geburt eines Flusses.
Handmade tunnel.
Während wir fotografieren, macht der Fahrer eine Zigarettenpause hoch über unseren Köpfen.
While we take pictures, the driver takes a cigarette break high above our heads.
Aus einer Laune heraus biegt Jamal in ein Seitental ab: "Hier war ich noch nie, das will ich jetzt mal erkunden. Und ihr scheint mir die richtigen Leute dafür zu sein."
Aber was tut Dave da?
Out of a whim, Jamal turns into a side valley: "I have never been here before, I'd like to explore this now. And you seem to be the right people for that."
But what is Dave doing there?
Er versucht, die herunterfallenden Wassertropfen von dem Felsüberhang aufzufangen. Merke an mich selber: Erst nach dem Zähneputzen wieder küssen!
He is trying to catch the falling water drops from the overhanging rock. Note to myself: Only kiss him again after he has brushed his teeth!
Jamal auf seiner Lieblingsbrücke. Berühmte letzte Worte: "Der Schlüssel steckt."
Jamal on his favourite bridge. Famous last words: "The key is in the ignition."
Dave droht mir mit Unterlassung jeglicher Hilfeleistung, falls ich dieses marode Ding betreten sollte. Was denkt der eigentlich von mir?
Dave threatens me with denial of any assistance, should I step onto this ramshackle thing. What is he thinking of me?
Aber diese hier kann er mir nicht verwehren! Bisschen wackelig, aber das gehört bei einer Hängebrücke ja wohl dazu.
But he cannot deny me this one! A little bit wobbly but that's part of a suspension bridge's charme.
Letzter Programmpunkt des Ausflugs: Die Enguri-Staumauer, die höchste Bogenstaumauer der Welt. 750 Meter breit, 271 Meter hoch, zwischen 1978 und 1988 in der damaligen Sowjetunion fertiggestellt. Der Stausee fasst die unglaubliche Menge von 1,1 Milliarden Kubikmeter Wasser, also 1,1 Kubikkilometer. Interessanterweise stammt das Wasser aus Georgien, während die Kraftwerke in Abchasien liegen, das sich seit 1994 als unabhängige Republik betrachtet. Der Austausch von Wasser gegen Strom ist wohl die einzige Form von konstruktiver Zusammenarbeit, die derzeit zwischen den beiden Seiten stattfindet.
Last item on the trip agenda: The Enguri dam, the highest arch dam in the world. 750 metres wide, 271 metres high, finished between 1978 and 1988 in the former Soviet Union. The reservoir contains the incredible amount of 1.1 billion cubic metres of water, so 1.1 cubic kilometres. Interestingly enough, the water comes from Georgia while the power plants are in Abkhazia which considers itself an independent republic since 1994. The exchange of water for electricity is probably the only form of constructive cooperation happening between the two sides at the moment.
Bei genauerer Betrachtung der Bausubstanz keimt bei uns die Frage auf, in welchem Zustand wohl die Talsperre ist?
Looking at the basic fabric more closely though, we ask ourselves what condition the dam would be in?
Beim Bezahlen des Eintritts haben wir eine Führung durch das Gelände mit näheren Erläuterungen zu dem Bauwerk und zur Gewinnung von Elektrizität aus Wasserkraft erwartet. Nö. Ein Mann lässt uns ins "Kino" zu einem Werbefilm des Stromkonzerns, danach sehen wir keinen Menschen mehr. Dafür befindet sich im Keller des Gebäudes eine Kunstgalerie. Alle Ausstellungsstücke haben mit Maschendraht zu tun. Schade, dass uns niemand erklären kann, welcher Sinn dahinter steckt! Auf jeden Fall lernen wir, dass man ihn mit einer Schere nicht schneiden kann. Aha.
When paying the entrance fee, we expect a guided tour through the premises with explanations about the construction and the production of electricity from water. Nope. A man lets us into the "cinema" to watch an advertisement film by the power company, after that we don't see another person anywhere. But in the basement, there's an art exhibition. All exhibits have to do with fine chicken wire. Too bad that nobody can explain its meaning to us! Anyway, we learn that you cannot cut it with scissors. Aha.
