Bulgaria was not on our agenda at all when we planned this trip - and yet, here we are again. Eleven years after riding through it on the Western end, we now discover the Eastern part and are positively surprised.
Bulgarien hatten wir überhaupt nicht auf dem Schirm, als wir diese Reise planten - und jetzt sind wir doch wieder hier. Elf Jahre, nachdem wir den Westen des Landes mit dem Fahrrad durchquert haben, entdecken wir nun den Osten und sind positiv überrascht.
Dienstag, 8. April
Stiller, aber sehr stimmungsvoller Abschied von Georgien um drei Uhr morgens von der Fähre aus.
Quiet but very atmospheric goodbye from Georgia on the ferry at three o'clock in the morning.
Im Bordrestaurant herrscht die in Schullandheimen übliche Aufgekratztheit des ersten Abends: die LKW-Fahrer scheinen sich alle untereinander zu kennen und haben Berge von Meeresfrüchten und ein zerlegtes Spanferkel auf mehreren Tischen verteilt, die sie mit noch größeren Mengen an Selbstgebranntem runterspülen. Eine lustige Truppe!
In the on-board restaurant, there is the usual boisterousness of the first night of any school camp: all the lorry drivers seem to know each other, and they have piled incredible amounts of seafood and a carved suckling pig on several tables, washing everything down with even bigger amounts of home-distilled brandy. Quite the frolic troop!
Keine Ahnung, was wir erwartet haben. Aber nach der langwierigen und umständlichen Platzreservierungsaktion gestern sind wir positiv überrascht, wie sauber, leise, bequem und gut organisiert die eigentliche Fahrt verläuft. Dave und ich teilen diese Viererkajüte mit dem einzigen anderen Touristen an Bord, Kyle aus Seattle. Das Bett oben rechts wäre wahrscheinlich für Etienne gewesen, einen Backpacker aus Quebec, den wir letzte Woche in Kutaisi kennengelernt haben, aber der hat seine Reisepläne geändert.
No idea what we expected. But after the tortuous path to our reservation yesterday, we are positively surprised at how clean, quiet, comfortable and well organized the actual passage goes. Dave and I share this four-berth cabin with the only other tourist on board, Kyle from Seattle. The top right bunk would probably have been for Etienne, a backpacker from Quebec we met in Kutaisi last week, but who changed his plans.
Mittwoch, 9. April
Land in Sicht! Bei meinem ersten Spaziergang heute Morgen traue ich meinen Augen nicht und halte die Buckel am südlichen Horizont für Wolken. Doch dann kreisen auf einmal Schwalben über dem Schiff. Ein Blick aufs Tablet verrät mir, wie nah wir an der türkischen Küste entlangfahren:
Land in sight! I don't trust my eyes when I take my first walk this morning, taking the humps at the horizon in the South as clouds. But then, there are swallows wheeling above the ship suddenly. One glance at the tablet reveals how close to the Turkish coast we are:
Noch spannender ist es, die Delfine zu beobachten, die manchmal neben uns herschwimmen, denn es ist wirklich keine sehr aufregende Reise.
Spotting some dolphins swim aside us is even more fascinating because other than that, it's not a very exciting journey.
Nach dem Mittagessen begehe ich den Fehler, die Trucker-Truppe beim Vorbeigehen im Speisesaal auf Georgisch zu grüßen. So schnell kann ich gar nicht schauen, stellen sie mir einen Stuhl in den Weg und mehrere Gläser und Teller vor mich hin: selbstgebrannter Tschatscha, Fanta, Kaffee, Schokoladenkekse, geräucherter Fisch und der Saukopf von dem Gelage in der Nacht. Den Schnaps darf ich nicht ablehnen, das weiß ich, das ist die empfindlichste Stelle jedes georgischen Gastgebers. Okay, also einen. Einen kleinen, bitte...
Passing by them after lunch, I make the mistake to greet the group of truckers in the dining hall in Georgian. Before I understand what's going on, they put a chair in my way and several glasses and plates in front of me: home-made Chacha, Fanta, coffee, chocolate cookies, smoked fish and the roasted pig head from the nightly feast. I mustn't decline the schnapps, I know, that's the most sensitive spot of any Georgian host. Okay, but only one. A small one, please...
