Riding along the coast of the Black Sea, we embrace the beginning of autumn, enjoy Turkish hospitality, the fresh air and the lovely scenery. We take a break from cycling to visit Cappadokia, the dry and mountainous heartland by train, and then continue our bike tour towards Georgia.
An der Schwarzmeerküste entlang radeln wir in den Herbst. Wir genießen die herrliche Landschaft, die frische Luft und die türkische Gastfreundschaft. Um Kappadokien zu sehen, legen wir eine kurze Radlpause ein und fahren mit dem Zug ins trockene und bergige Landesinnere. Danach geht's wieder aus eigener Kraft weiter Richtung Georgien.
Samstag, 7. September:
Traditionelles türkisches Frühstück bei unserer Gastfamilie in Bandırma: Brot, Sesamstangerl, gebratene Wurst, mehrere Sorten Oliven, Gurken, Tomaten, selbst gemachtes Paprikachutney, Butter, mehrere Sorten Käse, Honig, Halva, Erdbeerkompott, Aprikosenmarmelade, Obst. Nicht im Bild, weil noch aufm Herd: Omelette. Ohne Eier in irgendeiner Form wird man schließlich nicht satt, so die einhellige Meinung. Ach ja, und Tee. Ohne den läuft in diesem Land überhaupt nix.
Traditional Turkish breakfast in our host family's place in Bandırma: bread, sesame buns, fried sausage, several types of olives, cucumbers, tomatoes, home made red pepper chutney, butter, different cheeses, honey, halva, strawberry compote, apricot jam, fruits. Not in the picture, because still on the stove: omelettes. Everybody agrees that without eggs in one form or another, it's not a decent meal. Oh, and tea. Nothing ever happens without tea.
Auf dem Wäscheständer neben dem Esstisch trocknen diese eingekochten Gemüsestückchen, die in den nächsten Tagen zu Pulver gerieben werden. Für den Winter ergibt das eine würzige Suppengrundlage. Wir bekommen sogar etwas davon mit auf den Weg, zusammen mit Brotzeit und Kuchen. On the laundry rack next to the dining table, these boiled down vegetable bits are drying. In a few days, they will be ground to powder to make some aromatic soup stock for the winter. We get some to take with us, on top of bread and cake.
Da wir um 13 Uhr erst loskommen, erreichen wir das Radfahrerhaus in Başköy erst bei Einbruch der Dunkelheit. Trotzdem kommen Inanç und Muhammed noch vorbei, um uns aufzusperren und alles zu zeigen. Leider sind wir die einzigen Gäste, aber sonst finden wir hier alles, was wir brauchen, sogar eine Waschmaschine!
Since we only leave at 1pm, we arrive at the cyclists' clubhouse in Başköy at dusk. Inanç and Muhammed still come by to open the door for us and show us around. Unfortunately, we are the only guests, but we find everything else we need - even a washing machine!
Gefahrene Strecke: 85 km
Anstieg: 392 m
Durchschnitt: 18,85 km/h
Nachtlager: Bisiklet-Haus in Başköy
Sonntag, 8. September:
Es regnet. Trotzdem ist es so warm, dass die Wäsche schon müffelt, als ich sie in der Früh aufhängen will. Also gleich wieder rein in die Maschine und Planänderung: Wir bleiben heute hier.
Although it's raining, it's still so warm that our laundry already smells musty when I want to hang it up in the morning. So, back into the machine it goes, and we quickly change our plan: We stay here.
Im Gästebuch entdecke ich, dass die junge Argentinierin, die vergangenen Herbst bei Dave und mir zu Gast war, auch schon hier übernachtet hat. Das gibt's ja nicht! Als ich ihr schreibe, erfahre ich, dass sie davor ebenfalls bei Tansels Familie in Bandırma untergekommen ist. Was für ein Zufall!
In the guestbook, I discover the entry of an Argentinian cyclist who stayed with Dave and me last year in autumn. How crazy is that? When I write her a message, she replies that she was also hosted by Tansel's family in Bandırma before that. What a coincidence!
Passende Deko im Blumenbeet vor dem Radfahrerhaus.
Suitable decoration in the flowerbed in front of the cyclists' house.
Auch heute bleiben wir die einzigen Gäste des Fahrradvereins, dafür bekommen wir Besuch von einem Nachbarn, der mit Feigen aus seinem Garten zum Ratschen vorbeischaut. Und uns Hilfe anbietet, falls wir was brauchen.
We remain the only guests of the cyclists' association all day, but we get visited by a neighbour who drops in for a chat with figs from his garden. And offers us help, in case we need anything.
Die Nachbarn in diesem kleinen Dorf sind ein echtes Highlight. Mittags suchen wir vergeblich einen Laden, um etwas Essbares zu kaufen. Auf der Straße spricht uns Murat, ein ehemaliger Profiboxer an, und eine Nachbarin kommt aus ihrem Garten, als sie uns sieht. Wir werden zum Dorfcafé geschickt, und Murat brüllt schon mal unsere Bestellung über die Straße. Dann bringt er kurz seine Plastiktüte voller Sardinen heim (Wo hat er die eigentlich her?), bevor er uns am Tisch Gesellschaft leistet und mit Hilfe seines Handy-Übersetzers den anderen Männern im Café unsere Geschichte weitererzählt.
Wir sind noch nicht ganz fertig mit unserem Toast, als an einem anderen Tisch einer aufsteht, eine Melone aus seinem Kofferraum holt und sie an unserem Tisch in mundgerechte Stückchen aufschneidet.
The neighbours in this small village are a true highlight. At lunchtime, we walk around without avail, trying to find a shop with something edible. Murat, a former professional boxer, approaches us in the street, and a lady comes out of her garden when she sees us. We are sent to the village café, and Murat bellows our order across the street. Then he quickly brings home his plastic bag full of sardines (Where did he get those, by the way?) before joining us at our table and passing on our story to the other men in the café with the help of his translation app.
We're not quite done eating our toast yet when a guy gets up from another table, grabs a melon from his car boot and cuts it into bitesize pieces at our table.
Und dann sind da noch diese zwei Hunde, die regelmäßig in den Garten kommen und nach dem Rechten schauen.
And finally, there are these two dogs who come into the garden on a regular basis, checking in on us.
Montag, 9. September:
Von heute gibt es keine richtigen Fotos, weil wir ausschließlich durch Bursa, eine wenig fotogene Großstadt fahren und dementsprechend mit Navigieren beschäftigt sind. Eher ätzend.
There are no proper pictures of today because we solely ride through Bursa, a less than photogenic city that drags on forever and keeps us busy with navigating. Rather awful.
Aber der Name dieses Stadtbezirks heitert mich auf, er erinnert mich an unser Theater 2018. Jetzt hab ich den ganzen Tag die Liesi vor Augen: "Merhaba!" - "Nix merhaba. Mehr Arwat!"
Only the name of this district cheers me up because it reminds me of a funny scene in our theatre from 2018.
Wir schaffen viel weniger Strecke als gedacht und sind abends gezwungen, in einem extrem unterdurchschnittlichen Hotel zu übernachten: 3. Stock ohne Aufzug, Schimmel im Bad, komplett abgenutzte Ausstattung. Als Parkmöglichkeit für die Räder empfiehlt man uns zunächst die kostenpflichtige Tiefgarage am Stadtplatz und teilt uns dann die Wand gegenüber der Treppe im Eingangsbereich zu. Doch die Hotels in der Nachbarschaft sehen alle nicht besonders vielversprechend aus, und wir haben absolut keinen Dampf mehr, um jedes abzuklappern.
We accomplish way less kilometres than expected and see ourselves forced to take an extremely subpar hotel for the night: 4th floor without elevator, mould in the bathroom, completely worn down interior. They suggest to park our bikes in a public underground garage at our cost before assigning us the wall in the staircase next to the front door. But the other hotels nearby don't look any more promising, and we simply haven't got any steam left to pound the streets at this point.
Gefahrene Strecke: 48 km
Anstieg: 395 m
Durchschnitt: 15 km/h
Nachtlager: Hotel in Kestel
Dienstag, 10. September:
Frühstück beim Bäcker, gefolgt vom täglichen Wasserkauf und Flaschen auffüllen. Nachdem wir uns durch ein weiteres stinkendes und qualmendes Industriegebiet gekämpft haben, verlassen wir endlich Bursa - und es wird ein fast perfekter Radltag. Breakfast in a bakery, followed by our daily water purchase and bottle fill-up. After fighting our way through another stinking and smoking industrial area, we finally leave Bursa behind - and it turns into a nearly perfect cycling day.
Langsam, sehr langsam wird die Landschaft wieder interessanter. Auf den Feldern wachsen Tomaten, Himbeeren, Paprika, Kohl, Mais, Granatäpfel und Sonnenblumen. Die Leute in den Dörfern sind richtig nett, kommen auf uns zu und bieten spontan Hilfe an, winken uns von den Ladeflächen aller möglichen Vehikel aus zu und freuen sich, dass wir ausgerechnet bei ihnen vorbeifahren. Slowly, very slowly, the landscape gets more interesting again. There are tomatoes, raspberries, peppers, cabbage, corn, pomegranates and sunflowers growing in the fields. The people in the villages are really friendly, approaching us and offering their help spontaneously, waving at us from the cargo beds of all sorts of vehicles, genuinely happy that we've crossed paths it seems.
Die Entscheidung, auf die Nebenstraße abzubiegen, war genau richtig: Ins Dorf Terziler hat sich laut Auskunft der Einheimischen noch nie ein Tourist gewagt. Entsprechend neugierig werden wir von den Männern im Café begutachtet, auf einen Tee eingeladen und befragt. It was the right decision to turn onto the side road: No tourist has ever ventured to come to Terziler, as the locals tell us. No wonder we get eyed up curiously by the men in the café, invited for some tea and interviewed about our journey and lifestyle.
Einzig die vier riesigen Kangals mit ihren Stachelhalsbändern, die in einem nicht eingezäunten Feld auf eine Schafherde aufpassen und uns bemerken, bringen uns vorübergehend aus der Ruhe. Die Hirtenhunde sind eine spezielle Rasse, die es auch mit Wölfen aufnimmt. Leider erkennen sie uns auf den Fahrrädern nicht als Menschen, deshalb schalten sie sofort auf Verteidigung. Wir schreien dem Hirten und grüßen, der pfeift sie zurück. Puh!
Only the four giant Kangals with their spiked collars who are guarding sheep on a fenceless field and notice us, unsettle us all of a sudden. They are a special breed of shepherd's dogs that can fend off wolves. Unfortunately, they don't recognize us as humans when we roll past on our bikes, so they switch to defence mode instantly. We shout at the herdsman and greet him, he whistles them back. Phew!
Erntearbeiter in einem Tomatenfeld. People harvesting tomatoes in a field.
Alle paarhundert Meter gäbe es hier eine Campingmöglichkeit, aber wir haben einen Berg vor uns, den wir heute noch schaffen wollen. There would be plenty of camping opportunities in this area, but we've got a hill ahead of us which we'd still like to get underneath us today.