Jetzt im Frühjahr finden im ganzen Tal Forstarbeiten statt, um das Seeufer von Holz zu befreien. Tausende von Baumstämmen schwimmen auf der Wasseroberfläche. In Kürze werden sie mit speziellen Kränen aufs Land gehoben und dort weiterverarbeitet.
In the springtime, the forest in the whole valley gets cut back to free the lakeshore from wood. Thousands of tree trunks swim on the surface. They will be lifted to the shore shortly with special cranes and used for timber.
Diese vier Pfeiler stammen noch vom Bau der Staumauer, wie das Foto unten verdeutlicht.
Those four piers stem from the dam construction, as illustrated by the picture below.
Zum Abschluss halten wir noch einmal an demselben Aussichtspunkt wie gestern, um Vergleichsfotos zu schießen. Klar muss ich wieder auf meinen Stein kraxeln.
To round things off, we stop again at the same view point as yesterday to take comparative pictures. Of course I have to climb onto my rock again.
Von hier aus könnte man das Schwarze Meer sehen, wenn man den einen Berg hinten rechts wegschöbe. Ein schöner, aber anstrengender Ausflug geht zu Ende, und als wir um 22 Uhr ins Hostel nach Kutaisi zurückkehren, freuen wir uns auf eine Dusche und aufs Bett. Bis uns der erschrockene Dato an der Rezeption sagt, dass wir das Zimmer erst für morgen Abend gebucht haben und alles belegt ist. Wir müssen also wohl oder übel noch eine Wanderung durch die Stadt dranhängen...
From here, you could see the Black Sea if you pushed the mountain in the back right corner away. A nice but strenuous trip comes to an end, and when we return to the hostel in Kutaisi at 10pm, we really look forward to a shower and our bed. Until an alarmed Dato at reception tells us that we have booked the room for tomorrow night, and everything is occupied. Like it or not, we get an additional hike through the city now...
Gefahrene Strecke: 350 km
Nachtlager: weniger umwerfendes Hostel in Kutaisi
Mittwoch, 2. April
Umzug ins Bao Hostel, wo unsere Räder und das Campingzeug auf uns warten.
Moving back into Bao Hostel where our bicycles and the camping gear are waiting for us.
Gewichtssparende Karosserien wie diese sieht man überall hierzulande im Verkehr. Was wir jetzt erst erfahren haben: Fahrzeuge müssen jedes Jahr zum TÜV. Und für diesen besonderen Termin gibt es Spezialgeschäfte, in denen man sich vordere oder hintere Stoßstangen MIETEN kann, genauso wie andere Teile, die dem landestypischen Fahrstil zum Opfer gefallen sind.
Ultra lightweight automotive bodies like this one are fairly common in Georgian traffic. What we only learned now: Vehicles have to be safety inspected every year. And for this special occasion, there are businesses where you can RENT front or back bumpers, as well as other car parts which fell victim to the local driving style.
Donnerstag, 3. April
Es nieselt den größten Teil des Tages, aber wir kommen gut voran in dieser flachen, leicht abschüssigen Gegend. Der Verkehr rund um den Flughafen ist eher ätzend, aber mittlerweile erschrecken wir kaum noch, wenn uns ein LKW überholt, der gerade von einem Auto überholt wird. Neu heute ist eine Situation, in der wir überholt werden, und gleichzeitig kommt uns ein Kleinbus entgegen, der ebenfalls gerade überholt wird.
There is a constant light drizzle for most of the day, but we make good progress in this flat, slightly downhill area. Around the airport, traffic is rather awful, but by now we hardly get startled anymore by a lorry overtaking us who is being taken over by a car at the same time. Today there is a new situation though, where we are being passed, and an oncoming minibus is also being passed simultaneously.
Bevor wir von der stark befahrenen Bundesstraße abbiegen auf eine ruhigere, aber hügelige Strecke, halten wir an einer Tankstelle, um den Dreck aus dem Getriebe zu waschen, den uns die vorbeifahrenden Lastwagen vererbt haben. Der ältere Tankwart schaut uns erst neugierig zu, dann pflückt er mir eine Rosenblüte vom Strauch.
Moment mal... Es ist Anfang April, und hier blühen echt schon die Rosen?