Den Rest des Tages verbringe ich damit, mich auf den Horizont zu konzentrieren. Einmal fährt sogar ein anderes Schiff vorbei, ansonsten passiert nichts. Aufs Abendessen verzichte ich lieber, so dass ich einen überstürzten Besuch des Badezimmers vermeiden kann. Dave hat leider etwas weniger Glück: Beim Abendessen bekommt auch er einen Schnaps, der wenige Stunden später als Fischfutter endet.
I spend the rest of today trying to focus on the horizon. Once, another ship passes us, that's it for entertainment. I also skip dinner and thus manage to avoid a rush visit to the bathroom. Dave is not quite as lucky: He has to drink a shot after dinner which ends up as fish feed only a few hours later.
Donnerstag, 10. April
Endlich, im Sonnenaufgang nähern wir uns Bulgarien.Finally, we approach Bulgaria during sunrise.
Unsere Fahrräder und ein Großteil des Gepäcks warten unten im Frachtraum. Gleich nachdem wir die Fähre verlassen, geht's zur Passkontrolle - die EU hat uns wieder. In Daves Fall leider, denn 90 Tage für eine Radltour durch Europa ist äußerst knapp bemessen. Da dürften die Schengenländer ruhig langsam nachjustieren. Mal sehen, ob es zumindest eine Verlängerung gibt!
Our bikes and the majority of our luggage await us downstairs in the cargo area. Right after leaving the ferry, we proceed to the passport control - and are back in the EU. Which is unfortunate for Dave, because 90 days is an extremely tight window for a cycling tour through Europe. The Schengen countries should really readjust that soon. We need to find out if there's at least an extension!
Gefahrene Strecke: 1180 km per Fähre, 11 km per Fahrrad
Durchschnitt: 22,3 km/h
Nachtlager: Hostel in Burgas
Freitag, 11. April
Wir sind in Bulgarien - voll komisch. Sowohl unsere Gleichgewichtsorgane als auch unsere Köpfe können es noch gar nicht wahrhaben.
We are in Bulgaria - so weird. Both our equilibrium organs and heads have a hard time getting used to that fact.
93 Störche nutzen die Gelegenheit, in der frisch gegrubberten Erde nach Fressbarem zu suchen. Sie fliegen nur kurz auf, wenn der Bulldog ihnen zu nahe kommt, und landen direkt hinter ihm wieder.
93 storks seize the opportunity to look for comestibles in the freshly cultivated field. They only fly up quickly when the tractor comes too close, and land again right behind it.
Sobald es möglich ist, verlassen wir den Küstenhighway und schlüpfen an vier oder fünf "Verbot für alle Fahrzeuge"-Schildern vorbei auf eine Strecke, die derzeit über 40 Kilometer saniert und ausgebaut wird. Hier rumpelt es zwar hin und wieder, dafür sind wir fast alleine unterwegs und haben Ruhe.
As soon as we get a chance, we leave the coastal highway and slip past four or five "Road closed" signs onto a stretch which is being reconstructed and upgraded for 40 kilometres at the moment. Sometimes, the surface is a little bit rough here, but we nearly have it to ourselves and it's quiet.
Je höher wir klettern, desto schönere Ausblicke auf die östlichsten Hügel des Balkangebirges und das Schwarze Meer erarbeiten wir uns. An einigen Stellen liegt sogar Schnee.
The higher we climb, the more beautiful views we earn on the Eastern hills of the Balkan mountains and the Black Sea. There's even snow on the ground in some places.
Daves erster Platten! Klar, in so einer lang gezogenen Baustelle liegen genügend LKW-Reifenteile rum, die einzigen Feinde unserer unempfindlichen Mäntel. Wir schaffen es bis zum höchsten Punkt auf 471 Metern, wo wir in einer Mulde zelten, die uns vor dem Wind schützt.
Dave's first flat tyre! Of course, in such a long construction zone, there are enough truck tyre bits laying around, the only enemies of our impassible tyres. We make it to the highest point at 471 metres, where we camp in a little dip which protects us from the wind.
Gefahrene Strecke: 50,58 km
Anstieg: 653 m
Durchschnitt: 12,26 km/h
Nachtlager: Wiese auf dem Djulinski Pass
Samstag, 12. April
Zahnpasta auf der Nase. Wenn's schön macht... Hinter dem Zelt liegt Schnee, damit können wir uns heute ausgiebig waschen.