Kurz unterm "Gipfel" auf 430 Metern biegen wir ab auf eine Forststraße, wo wir mit Sicherheit niemandem im Weg sind. Die Aussicht rundrum ist schön, und als in der Nacht der Wind aufhört, wird es mucksmäuschenstill. Endlich! Ich habe meinen Tinnitus so lange nicht mehr gehört, dass ich ihn fast feiere, als er sich meldet. Just under the "summit" on 430 metres, we turn into a forestry road where we sure won't be in anybody's way. It's a beautiful panoramic view from up here, and when the wind stops at night, it gets as quiet as a mouse. Finally! I haven't heard my tinnitus for such a long time that I nearly rejoice when it comes back.
Gefahrene Strecke: 69,34 km
Anstieg: 546 m
Höchstgeschwindigkeit: 58 km/h
Durchschnitt: 15 km/h
Nachtlager: an einer Forststraße bei Eğerce
Mittwoch, 11. September:
Sonnenaufgang im Wald.
Sunrise in the forest.Wachturm über dem Flusstal. Ansonsten gibt es hier oben nur Natur, richtig schön!
Watch tower above the river valley. Other than that, it's pure nature up here, really beautiful!
Und dann auf einen Schlag eine Mordsbaustelle mitten in der gottverlassenen Landschaft! Hier wird an der noch schnelleren Hochgeschwindigkeitszugverbindung zwischen Ankara und Istanbul gebastelt, durch die man in ein paar Jahren in 1,5 Stunden von der Hauptstadt an den Bosporus fahren können soll. Von wegen Hochgeschwindigkeit: Die dazu gehörenden Bauarbeiter, Lastwagenfahrer und Vermessungsingenieure haben alle Zeit der Welt für einen Plausch mit uns, erklären uns ihr Projekt, versorgen uns mit insgesamt sechs Flaschen Wasser, reichen uns Joghurt aus der Fahrerkabine und bieten uns immer wieder Whiskey oder eine Zigarette an.
And then on one fell swoop, a doozy of a construction zone right in the middle of this godforsaken scenery! They are building an even faster high speed train connection between Ankara and Istanbul so that in a few years from now, you can get from the capital city to the Bosphorus in 1.5 hours. Well, speaking of high speeds: The construction workers, lorry drivers and land surveyors we meet have all the time in the world for a little chat with us, they explain their project to us, supply us with a total of six bottles of water, hand us some yoghurt out of the driver's cab and offer us (almost insist) whiskey or cigarettes here and there.
Während der Weiterfahrt werden wir danach ständig mit den lustigen Hup-Fanfaren der Lastwagen gegrüßt. Anscheinend haben wir jetzt lauter gute Bekannte unter den LKW-Fahrern!
As we continue our journey, we get greeted by the cheerful fanfare-like truck horns all the time. Seems like we've got lots of new friends amongst the semi drivers now!
So schön der Abstecher war, so anstrengend war er auch. Zurück an der Nationalstraße, steuern wir die erste Tankstelle an, genehmigen uns ein verspätetes Mittagessen mit Nickerchen und fahren dann flott weiter. Ein junger Glaser, der schon zweimal wild hupend an uns vorbeigefahren ist, nähert sich ein drittes Mal und fuchtelt aus dem Fenster: Ohne zu bremsen, wirft er Dave eine Rolle Schokokekse zu und braust davon.
As nice as the detour was, it was also quite strenuous. Back on the national road, we aim at the first petrol station, treat ourselves to a late lunch with a nap and then go on much faster. A young glazier who has passed us twice already, honking madly, appears again and brandishes something out of the window: Without slowing down, he throws a package of chocolate cookies at Dave and buzzes off.
Der erste Platten unserer Tour: In meinem Hinterreifen stecken drei Metalldrähte. Kein Wunder bei den vielen Reifenteilen auf der Standspur! Normalerweise schaffen wir es gut, den fiesen Gummifetzen auszuweichen, aber heute liegt einer neben dem anderen. Hoffentlich haben wir alle Übeltäter gefunden!
The first flat tyre of our trip: There are three metal wires stuck in my back tyre. No wonder with all the truck tyre bits on the shoulder! Usually, we manage to avoid those malicious rubber shreds, but today, there is one next to the other. Hopefully, we found all the culprits!
Bis Sakarya sind es am späten Nachmittag noch 50 Kilometer, aber dank des leichten Gefälles schaffen wir es vor Einbruch der Dunkelheit bis zum Vereinsheim des hiesigen Fahrradvereins. Der Vorstand, Mert, kommt vorbei und lässt uns ins Haus, wo wir ein paar Tage bleiben können.
In the late afternoon, we still have 50 kilometres to Sakarya, but thanks to a slight decline, we reach the local cyclists' house before dusk. Mert, head of the cyclists' association, comes to welcome us and open the clubhouse where we can stay for a couple of days.
Gefahrene Strecke: 88,25 km
Anstieg: 380 m
Durchschnitt: 18,46 km/h (Rekord, oder?)
Nachtlager: Bisiklet-Haus in Sakarya
Donnerstag, 12. September:
Das gibt's ja nicht! Beim Schmökern im Gästebuch finden wir den Eintrag eines jungen Herrn ausm Ländle, den wir vor etwas mehr als einem Jahr vor dem Edeka in Taufkirchen aufgegabelt haben. Damals waren er und sein Vater mit den Rädern unterwegs Richtung Neuseeland, und Dave und ich haben die beiden mit zu uns nach Hause genommen, weil es nur geregnet hat.
No way! Browsing through the guestbook, we find an entry from another guest that Dave and I had in our house last year: Back then, he and his father were cycling from Germany to New Zealand, and we met them just outside our local supermarket on a rainy day, asking them if they needed a place to stay for the night.
Am Abend trifft sich der Fahrradclub zu einem gemeinsamen Ausflug. Natürlich sind wir eingeladen mitzufahren, und sicher wäre so eine gesellige Tour eine schöne Abwechslung, aber wir sehen uns eher weniger in der Lage, in der Dunkelheit mit den Rennrädern mitzuhalten.
At night, some members of the cyclists' association meet at their clubhouse for an evening tour. Of course, we are invited to join them, and surely a group bike ride would be nice for a change, but we don't really see ourselves keeping up with all the road bikes in the dark.
Freitag, 13. September:
Am Morgen holt uns Mert mit dem Auto ab und lädt uns auf eine Suppe ein. Das ist nämlich auch so eine türkische Tradition zum Frühstück, und eine gute Gelegenheit zum Ratschen und Kennenlernen.
Danach setze ich mich mit dem Laptop in die Bäckerei und arbeite am Blog. Dave spielt viel Woiperdinger und tauscht Reiseerfahrungen mit Marco aus, einem weiteren Gast im Radfahrer-Haus. Irgendwie sind alle der Meinung, die Route quer durchs Landesinnere sei schöner und einfacher zu fahren als die am Schwarzen Meer entlang. Hmmm...
In the morning, Mert picks us up by car and takes us out to a soup kitchen. That's another Turkish tradition for breakfast, and a nice opportunity for us to chat and get to know each other.
Later, I sit in the bakery with the laptop, working on the blog. Dave plays Woiperdinger for hours and exchanges travel experiences with Marco, another guest in the cyclists' house. For some reason, everybody thinks the route right through the country's center is nicer and easier to ride than the one along the Black Sea. Hmmm...
Samstag, 14. September:
Nach einem sehr netten Abschied von Mert dauert es nicht lang, bis wir auf der Nebenstrecke, die wir uns ausgesucht haben, in einem Bauernhof steckenbleiben. Also doch wieder auf die Hauptstraße!
After a very touching farewell to Mert, it's not long before Dave and I get stuck in a farm at the end of the side road we chose. Back to the main highway it is!
Mittagspause an einem Obststand und die sehr kurzlebige Begeisterung, als wir diese Riesenflasche kaufen - in der Annahme, es handle sich um Sprudelwasser. Ein paar Schlucke von dieser unsäglichen Süßstoffschorle, mehr schaffen wir beim besten Willen nicht!
Lunch break at a fruit stand and the very short-lived excitement when we buy this large bottle - assuming we've tracked down carbonated water after all. A few sips of this 2.5 litre aspartame non-sugar water is all we can manage before tossing the rest.
Ankunft am Schwarzen Meer. Nach langem Hin und Her haben wir uns dafür entschieden, bei unserem alten Plan zu bleiben und an der Küste entlang zu fahren, auch wenn sie zunächst sehr bucklig ist: Wir wollen Grün, wir wollen Kühl, wir wollen Regen.
Arrival at the Black Sea. After thinking back and forth for a long time, we finally decided to stick with our original plan and ride along the coast, even if it's going to be very hilly at first: We want green, we want cool, we want rain.
Hinter Karasu finden wir zwischen den Dünen am Luft Beach ein Plätzchen für die Nacht. Der richtige Campingplatz ist ausgerechnet seit heute geschlossen. Das tut dem Besitzer so leid, dass er uns Äpfel und Feigen vorbeibringt, als wir das Zelt in der Nähe aufbauen.
After Karasu, we find a place for the night between the dunes of Luft Beach. The real campground is closed as of today which the owner is so sorry for that he brings us some apples and figs when we set up our tent just around the corner.
Gefahrene Strecke: 72 km
Anstieg: 118 m
Höchstgeschwindigkeit: 57,8 km/h
Durchschnitt: 18 km/h
Nachtlager: am Luft Beach bei Karasu
Sonntag, 15. September:
Heute ist Tag der Überraschungen. Wir hatten keinen Plan, aber mit solchen Kuriositäten hätten wir nicht gerechnet! Zum Beispiel, dass wir um halb 9 Uhr schon im Sattel sitzen. Wo gibt's denn sowas? An einer Tankstelle machen wir Klo- und Teepause und lernen zwei Polizisten kennen, die wir im Lauf des Tages viermal sehen.
Today is a day of surprises. We didn't have any plan, but we surely didn't expect such oddities either. For example that we already sit in our saddles at half past 8. That's never happened before! At a petrol station, we take a toilet and tea break and get to know two policemen whom we meet four times in the course of the day.
Ein Stückchen weiter radelt uns Özgür aus Fürth entgegen, also treffen wir uns in der Mitte zum Ratschen. Er kennt uns schon, weil ihm der Campingplatzbesitzer von Güzelyalı Fotos von uns gezeigt hat.
A bit further on, Özgür from Germany rides towards us, so we meet in the middle for a chat. He already knows us because the owner of the campground in Güzelyalı showed him our picture.
An einer Straßenkontrolle kurz hinter diesem Fluss unterhalten wir uns mit drei weiteren Polizisten und sind erstaunt über deren Offenheit.
We chat to three more policemen at a traffic control station after this river, and are surprised about their openness.
Wieder was gelernt: Anstatt den Tee immer schlückchenweise servieren zu lassen, bestellen wir ab sofort gleich eine Kanne. Ein bisschen abgekühlt und mit etlichen Zuckerstücken umgefüllt in meine eigene Thermosflasche, ersetzt mir der Schwarztee die ganzen Süßgetränke, mit denen ich mich bisher gedopt habe.
Learned something new: Instead of having tea served by the sip, we order it by the pot from now on. Cooled down a bit and filled into my own thermos bottle with some sugar cubes, it replaces all the sweet drinks I used to boost myself with.