Before leaving the heavy traffic on the highway and turning onto a much quieter but hillier route, we stop at a petrol station to wash the muck out of the drivetrains that we inherited from the passing trucks. The older filling attendant watches us curiously, then he picks a rose from a bush for me.
Wait a second... It's the beginning of April, and the roses are already flowering?
Glück braucht der Mensch! Es wird schon langsam finster, als wir mitten in einem Dorf zwischen zwei Serpentinen dieses ehemalige Fußballfeld erspähen: weich, flach, eingezäunt und mit überdachtem Brotzeitbankerl. Während ich wie üblich für die Inneneinrichtung zuständig bin, säubert Dave alle Taschen erst in den großzügig vorhandenen Pfützen, bevor er sie mir reicht.
Today is our lucky day! It's getting dark already when we find this former football field in the middle of a village between two switchbacks: soft, flat, fenced in and equipped with a roofed picknick table. While I am in charge of the interior fitting as usual, Dave cleans all our bags in the puddles first before handing them to me.
Gefahrene Strecke: 58,2 km
Durchschnitt: 16,25 km/h
Nachtlager: Fußballplatz in Burnati
Freitag, 4. April
Wäh, rein in die nassen Klamotten von gestern, und weiter geht's durch diese sattgrüne, hügelige Landschaft mit den schönen Aussichten!
Yuck, back into the wet clothes from yesterday, and on we go through this verdant, hilly scenery with the beautiful views!
Die Wolken bleiben uns treu, aber durch die Stramplerei dampfen wir unsere Kleidung trocken.
The clouds stay true to us but thanks to the floundering, we steam our clothes dry.
Bis auf die Gasleitungen überall sieht es hier aus wie in Guatemala.
Apart from the gas pipes everywhere, it looks like Guatemala here.
Nur in Georgien! Und nein, wir haben es nicht gekauft, bloß gesehen. Wir frühstücken in der Klosterbäckerei in Tschochatauri.
Only in Georgia! And no, we didn't buy this, only saw it. We have breakfast in the monastery's bakery in Chokhatauri.
Den ganzen Tag spielen wir dasselbe Spiel: Jacke aus, bergauf, Aussicht genießen, Jacke an, bergab, trinken, Jacke aus... Und wir stellen fest, dass Straßenhunde wohl ein Faible für Serpentinen haben. Insgesamt sehen wir bestimmt 120 heute, häufig in Rudeln.
Playing the same game all day long: Jackets off, uphill, enjoy the view, jackets on, downhill, drink, jackets off... And we learn that street dogs seem to have a soft spot for switchbacks. In total, we must see at least 120 of them today, often in packs.
Als wir unsere Räder an einen Gartenzaun lehnen, um mal wieder die Jacken anzuziehen, laden uns zwei Männer auf einen Kaffee ein. Sie bewirten uns mit Obst, Obstler und Erdbeerkompott aus dem eigenen Garten, und wir unterhalten uns auf Georgisch und in Zeichensprache. Zum Abschied geben sie uns noch eine große Handvoll Schokolade mit.
We lean our bikes against a fence to put on our jackets once again, when two men invite us in for a coffee. They feast us with fruits, fruit brandy and strawberry compote from their own garden, and we converse in Georgian and sign language. As a farewell, they give us a big hand full of chocolates.
Erster Blick aufs Schwarze Meer.
First glance of the Black Sea.
Merkwürdigste Begegnung heute: die schnellste und ausdauerndste Hündin Georgiens verliebt sich spontan in mich und läuft zunächst hinter, dann neben mir her. Ich bemerke sie erst, als sie am Ende einer langen, rasanten Talfahrt schwer schnaufend wie aus dem Nichts neben mir auftaucht und sich nicht wegbrüllen lässt. Im Gegenteil zu anderen Hunden wirkt sie weder aggressiv noch ängstlich, sondern scheint schlicht begeistert von der sportlichen Herausforderung. Dave, Zeit seines Lebens Hundenarr, versucht alle seine Tricks, um das Tier loszuwerden - vergeblich. Sie trottet brav neben mir her, als wir wieder gemäßigt dahinfahren, und dreht sich beim nächsten steilen Anstieg immer wieder um, als wolle sie sagen: "Wo bleibst du denn? Leg mal einen Zahn zu, Mensch!" Besonders frech finde ich es, als sie betont lässig in den Bach neben der Straße steigt, um mal kurz eine Trinkpause einzulegen, während ich mit dem Berg kämpfe. Aber sie macht es wieder gut, indem sie sich mit mehreren angriffslustigen Rüden anlegt und uns gegen sie verteidigt.