Toothpaste on the nose. Whatever makes you pretty, I guess... With the snow behind our tent, we get to really clean ourselves today.
Im nächsten Dorf wärmen wir uns mangels anderer Angebote mit Tee und Kaffee aus dem Automaten im Hintergrund auf. Es ist ungewöhnlich kalt derzeit, nachdem der Frühling schon ein paar Tage vorbeigeschaut hat.
Due to a lack of other options, we warm up with tea and coffee from the vending machine in the background in the next village. It is unusually cold at the moment, after spring has already paid a short visit last week.
Jaja, diese Zeichen kennen wir mittlerweile. Sie scheinen in Bulgarien jedoch ausschließlich für Zeppeline und Tretboote zu gelten - alles andere mogelt sich munter dran vorbei.
Yeah, we know these signs by now. In Bulgaria though, they seem to apply only to zeppelins and pedal boats - every other vehicle merrily ignores them.
Rapsfelder fügen der grün-braunen Landschaft hübsche Farbtupfer hinzu.
Canola fields add some pretty colour to the green-brown landscape.
Kurz vor Varna überholt uns ein Pärchen aus der Gegend und zeigt uns seinen Lieblingsplatz im Wald: Ruhe, Schatten, weiches Gras...
Just before Varna, a couple from around here catches up with us and leads us to their favourite spot in the forest: Silence, shade, soft grass...
... und frisches Trinkwasser. Perfekt!
... and fresh drinking water. Perfect!
Gefahrene Strecke: 63,1 km
Anstieg: 639 m
Durchschnitt: 14,35 km/h
Nachtlager: Wiese am Waldrand bei Zvezditsa
Palmsonntag, 13. April
Mist! Eine unserer Schlafmatten ploppt, als sich Dave in der Früh aufsetzt, und damit hat die Matte eine dicke statt zwei dünne Luftkammern auf der einen Seite. Nach 12 Jahren im Gebrauch, bei jedem Wetter, jeder Temperatur und jedem Untergrund kein Thema: Diese Dinger waren jeden Euro wert, und wir bestellen noch heute zwei Nachfolger. Blöd ist nur, dass der große Münchner Campingladen, in dem wir sie damals erworben haben, zwar seinem Namen nach auf Weltenbummler eingerichtet ist - aber leider, leider nicht ins Ausland liefern kann, wenn man ein deutscher Bestandskunde ist. Und wenn man dann gezwungenermaßen an eine Adresse in Deutschland liefern lässt, aber von einem ausländischen Internetanbieter aus, berechnet er automatisch 30 Euro Versandgebühr, obwohl es während des gesamten Bestellvorgangs hieß: "Versand innerhalb Deutschlands frei". Herzlichen Dank für die Kundenorientiertheit, DORFtrotter!
Crap! One of our air mattresses gives a popping sound when Dave sits up in the morning, and from then on it has got one thick air chamber instead of two thin ones on one side. After 12 years of usage, in every weather, every temperature and on every ground, that's okay: Those things have been worth every Euro, und we order two replacements right away. The stupid thing is that while the outdoor shop in Munich where we bought them bears the name Globetrotter, it still won't ship anywhere but Germany if you are a regular customer with a German address in your file. And when you have your parcel shipped to an address in Germany but order it from a foreign internet provider, they still charge you a 30 Euro delivery fee, although during the whole ordering process, the screen kept saying: "free delivery within Germany". Thanks a lot for your customer orientation, VILLAGEtrotter!
Die Einfahrt nach Varna auf der über zwei Kilometer langen → Asparuhovbrücke ist spektakulär und erinnert uns an die Überquerung des Golden Gates per Fahrrad vor zwölf Jahren. Nur dass die Asparuhovbrücke offiziell für Fahrräder gesperrt ist, so dass wir weder Platz noch Zeit haben zum Stehenbleiben, Staunen und Fotografieren.
Entering Varna on the more than two kilometres long → Asparuhov bridge is spectacular and reminds us of crossing the Golden Gate by bike twelve years ago. Only that the Asparuhov bridge is officially closed for bicycles, so that we have neither place nor time to stop, marvel and take pictures.