Recht viel weiter kommen wir heute nicht mehr, denn es holt uns ein gewaltiger Regensturm ein. Wir retten uns unters Dach eines Campingplatzes und warten ein paar Stunden, bevor wir das Zelt aufbauen können. Da kommen auch schon die Nachbarn mit Tee und Keksen rüber...
We cannot go much further today because a massive rainstorm catches us. We flee under the roof of a campground and wait for a few hours before it's possible to set up the tent. The neighbours come over with tea and cookies for a chat...
Gefahrene Strecke: 44,3 km
Anstieg: 309 m
Höchstgeschwindigkeit: 58 km/h
Durchschnitt: 16,57 km/h
Nachtlager: Campingplatz hinter Akçacoca
Montag, 16. September:
Die Sonne scheint wieder und trocknet unser Zelt, aber die Luft ist sooo herbstlich frisch nach dem gestrigen Sturm, dass das Atmen echt Spaß macht.
The sun is shining again, drying our tent, but after yesterday's storm, the air is sooo fresh and autumny that it's really fun to breathe.
Mangels anderer Möglichkeiten genehmigen wir uns ein traditionelles türkisches Frühstück in einem Café mit Meerblick. Das Foto entstand, bevor der gebackene Käse, die unvermeidlichen Pommes und die frischen Schuxn serviert wurden. Auf Anfrage darf ich einen Großteil des Essens in unsere Tupperdose packen, doch den Kellnern ist ihre Verwirrung ob unseres leichtgewichtigen Appetits deutlich anzumerken. Schließlich handle es sich doch um eine reguläre Menge für zwei Personen.
For lack of other options, we indulge in yet another traditional Turkish breakfast in a café overlooking the sea. The photo was taken before the arrival of baked cheese, inevitable fries and warm dough pastries. On our request, we are allowed to pack the majority of the food into a lunchbox. But you can see clearly how baffled the waiters are upon our lightweight appetite. And they emphasize again that this is an average amount for two adults.
Es folgen tolle Landschaften, schöne Aussichten und der absolut perfekte Zeltplatz mit Meerblick auf 513 Metern, direkt an der Straße, aber schön versteckt, sauber und ungestört.
Gorgeous landscapes, nice views and an absolutely perfect tent spot with sea view on 513 metres. Directly next to the road but tucked away, clean and undisturbed. Can't ask for more.
Gefahrene Strecke: 46,8 km
Anstieg: 583m
Durchschnitt: 13,73 km/h
Nachtlager: Versteck am Highway bei Gökçeler
Dienstag, 17. September:
Auf dieses Plätzchen sind wir ganz schön stolz!
We're really proud of this place!
Der nächste stolze Moment: Wir können dem Kellner mit Händen und Füßen und Übersetzungsapp klarmachen, dass wir nur die süßen Sachen vom Frühstück möchten. Die reichen allemal!
Next proud moment: We succeed at explaining to the waiter with our hands, feet and translation app that we only want the sweet things from the breakfast menu. That's sufficient by any means!
Klopause an einer Tankstelle. Schnell merken diese drei Fellknäuel, dass meine Haxen lecker salzig schmecken. Jetzt krieg ich die nimmer los!
Toilet stop at a petrol station. These three fur balls realize quickly that my legs taste salty. Yum! Now I cannot get rid of them anymore.
Die Fahrt bis Zonguldak ist nicht besonders ereignisreich. Die Gegend hat große Bedeutung für den Kohleabbau und dadurch sehr viele Verbindungen nach Deutschland, vor allem ins Ruhrgebiet. Wir sehen überdurchschnittlich viele Recklinghauser und Duisburger Autokennzeichen und werden häufig einfach auf Deutsch angequatscht. Meistens handelt es sich entweder um Leute, die in den 60er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen und jetzt als Rentner wieder heimgekehrt sind, oder deren erwachsene Kinder, die in Deutschland aufgewachsen sind und ihre Verwandten in der Türkei besuchen.
The ride to Zonguldak is not very eventful. It's a very important area for coal mining, so there are many connections to Germany, especially to the former heavy industry area at the Ruhr river. We notice more than average German licence plates from that region and are addressed in German a lot. In most cases, they are people who went to Germany as "guest workers" in the 1960s and now have come home as retirees, or the grown up children of that generation who were born and raised in Germany and are here to visit relatives.
Die Stadt ist nicht besonders hübsch, aber das Hotel, in dem wir unverhofft landen, hat sogar von der Tiefgarage aus eine atemberaubende Aussicht. Und, noch viel wichtiger: einen Aufzug bis vor unsere Zimmertür!
The city is not particularly pretty but the unexpected hotel that we end up in, even offers some breathtaking views from the underground parking lot. And, more importantly: an elevator up to our room door!
Gefahrene Strecke: 32,64 km
höchster Punkt: 524 m
Höchstgeschwindigkeit: 56 km/h
Durchschnitt: 16 km/h
Nachtlager: ****Hotel in Zonguldak
Mittwoch, 18. September:
Heute wird's bucklig! Dafür werden wir mit vielen wunderschönen Ausblicken belohnt:
Today is going to be a hilly one! But we get rewarded with many beautiful views:
An diesem Berg arbeiten wir am längsten, teilweise mit Steigungen von 15%, so dass wir oft schieben müssen. Das Frustrierende an solchen Küstenlandschaften ist, dass es danach genauso steil wieder runter und gleich wieder hoch geht. In einem Dorf an der Straße werden wir auf einen Tee in ein "Männer-Café" eingeladen, und jemand bietet uns eine Dusche bei sich zu Hause an. So nett!
This is the mountain we work on the longest, in parts with 15% grades so that we have to walk often. The frustrating thing about coastal roads like this is that afterwards, they go downhill just as steep right away and up again on the other side. In a village along the road, we are invited into a "men's café" for some tea, and somebody offers us a shower in their house. So kind!
Unser Warmshowers-Gastgeber arbeitet Spätschicht und will, dass wir bis Mitternacht auf ihn warten: Wir sagen ab, denn wir sind hundemüde! Leider gibt es am Strand in Filyos nur Stellplätze für Wohnmobile, aber zwei Polizisten erlauben uns, das Zelt unter den Bäumen im Park aufzustellen. Einer der vielen freilaufenden Hunde freundet sich mit Dave an und vertreibt seine Artgenossen von unserem Zeltplatz. Danke!
Our warmshowers host works late and wants us to wait for him until after midnight: We cancel the appointment because we are dog-tired! Unfortunately, there are only caravan campsites at the beach in Filyos, but two policemen allow us to pitch our tent under the trees in the park. One of the many stray dogs befriends Dave and chases away its conspecifics from our lot. Thanks!
Als Gegenleistung kriecht er in der Nacht ins Vorzelt und weicht nicht mehr von unserer Seite, als ein heftiges Gewitter über uns tobt, der Regen das komplette Gelände überflutet und der Sturm so am Zelt rüttelt, dass wir vorsichtshalber schon mal alle Taschen packen...
As a return service, he crawls into our vestibule during the night and won't budge an inch when a heavy thunderstorm is blustering above us, the rain floods the whole surrounding area and the wind shakes the tent so fiercely that we pack all our bags as a precaution...
Gefahrene Strecke: 38 km
Anstieg: 434 m
steilster Buckel: 15 %
Höchstgeschwindigkeit: 55,38 km/h
Durchschnitt: 13,4 km/h
Nachtlager: am Strand von Filyos
Donnerstag, 19. September:
Die winzige Anhöhe, auf der wir gezeltet haben, ist der einzige Fleck im Park, der in der Nacht nicht unter Wasser stand. Im Laufe des Morgens zieht sich das Wasser zurück, so dass wir trockenen Fußes auf die Straße gelangen. Trotzdem ist das Zelt komplett eingesaut vom Spritzwasser, und die Pfützen sind nicht tief genug um es richtig zu säubern. Wäh!
The tiny elevation we camped on is the only spot in the park that didn't get flooded during the night. In the course of the morning, the water recedes so that we get to the road with dry feet. Still, the tent is completely sodden with mud splashes, and the puddles aren't deep enough to clean it properly. Ugh!
Burg und Altstadt von Filyos.
Castle and old town of Filyos.Auf dem Weg Richtung Bartın halten wir an einer Tankstelle mit Waschanlage, um unser Zelt zu reinigen. Die Metallhaken an der Wand sind zufällig genau an der perfekten Stelle, und ohne Münzeinwurf sprüht der Hochdruckreiniger so sanft, dass er das Material nicht schrottet.
On our way towards Bartın, we stop at a petrol station with a carwash to clean our tent. The metal hooks on the wall happen to be exactly at the right places, and without putting any coins into the slot, the pressure washer sprays gently enough to not wreck the material.
Insgesamt dauert die Prozedur über zwei Stunden, aber sie war unumgänglich!
In total, the procedure takes over two hours, but it was inevitable!Kaum wollen wir losfahren, entdeckt Dave schon wieder einen Platten an meinem Hinterreifen: Ein Metalldraht von neulich steckt noch im Mantel, aber wir bekommen ihn einfach nicht rausgezogen. Dave drückt ihn so weit in den Gummi, bis er nicht mehr zu spüren ist, und flickt den Schlauch. Hoffentlich reicht das!
Just when we're ready to go, Dave discovers another puncture on my bike: One of the metal wires from the other day is still in the back tyre, but we cannot pull it out. Dave pushes it into the rubber until he cannot feel it anymore, and patches the tube. Hopefully, that's enough!
Wir haben heute keine Lust mehr auf eine Stadt, drum suchen wir kurz vor Bartın einen Zeltplatz. Auf einer überwucherten Wiese gegenüber einer Moschee werden wir fündig...
We don't fancy a city tonight, so we search for a camp spot before Bartın and find an overgrown pasture across the street from a mosque...
Gefahrene Strecke: 45,61 km
Durchschnitt: 17 km/h
Nachtlager: Wiese in Tuzcular
Freitag, 20. September:
Von Tuzcular bis Bartın ist es nur ein Katzensprung, und sofort werden wir ein paarmal angesprochen und willkommen geheißen. Wir finden auf Anhieb ein Hotel mitten in der Stadt, in dem wirklich alles passt.
From Tuzcular, it's only a stone's throw to Bartın, and right away, we get chatted up and welcomed a few times by random people. We find a hotel downtown at first go in which everything is as it should be.
Alles? Naja, fast alles. Der Hausmeister muss nur zweimal einen neuen Schlauch montieren, und schon können wir duschen. Also zumindest, bis ich plötzlich den abgerissenen Duschkopf in der Hand halte. Danach schraubt Dave nochmal selber rum, so dass er ebenfalls Wasser von oben bekommt.
Everything? Well, almost. The maintenance guy only has to mount a new hose twice before we can have a shower. Or at least I can until I'm holding the ripped off shower head in my hand. In order to also have water from above, Dave has to screw around somewhat first.
Wesentlich schwieriger gestaltet sich die Suche nach einem Waschsalon, denn sowas gibt's hier nicht. Ein Mann aus Bremen hilft uns, eine Reinigung zu finden und übersetzt auch gleich, was wir haben wollen. Danke!
Finding a laundry is substantially harder because such a thing simply doesn't exist here. A man from Germany helps us find a dry cleaner and also translates what we need. Thank you!