Bei der nächsten Abfahrt kann ich sie Gottseidank abhängen, denn wir hatten nicht vor, irgendwelche Viecher zu adoptieren. Insgesamt ist sie so zwischen 13 und 15 Kilometer mitgerannt - unglaublich!
Strangest encounter today: the fastest and most enduring dog of Georgia falls in love with me spontaneously and first runs after me, then next to me. I only notice her when at the end of a long, rapid downhill, she appears next to me out of nowhere, breathing heavily but refusing to be yelled away. Contrary to other dogs, she acts neither aggressive nor scared, but simply enthusiastic about the athletic challenge. Dave, ever the dog lover, tries all his tricks to get rid of her - to no avail. When we ride more moderately again, she jogs next to me as if this was our daily exercise, and during the next steep climb, she keeps turning around to me as if she wanted to say: "What's keeping you so long? Get a move on, human!" I find it particularly impudent when she steps into the creek next to the road in a deliberately casual way, to quickly take a drinking break while I fight with the mountain. But she makes up for it by taking on several feisty male dogs and defending us against them.
At the next downhill, I finally manage to outdistance her, because we were not intending on adopting any random creatures. In total, she ran between 13 and 15 kilometres with us - unbelievable!
Gefahrene Strecke: 99,68 km
Durchschnitt: 16,24 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 51,34 km/h (der Hund auch!)
Nachtlager: Hostel in Batumi
Samstag, 5. April
Umzug in ein anderes Hostel, weil es von der Decke auf unser Bett runter regnet. Dann endlich können wir unser Leben organisieren: Am 1. April ist mal wieder ein Termin verstrichen, zu dem Aserbaidschan die Grenze öffnen sollte. War irgendwie klar, trotzdem wollten wir das Datum noch aussitzen, um uns die Möglichkeit offenzuhalten, mit der Fähre nach Kasachstan weiterzureisen.
Da es uns bei einer Radltour aber nicht in erster Linie darauf ankommt, eine ununterbrochene rote Linie um den Globus zu ziehen, haben wir in den vergangenen Wochen viel darüber nachgedacht, was uns wichtig ist, was wir nicht mehr brauchen und welche Konsequenzen wir daraus ziehen. Deshalb marschieren wir heute zum Hafen von Batumi, um uns dort nach Fährverbindungen zu erkundigen. Leider vergeblich, weil Wochenende ist.
Moving into a different hostel because it's raining from the ceiling onto our bed. Then at last, we can organise our life: On April 1st, another appointed day for Azerbaijan to open the border has passed. Which was to be expected, but we still wanted to wait it out to keep the possibility open to travel to Kazakhstan by ferry.
Since it's not the main goal of our bike tour to draw an uninterrupted red line across the globe though, we spent a lot of time in the past weeks thinking about what's important to us, what we don't want anymore and what consequences to draw from that. That's why we walk to the harbour of Batumi today to enquire about ferry connections. Unfortunately to no avail because it's the weekend.
Sonntag, 6. April
Arbeit am Blog und am Musikvideo, das wir neulich in Tskaltubo gefilmt haben. → Resultat
Working on the blog and on the music video we filmed in Tskaltubo the other day. → result
Montag, 7. April
11 Uhr: Marsch zum Büro eines Fähranbieters, wo man uns noch nicht sagen kann, ob heute Abend ein Platz auf der Fähre für uns frei ist. Wir sollen um 3 Uhr nochmal kommen.
15 Uhr: Marsch zum Büro des Fähranbieters, wo man uns noch immer nicht sagen kann, ob wir heute Abend Platz auf der Fähre haben. Wir sollen unsere Nummer dalassen, sie rufen uns um 6 Uhr an.