Kathedrale von Varna.Cathedral of Varna.
Gefahrene Strecke: 13,83 km
Palmsonntag wird in Bulgarien groß gefeiert, mit langen Warteschlangen vor jeder Kirche, Blumensträußen und Tänzen. Wir spazieren bis zur Strandpromenade und sehen lauter fröhliche, festlich gekleidete Menschen, die genau Dasselbe tun. Für uns ist es der Abschied vom Schwarzen Meer.
Palm Sunday is a big deal in Bulgaria, with long queues in front of every church, flower bouquets and dances. We stroll to the sea promenade and see lots of happy, festively dressed people doing the exact same thing. For us, it is our goodbye to the Black Sea.
Mädchen in traditionellen Kleidern singen vor einem beachtlichen Publikum. Gestern haben wir solche Gruppen in den Dörfern von Haus zu Haus gehen sehen, wo sie von den Familien schon erwartet wurden und für ihre Lieder Geld, Blumen und Süßigkeiten bekamen. Damit es gerecht zugeht, gibt es in der Weihnachtszeit einen ähnlichen Brauch, wo die Buben rumgehen. Sternsingen vielleicht?
Girls in traditional clothes sing in front of a substantial audience. Yesterday, we saw groups like this in the villages, going from door to door where families were already awaiting them and rewarded them with money, flowers and sweets for their songs. To serve justice, we are told there is a similar custom during the Christmas season where the boys go around. Maybe carolling?
Nachtlager: Hostel in Varna
Montag, 14. April
Wir legen einen dringend benötigten Waschtag ein und videotelefonieren mal wieder mit daheim. Die Nachricht, dass wir plötzlich zurück in Europa sind, stößt tendenziell auf Enttäuschung. Aber keine Sorge: Wir bleiben nicht lang!
We take a long overdue laundry day and videochat with home once again. The news of us suddenly being back in Europe is mostly met with disappointment. But don't worry: We won't stay for long!
Neben einem Hafen, einer Uferpromenade und einer riesigen Fußgängerzone mit unzähligen modernen Geschäften, Restaurants und Cafés gibt es in Varna auch eine antike römische Therme. Grund genug für einen kleinen Stadtspaziergang, während die Wäsche trocknet.
Aside from a harbour, a sea promenade and a huge pedestrian district with countless modern shops, restaurants and cafés, there is also an ancient Roman thermal bath in Varna. Reason enough for a little walk through the city while our laundry is drying.
Dienstag, 15. April
Ab Varna fahren wir westwärts, am Varnasee entlang. Was auf der Karte wie eine idyllische Nebenstraße ausschaut, entpuppt sich als 30 Kilometer lange und viel zu enge Schwerlasttrasse zwischen Schwarzmeerhafen und Autobahn, gesäumt von stinkenden, hässlichen Industrieanlagen am Ufer. Eine Schande, wir sind richtig grantig und genervt.
From Varna, we go westward along the Varna lake. What looks like an idyllic side road on the map, turns out to be a 30 kilometre long and way too narrow route for heavy goods vehicles between the Black Sea harbour and the motorway, lined with evil-smelling, ugly industrial facilities on the shore. A disgrace, we are really grumpy and annoyed.
Und weil das noch nicht reicht, knalle ich auch noch bei voller Fahrt gegen eine unschuldige Biene. Es dauert eine Weile, bis ich irgendwo stehenbleiben und den Stachel aus meinem Unterarm ziehen kann. Autsch! Der gute alte Schwedenbitter von meiner Oma hilft sofort - und während ich ihn trocknen lasse, fällt mir auf, dass heute ihr 105. Geburtstag wäre.
And because that's not enough yet, I hit an innocent bee at full speed. It takes a while before I can stop somewhere to pull its sting out of my forearm. Ouch! The good old Swedish herbs from my grandmother help immediately - and while I let them dry, I remember that it would have been her 105th birthday today.
Nachdem wir die Autobahn unterquert haben, wird es endlich ruhiger. Oder eigentlich perfekt: bis auf ein paar Traktoren kein Verkehr mehr, alles grün und gepflegt.
After underpassing the motorway, our road finally becomes quieter. Or perfect, really: no traffic at all apart from a few tractors, and everything green and manicured.