Neue Entdeckung: Eis mit Halva obendrauf (kalter Grießbrei mit wahlweise Sesam-, Pistazien- oder Schokoladengeschmack, soweit ich das verstehe). Ebenfalls neu: mein zusammengewürfeltes Waschtag-Outfit, bestehend aus einem frischen engen Shirt für drunter, einem mittelfrischen T-Shirt von Dave und einer Leggins, die ich schnell selber im Waschbecken sauber kriege. Viel zu warm, aber mein Bikinioberteil hat leider den Geist aufgegeben...
New discovery: ice cream topped with Halva (cold semolina pudding with sesame, pistachio or chocolate flavour, as far as I understand). Also new: my thrown together laundry day outfit, consisting of a fresh tight shirt, a semifresh T-shirt borrowed from Dave and a pair of leggings I can wash quickly in the sink myself. Way too warm but my bikini top has finally gone belly up...
Gefahrene Strecke: 8,6 km
Nachtlager: Hotel in Bartın
Samstag, 21. September:
Wir können unsere Wäsche erst um 14 Uhr abholen, drum bleiben wir heute hier.
We can only pick up our laundry at 2pm so we stay here.
Mein Büro vom Hotelzimmer aus gesehen. Üblicherweise sind Hotels ja internetfreie Zonen, während Cafés, Restaurants und Tankstellen meistens stabiles W-Lan haben. Ich arbeite den ganzen Tag am Blog, damit der Eintrag über Istanbul endlich mal fertig wird. Dave kümmert sich um die Wäsche und spielt Musik.
My office, seen from our hotel room. Like usual, hotels are internet-free zones while cafés, restaurants and petrol stations mostly offer stable WiFi. I work on the blog all day to get the entry about Istanbul finished. Dave takes care of the laundry and plays music.
Abends spazieren wir wieder durch die Stadt und holen nochmal ein Eis mit Halva.
In the evening, we stroll through the town and get some ice cream with Halva again.
Sonntag, 22. September:
Die ältesten Häuser von
Bartın. Wir kommen erst um 12 Uhr los, aber es wird ein herrlicher Radltag! The oldest buildings of Bartın. We only leave at noon but it turns into a fabulous cycling day!
Teilweise herbstelt es schon, und wir genießen die schöne, kühle, grüne Fahrt am Fluss entlang durch den Wald.
You can already feel autumn creeping in, and we enjoy the nice, cool, green ride along the river and through the forest.
Stausee am Gök
ırmak.
Water reservoir at Gökırmak river.Späte Mittagspause kurz vor Abdipaşa mit toller Aussicht über das Tal.
Late lunch just before Abdipaşa, with a great view over the valley.
Von hier oben wirken die türkischen Hirtenhunde gar nicht so angsteinflößend, und es ist interessant, sie bei der Arbeit zu beobachten.
From up here, the Turkish shepherd's dogs don't appear as frightening, and it's interesting to watch them at work.
Zum großen Erstaunen aller Dorfbewohner verlassen wir die Nationalstraße bei Ovacuma. Wieder einmal radeln wir durch ein Nest, das noch nie fremde Besucher gesehen hat, geschweige denn Radfahrer, die mit schwerem Gepäck die schmale Gasse Richtung Hinterausgang strampeln. Manche halten uns auf und warnen uns vor dem steilen Berg, der da gleich kommt. Wir sollten doch besser auf dem Highway bleiben und nach Safranbolu fahren, das sei so eine schöne Stadt. Andere winken und wünschen uns eine gute Reise.
Und die haben wir! Die nächsten Tage werden ein stilles Highlight unserer Tour, genau wie wir es uns erhofft haben. Wir sind total froh, dass wir unserem Bauchgefühl gefolgt und den offensichtlichen Besuchermagneten ausgewichen sind, genießen die abwechslungsreiche Landschaft und beobachten im Vorbeifahren die unverstellte Lebensart der ländlichen Bevölkerung. Das Dorf Tintin erstreckt sich lose über mehrere Serpentinen, und da wir einen guten Teil der Strecke schieben müssen, werden wir oft von den Frauen gegrüßt, die ihre Kühe auf die Weide treiben, und von den Männern, die mit den abenteuerlichsten Vehikeln an uns vorbeifahren. Kinder sehen wir kaum. Es ist eine kleine Welt, in der man sich mit den einfachsten Mitteln möglichst langlebige Provisorien zurechtbastelt und dann zufrieden mit dem Tagwerk einen Tee trinkt. So von 11 bis 16 Uhr, dann gibt's Kahve und Gebäck, um die lange Zeit zwischen Frühstück und Abendessen zu überbrücken.
To the great astonishment of all villagers, we leave the national road at Ovacuma. Once again, we ride through some nest that has never seen foreign visitors, let alone cyclists pedalling down the narrow alleyway towards the back exit with heavy luggage. Some of them stop us and warn us about the steep hill ahead. We'd better stay on the highway and visit Safranbolu, a really nice city. Others wave at us and wish us a nice trip.
And that's what we have! The following days will be a quiet highlight of our tour, exactly what we hoped for. We are so glad we followed our gut instinct and avoided the obvious tourist magnets, enjoy the varied scenery and watch the undisguised way of life of the rural population as we roll past it. Tintin village extends loosely over several switchbacks, and since we have to walk a good part of it, we are often greeted by the women wrangling their cows to a pasture, and by the men driving past us in the most adventurous vehicles. We don't see any children though. It's a small world in which you tinker a long-lasting stopgap solution with what's available, and then, pleased with today's effort, have some tea. From about 11am to 4pm, then it's time for kahve and pastries to bridge the long time between breakfast and dinner.
Wir schaffen den Berg nicht ganz, aber das macht nix: Auf einer Kuhweide direkt an der Straße finden wir einen idealen Fleck für unser Zelt, sogar mit Aussicht. Kaum sind wir eingezogen, fängt es an zu regnen. Beim Schreiben des Tagebuchs stelle ich fest, dass wir heute die 4000 Kilometer geknackt haben.
We don't quite finish the hill today, but that's okay: On a cow pasture right next to the road, we find an ideal spot for the tent, even with a view. As soon as we've moved in, it starts to rain. When I write the diary, I realize that we've cracked the 4000 kilometres today.
Gefahrene Strecke: 56,3 km
Anstieg: 714 m
Durchschnitt: 15 km/h
Durchschnittstemperatur: 20 Grad Celsius!
Nachtlager: auf einer Kuhweide neben der Straße
Montag, 23. September:
Am Morgen ist es wieder trocken, aber unter uns hängen noch die Wolken von der Nacht.
It's dry again in the morning, but the clouds from last night still hang in the air underneath us.
Landschaft und Straße sind ideal für uns, so mitten in der türkischen Pampa fühlen wir uns teilweise wie in Kanada!
Countryside and road are ideal for us, we feel like we are in Canada sometimes out in the Turkish sticks!
In Eflani werden wir zunächst stumm und ungläubig angeschaut, als wir mit einem Riesenhunger ins Ortszentrum rollen. Touristen, und dann auch noch ausländische, seien hier noch nie durchgefahren, sagt man uns. Ein paar Leute sprechen uns direkt auf Deutsch an, und dann schleppt einer einen Journalisten an, der uns für die Lokalnachrichten fotografieren will. Wir vertrösten ihn auf nach dem Mittagessen und setzen uns an einen Tisch vor einer Bäckerei, also quasi auf den Gehsteig. Auf der anderen Straßenseite lehnen unsere Räder an einer Wand und ziehen ihrerseits viele irritierte Blicke auf sich. Irgendwie lustig: Wer ist jetzt hier das Zootier und wer der Besucher?
Nach dem Essen gesellt sich wieder ein Paar zu uns, das auf Heimatbesuch aus Deutschland gekommen ist. Die zwei erzählen dem Journalisten unsere Geschichte weiter, und das Ergebnis ist folgender Artikel:
Bisikletli AlmanIn Eflani, we are stared at silently and disbelieving at first, as we roll into the town centre with a ravenous appetite. Tourists, and foreign ones above all, have never come through here, we are told. Some people start talking to us in German straightaway, and then somebody drags a journalist our way who wants to take our picture for the local news. We put him off to after lunch and sit down at a table in front of the bakery, meaning on the sidewalk. On the other side of the street, our bicycles are leaning against a wall, drawing many bewildered looks on their part. The question amuses us: Who is the zoo animal now, and who is the onlooker?
After lunch, another couple approaches us. They are visiting their homeland from Germany and pass on our story to the journalist, and this article is the result: Bisikletli Alman Herbstfarben auf dem Vormarsch.
Autumn colours on the rise.
Auf 1200 Metern, also an der höchsten Stelle dieses Abschnitts, machen wir Feierabend - wieder direkt an der Bundesstraße, bzw. an einem Feldweg darüber, wo uns kein Mensch sieht. Wie auch gestern, beginnt der Zeltaufbau mit einer Partie Kuhfladengolf, danach graben wir zum ersten Mal seit... keine Ahnung wann, die Jacken und dicken Socken aus den Tiefen der Satteltaschen hervor und kochen sofort einen Tee. Das restliche heiße Wasser nutzen wir für unser geliebtes Waschlappenbad: Tropfen Shampoo in den Topf, Lappen rein und einmal Komplettreinigung. Mann, tut das gut!
Als wir gefühlt spätnachts (also um 21 Uhr) nochmal aufs Klo gehen, haben wir einen wunderbaren Sternenhimmel über uns, und es herrscht absolute Stille.
On 1200 metres, the highest point of this leg, we call it a day - directly next to the highway, or better: on a forest path above it where nobody can see us. Just like yesterday, the setup starts with a round of cowpatty golf, and afterwards, we dig out our jackets and thick socks from the bottom of our panniers for the first time since... no idea when, and we make tea. The leftover hot water is for our beloved sponge bath: drop of shampoo into the pot, dip the facecloth, full body wash. Man, that feels so good!
When we go pee in the middle of the night (so at 9pm), we've got a wonderful starry sky above us, and it's absolutely silent.
Gefahrene Strecke: 54,42 km
Anstieg: 877 m
Durchschnitt: 11,6 km/h
Nachtlager: neben dem Highway zwischen Eflani und Daday
Dienstag, 24. September:
Heute pressiert gar nix. Wir lassen den Hochnebel verziehen und die Sonne das Zelt trocknen, bevor wir gemütlich aufstehen. Dave schläft aus und ich übe ein paar neue Sätze Türkisch. Endlich können wir es morgens im Zelt aushalten, obwohl die Sonne draufscheint!
Today, we are not in a hurry at all. We wait for the high fog to disappear and the sun to dry the tent before we get up leisurely. Dave sleeps in and I practise some new sentences in Turkish. Finally, we can bear being in the tent although the sun is shining onto it!
Danach rollen wir durch einen kanadischen Kiefernwald bergab, ein Traum! Beim Mittagessen in Daday kommen wir mit einigen Forstarbeitern ins Gespräch, aber sie wollen uns einfach keine Campingtipps geben. Schade! In den Bauerndörfern läuft die Gras- und Maissilage auf Hochtouren, man richtet sich anscheinend auf einen langen Winter ein. Im Unterschied zu daheim hat nicht jeder Hof sein eigenes Silo, sondern alle Nachbarn helfen zusammen und bringen die Vorräte zu einem riesigen Sammelplatz im Ort.