18 Uhr: kein Anruf, eh klar. Erneuter Marsch zum Büro des Fähranbieters, der zwar nicht explizit erwähnt, ob es heute Abend einen Platz für uns gibt, aber wir sollen 480 € bezahlen. In bar.
19 Uhr: hektischer Stadtrundgang auf der Suche nach einem Bankautomaten, der Euros ausspuckt. Fehlanzeige, und auch in den vielen Casinos haben wir kein Glück. Also Planänderung: Wechselstuben vergleichen UND dabei eine finden, die entsprechend viele Euros vorrätig hat. Georgische Lari abheben und umtauschen.
20 Uhr: Marsch zum Büro des Fähranbieters zwecks Geldübergabe und Aufnahme der Personalien. Wir nehmen an, dass wir also doch einen Platz bekommen haben.
21 Uhr: Check-out aus dem Hostel, das unser Zimmer großzügigerweise geblockt hat, für den Fall, dass wir doch nochmal übernachten müssen.
22 Uhr: Marsch zum Hafen und Check-in auf der Fähre, wo wir uns eine Viererkajüte mit einem amerikanischen Touristen teilen. Alle anderen Passagiere sind LKW-Fahrer, die sich untereinander kennen. Schullandheim auf dem Wasser!
3 Uhr: Stilles Auslaufen aus dem wunderschön beleuchteten Hafen von Batumi. ნახვამდის, საქართველო! Auf Wiedersehen, Georgien!
11 am: Hike to the office of a ferry operator where they cannot tell us yet if there will be room for us on the ferry tonight. We have to come back at 3pm.
3 pm: Hike to the ferry office where they still cannot tell us if we will have a place on the ferry tonight. We have to leave our number so that they can phone us at 6 pm.
6 pm: No phone call, of course not. Another hike to the ferry office where they don't explicitly mention if there will be room for us tonight, but we have to pay 480 Euros. In cash.
7 pm: Frantic walk around the city to find an ATM which coughs up Euros. No luck, and the many casinos aren't any help either. So change of plans: comparing exchange offices AND finding one that carries sufficient Euros. Taking out Georgian Lari and exchanging them.
8 pm: Hike to the ferry office to hand over the money and take down our particulars. We assume there will be some room for us on the ferry tonight after all.
9 pm: Check-out from the hostel which graciously has blocked our room in case we have to stay overnight again.
10 pm: Hike to the harbour and check-in on the ferry, where we share a 4-bed cabin with an American tourist. All other passengers are lorry drivers who mostly know each other. School camp on the water!
3 am: Quiet sailing out of the lovely illuminated harbour of Batumi. ნახვამდის, საქართველო! Goodbye, Georgia!
Gegangene Strecke: gute 24 km
Nachtlager: Kajüte auf einer Fähre
Neueste Erkenntnisse: Die schönsten Momente entstehen oft aus einer total mistigen Lage heraus. Es gibt Toilettenspülungen, die Sachen wieder zutage fördern, die längst verschwunden geglaubt waren. Nur weil ein Diktator irgendwo zur Welt gekommen ist, heißt das noch lange nicht, dass die ganze Stadt unfreundlich ist. Wir sind total froh, Georgien jetzt doch noch per Fahrrad zu erkunden. Am meisten berühren uns so Komplimente wie "Ich mache diese Tour schon seit sechs Jahren, aber so viel wie mit euch habe ich noch nie gelacht." oder "Immer, wenn ihr hier reinkommt, bringt ihr Sonne ins Haus mit eurer Fröhlichkeit." Der Preis einer Unterkunft sagt rein gar nichts darüber aus, was man dafür bekommt. Die vielen Vorschriften in unseren Heimatländern sind oft nervig, aber sorgen für zuverlässige Standards.
Newest insights: The most beautiful moments often arise from a really crappy situation. There are toilet flushes which bring back things that were considered gone already. Just because a dictator was born in a place, doesn't mean the whole city is unfriendly. We are so happy we explore Georgia by bike now after all. Compliments like "I've been doing this tour for six years, but I've never laughed as much as with you guys." or "Every time you guys walk in here, you bring sunshine into the house with your good mood." are touching us the most. The price of an accommodation doesn't say anything at all about what you will get for it. All those rules and regulations in our home countries might be annoying at times, but they provide reliable standards.
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