In Novi Pazar kaufen wir beim Bäcker auf Französisch ein (bulgarischer Osterzopf - ein Gedicht!), dann machen wir uns an den letzten Berg von heute.
In Novi Pazar, we top up our provisions in a bakery in French (Bulgarian Easter bread - sheer poetry!), then we tackle the last hill for today.
Ganz oben biegen wir ab auf einen Feldweg, und der führt uns zu einem der schönsten Zeltplätze bisher: windgeschützt, sauber, ruhig, weiches Gras, uneinsehbar, aber mit Aussicht. Als Abendunterhaltung beobachten wir den Verkehr auf der Autobahn und dem Bahngleis weit unter uns und den Sternenhimmel oben drüber.
At the very top, we turn into a farm road which leads us to one of the nicest campspots on this tour so far: sheltered from the wind, clean, quiet, soft grass, out of sight but with a view. As our evening entertainment, we watch the highway and train traffic far below us and the starry sky above.
Gefahrene Strecke: 77,69 km
Anstieg: 687 m
Durchschnitt: 16,75 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 55,44 km/h
Nachtlager: Wiese bei Kaspichan
Mittwoch, 16. April
Sonnenaufgang nach einer sehr erholsamen Nacht. Wenn weder elektrisches Licht noch W-Lan uns aufhalten, ist um spätestens halb neun Uhr Schlafenszeit!
Sunrise after a very restful night. When neither electrical lights nor WiFi keep us up, it's sleepy time at half past eight at the latest!
Lavendelfelder hätten wir hier nicht erwartet.We wouldn't have expected lavender fields around here.
![]() |
У = U, Ш = sch/sh, И = i |
So einen Empfang bekommt nicht jeder! Natürlich stelle ich mich in Uschintsi zu meinem personalisierten Willkommensschild am Ortseingang. Übrigens ist die kyrillische Schrift wohl hier in der Gegend entstanden und wurde ab 900 n. Chr. von Bischof Konstantin von Preslaw verbreitet, einem Schüler von Kyrills Bruder Method.
Not everybody gets greeted like this! Of course I pose with my personalized welcome sign at the entrance to a village named Ushintsi. By the way: The cyrillic alphabet is believed to originate from this area, and it has been promulgated from 900 AD by Bishop Constantine of Preslav, a disciple of Cyril's brother Methodius.
In Razgrad sind wir mit einem Warmshowers-Gastgeber verabredet, aber viel zu früh dran. Zeit für unser erstes Eis heuer!
We have arranged a stay with a Warmshowers host in Razgrad, but we arrive much too early. Time for our first ice cream this year!
Martin und Gabriela empfangen uns vor ihrem Haus in Razgrad, aber da sich noch ein weiterer Radlfahrer angekündigt hat und sie nicht so viel Platz haben, fahren wir zu einem See in der Nähe, wo Martins Cousin ein Fischercamp betreibt. Hauptsächlich sehen und hören wir dort Gänse.
Martin and Gabriela welcome us in front of their house in Razgrad, but since there will be another cyclist and they don't have so much room, we all go to a nearby lake where Martin's cousin runs a fishing camp. We mostly see and hear geese there, though.
Am Lagerfeuer kochen und ratschen wir, bis das Champions League-Viertelfinale beginnt.
We cook and chat around the campfire until the quarter finals of the Champions League start.
Gefahrene Strecke: 81,51 km
Anstieg: 663 m
Durchschnitt: 16,9 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 57,89 km/h
Nachtlager: Fischercamp in Osenets (Warmshowers)
Gründonnerstag, 17. April
Martin und Gabriela müssen heute wieder arbeiten, Dan radelt weiter Richtung Istanbul, und wir nehmen das Angebot an, noch einen Tag hierzubleiben.
Martin and Gabriela have to work again today, Dan rides on towards Istanbul, and we happily accept the offer to stay here for another day.
Es gibt kein Internet, so dass ich endlich einmal wieder ein richtiges Buch lese, während Dave und die Gänse für eine urgemütliche Hintergrundmusik sorgen.
There is no internet, so I finally get to read a proper book again while Dave and the geese provide a leisurely soundtrack.