Afterwards, we roll downhill through a Canadian pine forest, a dream! Over lunch in Daday, we talk to a group of foresters, but they won't give us any camping tips. Too bad! The grass and corn silage making is going full speed in the farm villages, it looks like they are preparing for a long winter. In contrast to my home, not every farm has its own silo, but all neighbours work together, bringing all stocks to a big accumulation point in the village.
Ziel des Tages ist Kastamonu, eine lang gestreckte Stadt an einem Fluss, sehr gepflegt, aber nicht für Touristen übertrieben aufpoliert. Die Suche nach der Adresse unserer Gastfamilie gestaltet sich äußerst schwierig, weil sie auf keiner App existiert und wir an einem Tor hängenbleiben. Eine Passantin schickt uns den steilen Berg wieder runter.
Goal for the day is Kastamonu, a longish city on a river, very well-groomed but not overly polished for tourists. Finding our host family's address is really difficult because it's not on any app and we get stuck at a gate. A woman sends us back down the steep hill.
Wir probieren es andersrum und werden wieder aufgehalten. Von einem Mann, der uns gestern in den Nachrichten gesehen hat: "Wir wussten schon, dass ihr kommt!", sagt er und zeigt uns den Artikel auf seinem Handy. Dann ruft er Ibrahim, unseren Warmshowers-Gastgeber an, der uns kurzerhand mit dem Fahrrad abholt.
We try it the other way and are stopped again. By a man who has seen us in the news yesterday: "We knew you were coming!", he says and shows us the article on his phone. Then he calls Ibrahim, our warmshowers host, who picks us up by bike without further ado.
Die Familie empfängt uns sehr herzlich, wir bekommen ein eigenes Zimmer und ein 5-Sterne-Abendessen. Danach die Mama: "Wollen wir noch ausgehen? Die Oma passt auf die Kinder auf." Klar, warum nicht? Zusammen besichtigen wir die Altstadt und machen ein Ritual, damit wir einmal wieder nach Kastamonu kommen. Dazu muss man zuerst die alte Steinbrücke über den Karaçomak überqueren und dann Wasser aus einem Brunnen trinken. In einem 600 Jahre alten Hotel mit Zimmern wie Klosterzellen trinken wir noch einen Absacker, dann die Mama: "Wollt ihr noch Künefe? Ich weiß, wo es das beste gibt." Klar, warum nicht? Doch der Laden hat seit Mitternacht geschlossen, deshalb fällt die nächtliche Nachspeisenexkursion aus und wir gehen ins Bett. Was für ein cooler Abend!
The family welcomes us very warmly, we get our own room and a 5-star dinner. Then the mom: "Let's go out! Grandma can babysit the girls." Sure, why not? We visit the old town together and do a ritual that's said to make us come back to Kastamonu one day. First, we have to cross the old stone bridge across the Karaçomak and then drink water out of a fountain. In a 600 year old hotel with rooms like monastery cells, we have a nightcap, then the mom: "Let's have some Künefe! I know where to get the best." Sure, why not? But the place closed at midnight, so our nocturnal dessert excursion has to be omitted and we go to bed. What a cool night!
Gefahrene Strecke: 58,27 km
Durchschnitt: 18,86 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 55,53 km/h
Nachtlager: bei einer Warmshowers-Gastfamilie in Kastamonu
Mittwoch, 25. September:
Beim Familienfrühstück biegt sich mal wieder der Tisch, wie ihr euch mittlerweile denken könnt. Danach geht Ibrahim in die Arbeit, und wir machen mit seiner unternehmungslustigen Frau einen Spaziergang in die Altstadt:
You can imagine by now how the table is bending underneath the family breakfast. Afterwards, Ibrahim goes to work and his enterprising wife takes us for a walk through downtown:
Besagte Brücke über den Fluss.
Aforementioned bridge across the river.Zufällig findet heute ein Kulturfestival statt, mit traditionellen osmanischen Musik- und Tanzdarbietungen.
As it happens, there is a cultural festival today with traditional Ottoman music and dance performances.
Selbstverständlich in den passenden Kostümen!
Of course in the appropriate costumes!
An jeder Ecke gibt es Knoblauch zu kaufen.
You can buy garlic on every corner.
Traditionelle zweistöckige Teekannen und andere Küchengeräte.
Traditional two-storey tea pots and other kitchen ware.
Bibliothek in einem ehemaligen Palast.
Library in a former palace.
Zufällig ist das Şeyhoğlu Kulturhaus offen, als wir vorbeigehen. Ein Mitarbeiter gibt uns spontan eine Führung. Die ehemalige großzügige Stadtvilla beherbergt heute eine Art Heimatmuseum, in dem vor allem Werkstücke und Geräte aus der Teppichweberei, Stoffdruckerei und Kleidungsnäherei ausgestellt sind:
When we walk past the Şeyhoğlu cultural house, the door happens to be ajar so we go inside. A man spontaneously gives us a guided tour. The former spacious city mansion houses a museum of local history, exhibiting workpieces and tools used for weaving carpets, textile printing and sewing clothes:
Zwischen dem Männer- und Frauentrakt des Gebäudes befindet sich diese Holzwand mit eingebautem Drehschrank. Die Frauen stellten den Männern das Essen in das Karussell und drehten es, so dass die Männer es auf der anderen Seite herausnehmen konnten.
This wooden wall with a built-in turning closet separates the men's and women's wing of the building. The women used to put food into the carrousel and turned it for the men to take it out on the other side.
Im Erdgeschoss pritschelte dieser Brunnen vor sich hin, damit die vertraulichen Gespräche der Männer nicht mitgehört werden konnten.
This fountain on the groundfloor kept pattering loudly so that the men's confidential conversations could not be overheard.
Nach diesem interessanten Einblick in die Stadtgeschichte wandern wir weiter zur Burg, wo wir vier verschiedene türkische Kaffeespezialitäten probieren dürfen. Wow! Den Abend verbringen wir zu Hause mit einer gemeinsamen Partie "Okey", der türkischen Variante von Rommé, die mit Plastikscheibchen statt Karten gespielt wird.
After this interesting insight into the city's history, we stroll on to the castle where we get to taste four different types of Turkish coffee. Wow! We spend the evening at home, playing "Okey" together, the Turkish version of Rummy played with plastic tiles instead of cards.
Donnerstag, 26. September:
Leichte Fahrt durch kleine Bauerndörfer, in denen Knoblauchhochsaison ist: Überall hängen getrocknete Bündel zum Verkauf.
Easy ride through small farm villages busy with the peak garlic season: Wherever you look, there are dried bundles for sale.
Ein verwunderlicher Anblick dagegen ist dieses Hanffeld.
This hemp field on the other hand surprises us.
Irgendwo taucht hinter einem Knoblauchstand plötzlich ein Hund auf, der mich verfolgt. Ich lasse ihn neben mir herrennen, bis er aufgibt, doch danach bin ich völlig ausgelaugt und zittrig.
Somewhere behind one of the garlic vending stalls, a dog suddenly appears and chases me. I let him run next to me until he gives up, but afterwards I feel pretty shaky and depleted.
In Taşköprü, der gefühlten Welthauptstadt des Knoblauchs, suchen wir nach etwas Essbarem, aber in dem trubeligen Ort verkauft jeder nur Knoblauch oder frische Schwammerl. Bäckerei finden wir auch keine, aber schließlich einen Pideladen (türkische Pizza). Obwohl es erst Nachmittag ist, haben wir irgendwie keinen rechten Dampf mehr zum Weiterfahren. Wir ziehen in ein Hotel und halten erstmal ein Nickerchen.
Danach hätten wir Lust auf etwas Süßes und einen Cappuccino, aber es gibt immer noch im ganzen Ort nur Knoblauch und Schwammerl. Als wir die Suche schon fast aufgeben, ergattern wir in einer Konditorei noch einen Tee und Schokoladenpudding. Na also!
Looking for something edible in Taşköprü, the world capital of garlic, proves to be harder than expected because everybody in this lively town only sells garlic or fresh mushrooms. We don't even find a bakery, only a pide shop (Turkish Pizza). Although it's only afternoon, we somehow don't have a lot of steam left to continue, so we move into a hotel and have a nap.
Afterwards, we'd like something sweet and a cappuccino. But they're still only selling garlic and mushrooms. We are nearly ready to give up when we snatch some tea and chocolate pudding in a pastry shop. Oh well!
Gefahrene Strecke: 45,63 km
Durchschnitt: 19,17 km/h
Nachtlager: Hotel in Taşköprü
Freitag, 27. September
Wir beginnen den Tag mit einer weiteren Lektion in Archäologie, denn die wirklich alte Altstadt von Taşköprü ist Pompeiopolis und das dazu gehörige Museum kann einfach so besichtigt werden:
We start the day with another archaeology lesson, because Taşköprü's original old town is Pompeiopolis, and you can just walk into the museum that houses the excavated artefacts:
Amphoren. Wahrscheinlich zur Lagerung von Knoblauch, schätzen wir.
Amphoras. Probably for storing garlic, is what we think.Sonnenuhr.
Tomb slab."Für die süßeste Frau, Kenis, die harmonisch und pietätvoll mit ihm lebte, stellte ihr Mann diese Stele als Erinnerung [an sie] auf."
"For the sweetest wife, Kenis, who lived with him in harmony and piety, her husband set up this stele in memory [of her]."
Gnaeus Pompeius Magnus (106-48 v. Chr.), römischer Feldherr und Gründer von Pompeiopolis.
Gnaeus Pompeius Magnus (106-48 BC), Roman commander and founder of Pompeiopolis.
Danach geht's etwas bucklig weiter auf zunehmend abenteuerlichen Straßenbelägen, bis hin zu grobem Splitt an einer Baustelle, der uns als Geisterfahrer auf den gegnerischen Seitenstreifen zwingt.
After this, we continue on some hilly and increasingly adventurous road surfaces, until some coarse grit at a construction zone forces us to drive against traffic on the oncoming shoulder.
Hinter diesem Holzablade- und Umschlagplatz finden wir einen Zeltplatz mit Panoramablick nach allen Seiten, aber völlig ungestört.
We find a nice tent spot behind this lumber storage and reloading site, with 360° panoramic views but completely undisturbed.
Gefahrene Strecke: 62,69 km
Durchschnitt: 16,83 km/h
Nachtlager: an einer Seitenstraße über dem Highway nähe Osmanköy
Samstag, 28. September
So kann man sich täuschen! In unserem perfekten Camp haben wir die ganze Nacht kein Auge zugetan, weil rundrum ununterbrochen geschossen wurde. Einer der Jäger ist gestern Abend an unserem Zelt vorbeigefahren und hat noch freundlich gehupt. Aber für das Geballere gibt's trotzdem Punktabzug.
How wrong one can be! We couldn't even get a wink of sleep all night in our perfect camp because there were gun shots from all directions the whole time. One hunter drove past our tent in the evening, honking at us friendly. But the place still gets some points deducted for the reports.
Morgengrauen. Endlich Ruhe!
Dawn. Silence finally!
Kaffee und Morgentoilette an der Tankstelle. Da entdeckt Dave schon wieder einen Platten an meinem Hinterreifen: Doch heute können wir den Drahtstift, der sich neulich noch gewehrt hat, zu zweit rausziehen. Hoffentlich war's das damit!
Coffee and morning hygiene routine at the petrol station. Dave discovers another flat tyre on my bike. But today, we manage to pull out the wire that wouldn't cooperate the other day from the rubber together. Hopefully, that was it!
Wildschweine halten sich ja bekanntermaßen immer in begrenzten Gebieten auf.
It's a well-known fact that wild boars always stay within certain limits.
Der Boden in dieser Gegend ist grünlich-grauer, bröseliger Lehm, und alle paar Kilometer steht eine riesige Ziegelei mit wild aufgetürmten Steinen.
The soil in this area is greenish-grey crumbly clay, and every few kilometres there is a huge brick manufacture with wild stone piles.
Weil wir von den Ziegeleien leider nix abbeißen können, fahren wir einen kleinen Umweg nach Karacaören, wo wir in einer Kantine essen. Vor dem Eingang parken drei Sattelzüge mit Ziegelsteinen.
Since we cannot take a bite from those bricks, we have to take a detour to Karacaören where we have lunch in a canteen. Three semi trucks full of red bricks are parked in front of the building.
Danach wird's anstrengend: 20 Kilometer bergauf, aber mit lauter schönen Aussichten und wenig Verkehr.
Then the hard work starts: 20 kilometres uphill but with lots of beautiful views and not too much traffic.
Kurz vor der höchsten Stelle, neben dem Tunneleingang am Dranazpass auf 1111 Metern, machen wir Feierabend und verziehen uns an die alte Passstraße.
Just before the highest point, next to the tunnel entrance at Dranaz pass on 1111 metres, we call it a day and disappear on the old mountain pass.
Gefahrene Strecke: 38,31 km
Anstieg: 911 m
Durchschnitt: 11,17 km/h
Nachtlager: neben dem Dranaz-Tunneleingang
Sonntag, 29. September
Aussicht Richtung Tunell. Das gibt's heute gleich mal zum "Frühstück" - mit über zwei Kilometern bergauf entspricht es zwar nicht gerade unserer Vorstellung von Radlspaß, aber da der Verkehr wirklich ruhig ist, wagen wir es. So ziemlich in der Mitte ist eine Haltebucht, in der wir kurz durchschnaufen. Und dann adoptiert uns freundlicherweise ein LKW-Fahrer: Er bleibt bis zum Ende stur hinter uns, so dass uns keiner mehr überholen/ schneiden kann, wenn Gegenverkehr kommt. Danke!
Looking towards the tunnel. That's going to be our "breakfast" - with more than two kilometres of climbing, it's not quite what we love about cycling but we dare to tackle it because traffic is fairly calm. Pretty much half-way through, there is an emergency bay for us to take a short break. And then a friendly truck driver adopts us: He stubbornly stays behind us so that nobody can overtake us/ cut us off when there is oncoming traffic. Thanks, man!
Auf der anderen Seite wartet eine fette Belohnung auf uns: 30 Kilometer bergab bis zur Küste, an einem Flüsschen entlang durch eine kanadische Traumkulisse.
On the other side, a rich reward is awaiting us: 30 kilometres downhill to the coast, following a river through some Canadian dream landscape.
In diesem kleinen Lokal an der Straße machen wir Frühstückspause, denn bisher hatten wir nur jeweils drei Kekse.
This little restaurant next to the road is where we take our breakfast break, because so far all we had was three cookies each.
Die Räder parken derweil an der Leitplanke.
Our bikes parking at the guardrail in the meantime.Unten wird der Kırkgeçit Fluss ganz schön breit. Wäre interessant, den mal im Frühjahr zu erleben!
The river Kırkgeçit becomes fairly wide at the bottom. Would be interesting to see it in spring!
Blick aufs Schwarze Meer und die Stadt Sinop, malerisch auf einer Halbinsel gelegen.
View of the Black Sea and Sinop, a picturesque city on a peninsula in the distance.
Um als Fußgänger zum Fotografieren auf die andere Straßenseite zu gelangen, schraubt man einfach einen Teil der Mittelleitplanken ab und biegt ihn zur Seite. Als Brücke über den Graben dient ein Brett, das mit großen Steinen beschwert ist. Sehr praktisch!
In order to get to the other side of the street as a pedestrian to take pictures, you simply unscrew part of the middle crash barrier and bend it to the side. A board serves as a bridge over the gap, and it's weighed down by some heavy rocks. Very handy!
Am Ortseingang von Gerze sehen wir einen schönen Campingplatz, müssen aber noch einkaufen. Also fahren wir in die Stadt und besorgen alles fürs Abendessen und Frühstück. Als ich aus dem Supermarkt komme, spricht uns Aydın auf Deutsch an: Was wir hier machen, wo wir heute übernachten und ob wir bei ihm duschen wollen?
There is a nice campground at the beginning of Gerze, but we still have to buy some supplies. So we ride downtown and get everything for dinner and breakfast. When I come out of the supermarket, Aydın addresses us in German: What we do here, where we are going to sleep tonight, and if we want to take a shower in his house?
Ende vom Lied: Wir bleiben bei Aydın übernacht, können duschen, Wäsche waschen und uns voll ausbreiten in seiner Gästewohnung. Am Abend zeigt er uns bei einem langen Spaziergang noch seine Stadt.
End of the story: We stay overnight at Aydın's place, have a shower, wash our laundry and spread out completely in his guest apartment. He takes us on a long evening stroll and shows us his city.
Was für eine tolle Überraschung!
What a nice surprise!
Gefahrene Strecke: 50,37 km
Abfahrt: 1311 m
Durchschnitt: 21,85 km/h (Das macht Spaß!)
Nachtlager: spontaner Gastgeber in Gerze
Montag, 30. September
Die Wäsche ist noch nicht ganz trocken, drum bleiben wir noch einen Tag.
The laundry is not quite dry yet, so we stay another day.
Dave und ich wiederholen den Spaziergang von gestern Abend bei Tageslicht und stellen fest, dass Gerze echt hübsch und sehr freundlich ist.
Dave and I repeat the excursion from last night in daylight and assert that Gerze is a really pretty and very friendly town.Am Leuchtturm beobachten wir die Wellen. Auf den Bildern ist es etwas schwer zu erkennen, aber sie treffen in einem rechten Winkel aufeinander und schwappen dann als hohe Spitze übereinander zusammen.
From the lighthouse, we watch the waves. It's hard to tell on the pictures, but they meet each other in a 90° angle and then break as high pointed tips.Daves neues Lieblingsauto: Tofa
ş, eine türkische Marke mit Charakter. Typischerweise vorne tiefergelegt, was bei den hiesigen Straßenverhältnissen extrem sinnvoll ist.
Dave's new favourite car: Tofaş, a Turkish model with character. Typically lowered in the front which makes a lot of sense if you know the road conditions here.Kreisverkehr mit überdimensionalem Gickerl. Da fällt mir ein: Die krähen hier dreisilbig, kein Witz!
Traffic circle with giant rooster. Which reminds me: Their crowing only has three syllables here, seriously!
Dienstag, 1. Oktober
Und schon wieder ein Traumtag! Schaut euch nur diese Landschaft an:
And another dream day! Just look at the countryside:
Zwar ist es immer noch ungewohnt für uns, das Meer auf unserer linken Seite zu haben, aber wir kommen zurecht.
Having the water on our left side is still strange to us but we manage okay.
Blick zurück nach Gerze. Der Abschied von Aydın war richtig nett. Ob wir uns mal in seiner zweiten Heimat, dem Sauerland begegnen? An seinem Auto würden wir ihn auf jeden Fall sofort erkennen!
Looking back to Gerze. Saying goodbye to Aydın didn't feel like that was it. Maybe we'll bump into him again one day in his second home in Germany? We would definitely recognise his car right away!
In Yakakent machen wir Mittagspause, danach gleich Teepause mit einem französischen Kollegen, Livio, der in einem Café an der Uferpromenade sitzt und erzählt, dass wir seit drei Monaten die ersten Fahrradtouristen sind, die er trifft. Krass!
In Yakakent we take a lunch break, followed right away by a tea break with a French colleague, Livio. He's sitting in a café on the sea promenade and tells us that we are the first cycling tourists he sees in three months on the road. Crazy!
Es beginnt zu regnen, drum fahren Dave und ich weiter. Wir schaffen noch fast 20 Kilometer, aber hinter uns schaut's echt grimmig aus.
It starts to rain so Dave and I continue on. We ride another 20 kilometres but behind us, it looks really grim.
Kurz vor Bafra sehen wir einen verlassenen Garten, in dem wir einigermaßen geschützt zelten könnten. Wir fragen den Melonenverkäufer auf dem Seitenstreifen, doch der führt mich hinter die Moschee zu einem überdachten Hof mit Tisch, Bänken und Toiletten: Hier dürfen wir bleiben. Kaum parken unsere Räder, pritscht es auch schon aus allen Kübeln los.
Just before Bafra, we see a deserted garden in which we could camp reasonably protected from the elements. We ask a melon vendor on the side of the highway, but he leads me behind the mosque to a covered yard with tables, benches and toilets: We can stay here. As soon as our bikes are parked, it starts pouring cats and dogs.
Da wir keine Vorräte dabeihaben, kaufe ich noch schnell eine Honigmelone als Abendessen, dann richten wir uns auf eine Nacht unterm Dach ein. Wenigstens sind wir trocken!
Since we don't carry any food, I quickly buy a honey melon for dinner before settling down for a night under the roof. At least we are dry!
Lange nicht gesehen: Daves Regenjacke kommt mal wieder zum Einsatz, als er schaut, ob Livio vielleicht auch noch kommt. Honigmelonen waren bisher nie unsere Lieblingsfrüchte, aber heute sind wir echt froh darüber. Auf einmal kommt ein Mann um die Ecke, mit Hausschuhen, einem rosa Kinderregenschirm und einem Teller Baklava, den er uns hinstellt mit dem einfachen Satz: "Welcome." Und schon ist er wieder weg.
Long time no see: Dave's rain jacket gets used again as he watches out for Livio on the road. Honey melons have never been on our list of favourite fruits but today, we are really grateful to have one. Suddenly, a man comes around the corner, with house shoes, a pink children's umbrella and a plate of baklava that he puts in front of us with one simple sentence: "Welcome." Then he's gone again.
Wir essen also Melone und Baklava und sind total froh, dass wir hier in Sicherheit sind, während um uns herum die Welt untergeht. Keine Ahnung, ob unser Zelt diesen Sturm überleben würde!
So we eat the melon and the baklava, happy to be safe here while all around us, everything gets flooded or blown away. No idea if our tent would survive this storm!
Da kommt der Mann nochmal, diesmal mit seinem Kumpel aus Stuttgart am Telefon, der uns aufklärt: Der Mann, Reçip, ist der örtliche Imam und Hoca, also der Hausherr, Religionslehrer und quasi der Gemeindepfarrer, und wir sind in sein Haus eingeladen. Reçip, seine Frau Selin und Ismael empfangen uns total herzlich in der Essküche. Es ist eingeheizt, es gibt Suppe, Reis und Bohnen, dazu Lindenblütentee mit Kastanienhonig. Anscheinend sind Selin Daves Rotznase und Husten nicht entgangen!