Weil wir keine Vorräte dabei haben, fahren wir mittags kurz nach Osenets zum Einkaufen. Die Bauernhöfe in der Gegend haben alle diese gewebten Scheunenwände zur Straßenseite hin.
Because we haven't got any food with us, we ride into Osenets at noon to go shopping. The farms around here all have these woven barn walls on the street side.
Hoppala! Dieses Schild ist Dave gestern gar nicht aufgefallen, als wir in dem Fischercamp angekommen sind.
Oops! Dave didn't notice this sign last night when we first arrived at the fishing camp.
Apropos Fischer: An diesem See ist es nicht erlaubt, die Beute zu behalten und zu essen, sondern man schießt nur kurz ein Beweisfoto und lässt das Tier danach wieder frei (heißt auf Englisch "Catch and Release", ist in Deutschland wegen Tierquälerei verboten). Das hält die Leute jedoch nicht davon ab, ihre geländegängigen Fahrzeuge mit einer irrsinnigen Ausrüstung vollzuladen, die den gesamten Vormittag lang ausgepackt und aufgebaut wird, wenn sie für einen einzigen Nachmittag hierherkommen.
Apropos of fishing: It's not allowed to keep any of your caught fish from this lake to eat them, so you only take a picture and release them again (prohibited in Germany because it's animal cruelty). Which doesn't keep people from stuffing their pickup trucks with some insane equipment which takes a whole morning to unpack and set up when they come here for a single afternoon.
Dieser Typ beispielsweise hat vier Angeln aufgebaut. Das hellgrüne Gerät auf dem Wasser ist ein ferngesteuertes Boot, das die Angelschnüre mit Haken dran auf den See rauszieht. Aber nicht einfach nur blind irgendwohin. Auf der Unterseite ist eine Kamera installiert, die dem Fischer per Piepsignal mitteilt, wenn sich Fische in der Nähe befinden. Per Display auf der Fernsteuerung ermittelt er die optimale Position, parkt das Boot, macht unten eine Klappe auf und lässt Angelschnur samt Haken los.
This guy for example has four fishing rods set up. The light green device on the water is a remote controlled boat that pulls the fishing lines with the hooks out into the lake. But not just blindly whereever. There is a camera mounted to the bottom which tells the fisherman with a beeping signal when there are fish nearby. With the display on the remote control, he determins the optimal position, parks the boat, opens a hatch at the bottom and lets go of the lines with the hooks.
Haken und Schnur bleiben draußen, bis es wieder piepst, das Boot fährt leer zurück. Krass!
Hook and line stay out on the lake until it beeps again, the boat returns to the shore empty. Crazy!
Karfreitag, 18. April
Ruse, unsere letzte Station in Bulgarien, erweist sich als richtig coole Stadt, auch wenn es wieder keine gescheite Eisdiele gibt. Dafür Fahrradwege und gleich fünf neue Kollegen, die uns auf der Straße ansprechen: erst Phil und Hugo aus Irland, danach drei junge Kerle aus Bukarest, die heute zu ihrer ersten großen Radltour nach Istanbul aufgebrochen sind.
Ruse, our last stopover in Bulgaria, turns out to be a really cool city, even though it also doesn't have a proper ice cream parlour. But bike paths and five new colleagues who chat us up in the street: first Phil and Hugo from Ireland, then three young dudes from Bucharest who have just left for their very first big cycling tour to Istanbul today.
Wir passieren die Grenze auf der 2,8 Kilometer langen Freundschaftsbrücke von 1954. Seit diesem Januar sind sowohl Bulgarien als auch Rumänien Schengenstaaten, deshalb gibt es weder Passkontrollen noch Gepäckdurchsuchungen. Die ehemaligen Grenzgebäude dienen als Mautstation, aber Fahrräder dürfen kostenlos über die Donau. Was für ein Panorama von der Brücke! Leider machen die LKW-Fahrer hinter uns nicht den Eindruck, als hätten sie viel Verständnis dafür, wenn wir kurz zum Fotografieren stehenbleiben.
We cross the border on the 2.8 kilometre long bridge of friendship from 1954. Since this January, both Bulgaria and Romania have been Schengen countries, so there are neither passport nor luggage controls. The former border buildings are now used as toll gates but bicycles can cross the Danube river for free. What an epic panorama from the bridge! Unfortunately, the lorry drivers behind us don't look like they have got a lot of patience for us stopping briefly to take pictures.