Ismael geht in die 4. Klasse und macht noch Hausaufgaben, seine Elten rufen die komplette Verwandt- und Bekanntschaft an, um ihnen den seltsamen Besuch zu zeigen. Einige Leute sprechen Deutsch oder Englisch, so dass wir auch ein paar Sätze mit ihnen wechseln können. Zwischendurch entschuldigt sich Reçip ins Büro, und kurz darauf erschallt der Ruf des Muezzin über das Dorf. Wie, das ist live gesungen?? Wir dachten, das wären immer Tonbandaufnahmen.
The man comes back, this time with his friend from Germany on the phone who translates for us: The man, Reçip, is the local Imam and Hoca, so the landlord, religious leader and equivalent to a community priest, and we are invited to his house. Reçip, his wife Selin and Ismael welcome us very warmly in their kitchen. There's a fire in the oven, we have soup, rice and beans for dinner, and also get lindenflower tea with chestnut honey. Looks like Selin has noticed Dave's running nose and coughing!
Ismael is in grade 4 and busy with his homework, his parents phone all their friends and relatives to show them their weird visitors. Some people speak German or English so that we can exchange a few sentences. At some point, Reçip excuses himself to go to his office, and shortly afterwards, the call of the Muezzin sounds across the village. Hang on - that's sung live?? We always thought those were recorded songs.
Ich spiele mit Ismael ein bisschen Luftballon-Fußball im Flur, dann wird es Zeit, unser Gepäck zu holen. Ach was, erst noch eine Runde "richtigen" Fußball im Hof zwischen den Hühnern. Das Zimmer, das Dave und ich beziehen, ist normalerweise das Wohnzimmer der Familie. Als sie die fremdartigen Woiperdinger-Klänge hören, kommen alle rüber, rufen wieder Verwandte an, filmen, bringen Tee, Kaffee und Nüsse, stellen alle möglichen Fragen. Die Männer hocken auf Daves Bett, Selin und ich auf meinem. Dazwischen wird die Übersetzungsapp hin- und hergereicht. Herrlich chaotisch!
Auf unsere Frage hin bekommen wir eine kleine Kostprobe von Reçips Singstimme. Ganz schön beeindruckend! Fünfmal täglich singt er die Einladung zum Gebet auf Arabisch. Natürlich interessiert ihn auch, was wir so glauben. Als Dave ihm erklärt, er gehöre (noch) keiner Religionsgemeinschaft an, segnet er ihn mit dem wohlgemeinten Wunsch, Allah möge ihm bald den Weg zum Islam zeigen. Dass ich katholische Christin bin, genügt ihm dagegen vollkommen.
I kick around a balloon in the hallway with Ismael until it's time to bring our luggage into the house. Ah, whatever, first a round of "real" football in the yard between the chickens. The room which Dave and I move into, usually is the family's living room. When they hear the unfamiliar sound of the Woiperdinger, they all come in, phone their relatives again, film us, bring tea, coffee and nuts, ask all sorts of questions. The men sit on Dave's bed, Selin and I on mine. The translation app wanders back and forth between us. Awesome chaos!
On our request, we get a little sample of Reçip's singing voice. Very impressive! He sings the invitation for prayer in Arabic five times per day. Of course he's also interested in what we believe. When Dave replies that he doesn't belong to any religious dominion (yet), he blesses him with the well-meant wish that Allah may show him the way to Islam soon. Me being a Catholic christian on the other hand seems to be enough of an answer.
Gefahrene Strecke: 62,22 km
Durchschnitt: 19,78 km/h
Nachtlager: spontane Gastgeber in Bafra
Mittwoch, 2. Oktober
Abschied von Selin und Reçip vor dem "Pfarrhaus". Wir können unser Glück, diese Familie getroffen zu haben, immer noch kaum fassen.
Farewell to Selin and Reçip in front of the "rectory". We can hardly believe our luck, having met this family.
Die Weiterfahrt bis Samsun ist eher weniger spektakulär. Eine Minute nach diesem Foto holt uns Livio ein, der den gestrigen Sturm ebenfalls gut überstanden hat. Er ist wesentlich schneller unterwegs als wir, deshalb werden wir ihn wohl nicht mehr sehen. Gute Fahrt weiterhin!
The rest of our journey to Samsun is not too spectacular. One minute after this picture, Livio catches up to us. He also got through the storm with some help from locals, but cycles much faster than we do so we probably won't wee him again. Safe travels!
Willkommen im VIP-Bereich unseres Hotels! In diesem schmalen Gang, der interessanterweise durch zwei Treppen verkompliziert wird, lagern die Vorräte fürs Frühstück auf einem Sims unterm Küchenfenster, dahinter Klopapier, Müllsäcke und Wasserflaschen für die Zimmer, ein Bügelbrett, Dekoartikel, Blumenerde, eine Leiter und diverse Schachteln. Ganz hinten sind noch zwei Türen, aber da steht ein Kühlschrank im Weg. Auf dem Trappenabsatz (da stehe ich beim Fotografieren) sitzen die Mitarbeiter zum Rauchen, weil für zwei Hocker absolut kein Platz mehr ist. Und dann kommen zwei Radlfahrer und fragen nach einer Parkmöglichkeit...
Welcome to the backstage area of our hotel! This narrow hallway wich is awkwardly complicated by two flights of stairs, is used to store breakfast supplies on a sill under the kitchen window, toilet paper, garbage bags and water bottles for the rooms, an ironing board, decorations, potting soil, a ladder and various boxes. At the very end, there are two doors but they are blocked by a fridge. On the stairhead (that's where I stand taking the picture), the employees sit during their cigarette breaks because there is absolutely no room for two stools. And then two cyclists show up and ask for parking...
Gefahrene Strecke: 65,28 km
Durchschnitt: 18,77 km/h
Nachtlager: Hotel in Samsun
Donnerstag, 3. Oktober
Dave hat vor, den Balkon unseres Hotelzimmers als Werkstatt zu nutzen. Der Woiperdingerkoffer muss nämlich dringend wasserfest werden, wir wir gestern gelernt haben. Zunächst unternehmen wir eine mehrstündige Wanderung zum Baumarkt, wo wir mittels Übersetzungsapp unsere Möglichkeiten ermitteln.
Dave is planning to use our hotel balcony as his workshop because as we learned yesterday, the Woiperdinger case urgently has to become waterproof. First, we go on a hike of several hours to the hardware store where we investigate our options via translation app.
Freitag, 4. Oktober
Während Dave schleift, leimt und ölt, ...
While Dave is sanding, glueing and oiling...
... mache ich einen Ausflug zum Rossmann. Unter anderem entdecke ich spezielles Zahnpasta "für Kaffee-, Tee- und Zigarettenbenutzer". Klar. Wenn nicht hier, wo dann?
... I walk to the drugstore brand I know from home. Amongst other things, I discover specific toothpaste "for coffee, tea and tobacco users". Of course. Where else if not here?
Die Katze, die gestern auf dem Bett im Schaufenster des Möbelgeschäftes lag, schläft heute daneben.
The cat who slept on the bed in the furniture shop window yesterday is laying next to it today.
Samstag, 5. Oktober
Unser genialer Plan sieht vor, dass wir die Räder ein paar Tage hier in Samsun lassen und nur mit Handgepäck ins Landesinnere reisen, um den Göreme Nationalpark zu besichtigen. Dieses Weltnaturerbe steht seit Anfang an weit oben auf unserer Wunschliste, und heute beginnen wir mit der überraschend schwierigen Aufgabe, die Fahrt dorthin zu organisieren. Vom Betreten der Bahnhofshalle bis zum Ausdruck der Tickets vergeht über eine Stunde, in der drei Mitarbeiter mit drei Übersetzungsapps versuchen uns zu erklären, an welchen Wochentagen zu welcher Uhrzeit welcher Zug zu welchem Preis...
Our genius plan envisages us leaving our bikes here in Samsun for a few days and travelling into the heartland with only some carry-on luggage to visit the Göreme Nationalpark. That world heritage site has been on our bucket list from the beginning of the tour, and today we start the surprisingly difficult undertaking of organizing the trip there. From entering the train station concourse to printing the tickets, it's more than one hour in which three employees try to explain to us with three translation devices: Which train goes on which days of the week at what time for what price...
Höhepunkte:
- das Gebiss der Dame, das mit einer Hand festgehalten werden muss
- die kreativen Schreibweisen unserer Namen
- die falsch ausgedruckte Fahrkarte, die ich im letzten Moment bemerke
- das erneute Eintippen aller Daten für das zweite Ticket
- der EC-Kartenleser, der nicht unterm Fenster durchpasst, sodass ich die PIN aufschreiben und der Dame durchreichen muss
Highlights:
- the lady's teeth have to be held with one hand
- the creative spelling of our names
- the misprinted ticket I notice in the last moment
- the repeated typing in of all our data for the second ticket
- the debit card reader that won't fit through the window so that I have to write down my PIN and give it to the lady
Sonntag, 6. Oktober
Es geht los!
Let's go!
Eine sehr entspannte Fahrt durch grüne Berge, ...
A very relaxed train ride through green mountains, ...
... doch sehr bald ändert sich die Landschaft. Der Großteil des Landes ist eben bucklig, braun und trocken. Faszinierend zu sehen, aber für uns nicht ideal mit den Rädern.
... but very soon the landscape changes. The majority of the country is humpy, brown and dry. Fascinating to see but not ideal for us on the bicycles.
Überall sehen wir kleine Bauerndörfer verstreut und fragen uns, wie man hier Landwirtschaft betreiben kann.
We see little farms everywhere and ask ourselves how on earth you can pursue agriculture here.
Insgesamt sind wir 16 Stunden unterwegs, davon 12 Stunden im Zug - für knappe 400 Kilometer Luftlinie.
It's a 16 hour long journey in total, 12 hours of which on the train - for merely 400 kilometres as the crow flies.
Nachtlager: Hotel in Kayseri
Montag, 7. Oktober
Aussicht über Kayseri von unserem Hotelzimmer aus. Der Vulkan Erciyes mit seinen 3917 Metern thront über der größten Stadt in Kappadokien (2 Mio. Einwohner). Ansonsten geizt die Stadt eher mit ihren Reizen.
View of Kayseri from our hotel room. The Erciyes volcano (3917 metres) is enthroned above the biggest city in Cappadokia (2 Million inhabitants). Apart from that, the town doesn't boast about its appeal all too much.
Hasbek Kümbeti von 1186, eines der ältesten Grabmäler Anatoliens.
Hasbek Kümbeti from 1186 AD, one of the oldest tombs in Anatolia.
Schaukelbänke im Park, da machen wir ein kleines Päuschen. Im Nachhinein fällt mir auf dem Foto auf, wie weit das Pärchen im Vergleich zu den beiden älteren Herren auseinandersitzt. Das ist zwar nicht die Regel, aber auch kein Einzelfall.
Swinging benches in the park. Of course we take a little break there. In retrospect (aka looking at the picture), I notice the distance between the couple compared to the elderly gentlemen. You cannot say that's the rule here but it's definitely not unique either.
Das allerdings IST die Regel: herumsitzende Männer, die das Leben beim Vorbeiziehen beobachten.
This on the other hand IS the rule: men sitting around, watching life go by.