So euphorisch wir nach diesem wunderschönen Empfang in Rumänien sind, so schwierig gestaltet sich die Schlafplatzsuche. Erst nach 19 Uhr werden wir hinter einem Fußballfeld in einem kleinen Dorf fündig, und zufällig bauen wir unser Zelt genau unterhalb eines beliebten Aussichtspunktes auf, dem Crucea de la Călugăreni.
As euphoric we are after this beautiful entrance to Romania, as difficult the search for a night roost proves to be. It's already after 7 pm when we find something behind a football field in a small village, and happen to set up camp directly underneath a popular view point, the Crucea de la Călugăreni.
Das Kreuz aus dem 17. Jahrhundert verspricht einen schönen Blick in die Umgebung, aber wir brauchen heute keine zusätzlichen Höhenmeter mehr!
The cross from the 17th century promises a nice view over the surrounding landscape but we clearly don't need any additional altitude metres now!
Gefahrene Strecke: 103,82 km
Anstieg: 552 m
Durchschnitt: 17 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 55,85 km/h
Nachtlager: Wiese in Crucea de Piatră
Karsamstag, 19. April
Es ist nicht mehr weit bis in die Hauptstadt, und auf unserer Straßenseite herrscht kaum Verkehr. Die Gegenrichtung jedoch bewegt sich im Schneckentempo Richtung langes Wochenende im Grünen, die ganze Stadt scheint zu fliehen. Hoffentlich heißt das nicht, dass der Campingplatz voll belegt ist!
It's not far to the main capital anymore, and on our side of the road there is hardly any traffic. The oncoming side though only moves towards their long weekend in the countryside in snail speed, the whole city seems to escape. Hopefully that doesn't mean the campground will be full!
Glück gehabt: Der Grill- und Picknickpark nebenan platzt aus den Nähten vor lauter feierwütigen Familien, die Parksituation ist ein einziges Chaos, aber im Campingplatz ist es lang noch nicht voll. Nach dem standesgemäßen Empfang mit hochprozentigem Sauerkirschlikör richten wir uns ein und lernen Roman kennen, einen verrückten Rentner aus der Schweiz, der uns während eines gemütlichen Grillabends mit seinen launigen Abenteuergeschichten unterhält.
Lucky us: The barbecue and picknick park next door is ready to burst at the seams from all those families in holiday fever, the parking situation is sheer chaos, but the campground still has enough room. After the obligatory welcome with some powerful sourcherry liqueur, we set up and get to know Roman, a crazy pensioner from Switzerland who entertains us with his witty adventure stories over a nice barbecue.
Als Mr. Mini Mack reiste er in den 80er Jahren um die Welt, einmal per Lastwagen und einmal per Tretroller, um Geld für die Kinderkrebshilfe zu sammeln. Heute kommt er einmal jährlich mit einer großen Kleider- und Spielzeugspende nach Rumänien - selbstverständlich mit allerlei Schweizer Spezialitäten für sein eigenes kulinarisches Überleben!
He used to travel around the world as Mr. Mini Mack in the 1980s, once by truck and once by scooter, to raise money for children's cancer aid. Now, he comes to Romania annually with a big load of clothes and toys to donate them to children in need - of course also bringing all sorts of Swiss specialties for his own survival!
Gefahrene Strecke: 39,48 km
Durchschnitt: 16,54 km/h
Nachtlager: Campingplatz am Stadtrand von Bukarest
Neueste Erkenntnisse: Bulgarien hat sich unglaublich gemausert in den vergangenen zehn Jahren, aber es fehlt immer noch an Eisdielen. Wir haben das Mülltrennen verlernt, und dass man als Fußgänger Rechte hat. Mit einem billigen Hotelfön kann man sich die Haare dauerhaft kaputtfrittieren. Eine saubere Umgebung und rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer machen sofort gute Laune.
Newest insights: Bulgaria has really cast its old feathers in the last ten years, but there still is a desperate need for proper ice cream parlours. We have to relearn waste separation, and that pedestrians have rights. With a cheap hotel hairdryer, you can fry your hair into a permanent damage. A clean environment and considerate drivers enhance our mood right away.