Auf dem Weg zum Basar stehen wir kurz da und schauen, da spricht uns ein Mann auf Englisch an. Er bietet uns einen Tee an und nimmt uns mit zu seinem Laden...
On our way to the Bazar, we briefly stand and look around when a man approaches us in English. He offers us some tea and takes us to his shop...
Wir können zwar keinen Teppich brauchen, aber lernen einiges über die verschiedenen Web- bzw. Knüpfarten, Farben, Muster, Materialien und Verwendungszwecke. Zum Beispiel, dass Schlangen nicht über Ziegenhaar kriechen können. Und dass wir deshalb unbedingt einen Teppich brauchen, den wir unters Zelt legen sollten.
We might not have any use for a carpet on the bikes, but we learn a lot about different types of weaving respectively knotting, colours, patterns, materials and usages. For example that snakes cannot crawl across goat hair. And for that reason, we should always have a carpet with us to put it underneath our tent.
Noch nicht besonders alt, aber schon oft umgenutzt: die Meryem Ana-Kirche aus dem 19. Jahrhundert, die nach dem Ersten Weltkrieg als Lagerhalle herhalten musste, eine Polizeistation, Gemeindeverwaltung und Sportzentrum war und nun als 24-Stunden-Stadtbücherei wieder öffentlich zugänglich ist.
Not very old but repurposed many times: the Meryem Ana church from the 19th century which served as a storage depot after the First World War, got turned into a police station, municipal administration building and sports centre later and is now open to the public again as a 24-hour city library.
Wir stehen kurz da und schauen, da spricht uns ein Mann auf Englisch an. Er bietet uns einen Tee an und nimmt uns mit zu seinem Laden... Moment! Das hatten wir doch grade schon mal, oder?
We briefly stand and look around when a man approaches us in English. He offers us some tea and takes us to his shop... Wait a second! Didn't we have that exact thing happen an hour ago?
Eigentlich sind wir hier, um eine Tour in den Nationalpark zu buchen. Im Hotel haben wir natürlich wieder mal kein Internet, aber solange wir ständig Tee trinken und Teppiche bestaunen, wird das nix. Nach langer Suche finden wir ein Café mit W-Lan und schließlich auch einen Touranbieter, der genau das hat, was wir brauchen. Eine schwere Geburt!
We came here to book a tour into the national park. In our hotel, there is no internet of course. But as long as we keep drinking tea and marvelling at carpets, we won't get anywhere close to that park. After a long search, we find a café with WiFi and eventually a tour operator who offers exactly what we're after. Giving birth to a camel can't be harder than this, I imagine.
Abendspaziergang durch Kayseri.
Evening stroll through Kayseri.Aus dem Schlossgelände dringt Livemusik, hier sind wir richtig! Wir sitzen lange in dem gemütlichen Café und genießen das Ambiente.
We hear live music coming out from the castle, that's the right place for us! Sitting in the cosy café for a long time, we enjoy the ambience.
Nachtlager: Hotel in Kayseri
Dienstag, 8. Oktober
Früh am Morgen nehmen wir ein Taxi zum Flughafen, denn dort beginnt unser Ausflug. Manche Teilnehmer reisen nämlich aus Istanbul an. Der Shuttlebus bringt uns nach Göreme zur Reiseagentur, wo jeder zu seiner gebuchten Tour gelotst wird.
A taxi brings us to the airport early in the morning. That's where our excursion starts because some participants come here from Istanbul. The shuttle bus takes us to the travel agency in Göreme where everybody is piloted to the tour they've booked.
Für uns steht heute die rote Tour auf dem Programm, also der Norden des Parks. Schon bei der Herfahrt von Kayseri hingen wir mit offenem Mund an der Fensterscheibe, wir sind sehr aufgeregt!
We've got the red tour on the agenda today, so the northern part of the park. On the shuttle bus from Kayseri, we were already glued to the window with our mouths open, we are very excited!
Über Millionen von Jahren ist hier durch Vulkanausbrüche, Wasserläufe und Winderosion eine einzigartige Landschaft entstanden. An den sogenannten Feenkaminen erkennt man, welche Gesteinslagen härter und welche weicher sind.
Millions of years of volcanic activity, water and wind erosion have created a magnificent landscape here. You can see at the so-called fairy chimneys which layers of rock are harder and which ones are softer.
Überall wachsen diese überdimensionierten Schwammerl ausm Boden.
These oversized mushrooms grow everywhere.
Viele davon haben Höhlen oder sogar Höhlensysteme wie dieser hier, der einst als Einsiedelei mit mehreren Stockwerken diente.
Many of them have caves or even cave systems inside, like this one which used to serve as a multi-storey hermitage one day.
Die ersten Christen versteckten sich in dem unübersichtlichen Gelände vor ihren Feinden und schätzten die Abgeschiedenheit dieser Gegend, weil sie hier ein andächtiges Leben führen konnten. Sie legten Kirchen und ganze Klöster an, Wohn- und Lagerräume, Tierställe, Luftschächte und sogar Leichenhallen.
The first christians hid from their prosecutors here and appreciated the remoteness of this confusing area for living a life full of prayer. They installed churches and even monasteries, places for themselves and their livestock, storage rooms, ventilation shafts and morgues.
Blick aus einer Höhle auf einen Nachbarkamin, bei dem die oberen beiden Gesteinsschichten bereits abgetragen sind, also quasi der Hals und der Kopf vom Schwammerl.
Looking from inside a cave to a neighbouring chimney which has already lost its upper two layers of rock, the neck and head of the mushroom, so to speak.
Bis in die 1950er Jahre lebten Menschen im sogenannten Taubental. Je mehr Tauben eine Familie besaß, desto wohlhabender war sie, denn der Taubenkot diente als Dünger auf den Feldern.
Until the 1950s, people lived in the so-called pigeon valley. The more pigeons a family owned, the wealthier they were because pigeon dung was used as a fertiliser on the fields.
Hier ist einmal keine Kirche, sondern eine Moschee. Die wirkt mit ihren geraden Linien und rechten Winkeln extrem modern neben den ganzen Höhlen.
Here we've got a mosque for once, no church. With its straight lines and 90° angles, it looks extremely modern next to all the caves.
Hoppala, Wand eingestürzt. Kommt vor!
Oops, wall collapsed. Happens!Man kann wirklich mit dem Fingernagel das Material abkratzen. Erst auf dem Foto fällt mir auf, dass unser lustiger Mitreisender aus Australien dieselbe Idee hatte wie ich.
You can really scrape the material with your fingernail. Only in the picture I notice that our funny travelling companion from Australia had the same idea as I.
Da wächst ein Baum von der Decke runter.
There is a tree growing from the ceiling.
Im Fantasietal kann sich jeder Besucher selber ausdenken, was er in den Felsformationen sieht.
In the imagination valley, every visitor is encouraged to see their own figures in the rock formations.
Das Kamel gefällt uns am besten!
We like the camel the best!
Ausblick über das Liebestal, benannt nach seinen besonders beeindruckend geformten Feenkaminen. Auf Anfrage erklärt der Reiseleiter, dass Camping dort unten mittlerweile verboten ist. Schade!
View over Love Valley, named after its particularly impressively shaped fairy chimneys. Upon request, the tour guide explains to us that camping is not allowed down there anymore. Too bad!
Besichtigung einer familiengeführten Töpferwerkstatt. Als ein Freiwilliger im Publikum gesucht wird, meldet sich nur einer...
Visiting a family owned pottery workshop. When they ask for a volunteer in the audience, only one hand rises...
Besichtigung einer Lederfirma mit Modenschau. Als nach Freiwilligen im Publikum gesucht wird, meldet sich keiner. Wir beide werden einfach als freiwillig deklariert und hinter die Bühne gezogen. Dort bekommen wir jeweils eine schicke Wende-Lederjacke übergeworfen und werden auf den Laufsteg geschubst.
Visiting a leather manufacture with fashion show. When they ask for volunteers in the audience, nobody raises their hand. The two of us simply are declared voluntary and pulled backstage. We get a fancy reversible leather jacket each thrown on our shoulders and pushed on the catwalk instantly.
Weil die Profimodels uns das Umdrehen der Wendejacke so elegant vorgemacht haben, probiere ich das auch mal. Mit umwerfendem Erfolg, wie man an den Gesichtern im Publikum erkennt!
Since all the professional models before us did that elegant move with the reversible jacket, I want to try that too. With dazzling success, as you can see in the audience's faces!
Das Schloss in Uchisar kann man derzeit leider nicht betreten, weil es irgendwo angeknackst ist. Der Tag war trotzdem der absolute Hammer, und das war erst der Anfang. Am Abend bringt uns der Bus noch ins Hotel nach Ürgüp, das wie so viele andere hier in den Felsen gebaut ist.
Unfortunately, the Uchisar castle is closed for visitors at the moment because of a crack or something. But even without this highlight, today was a mindblowing experience, and it was only the beginning. In the evening, the bus takes us to a hotel in Ürgüp which is built into the rock wall like many others.
Nachtlager: Hotel in Ürgüp
Mittwoch, 9. Oktober
Zweiter Teil unseres Ausfluges: Heute machen wir die grüne Tour im Südwesten des Nationalparks. Als wir die Teilnehmer der Reihe nach von ihren Hotels aufsammeln, gibt es ein freudiges Wiedersehen mit ein paar Leuten von gestern.
Part II of our excursion: Today, we go on the green tour in the southwest of Göreme Nationalpark. When we pick up the participants from their respective hotels, we are happy to see some familiar faces from yesterday.
Ausblick über den Ort Göreme.
View over Göreme town.
Leider ist die heutige Reiseleitung nur schwer zu verstehen, und dann zickt sie auch noch grundlos eine Teilnehmerin an: Anpfiff für die Klassenclowns.
Unfortunately, the new guide is quite hard to understand, and then she bitches at a lady without reason: Kick-off for the class clowns...
Irgendwas mit Wein. Was die Ziege da oben soll, habe ich nicht verstanden. Aber schaut cool aus.
Something with wine. I didn't understand why there is a goat up there. But it looks cool.
Im Inneren einer Kirche...
Inside a church...
... und das Gegenfoto dazu.
... and the opposing picture.
Mal sehen, wo's da hingeht, wenn man diese Treppe hoch und dann durch dieses Loch und dann um die Kurve und im Finstern da hinten rum...
Let's see where this passage leads to when we go up these stairs and then through the hole and around the curve and back there through the dark...
Wohnen mit Aussicht!
Living with a view!Hier oben schmeißt uns der Busfahrer raus, und wir wandern ins Tal runter und ein Stück am Fluss entlang.
The bus driver throws us out up here, and we hike down into the valley, following the river.
Für uns eine schöne Abwechslung, aber für die Bewohner der Höhlendörfer die einzige Wasserquelle!
It's a nice change for us, but for the inhabitants of the cave villages it used to be the only water source!
Zwischen den touristischen Höhepunkten des Nationalparks läuft die Kürbisernte. Es handelt sich um sehr kleine Kürbisse, die ausschließlich für die Kerne angebaut werden. Oben die reifen Früchte an den Pflanzen, unten in Reih und Glied, bereit für den Abtransport.
Between the touristic highlights of the national park, the pumpkin harvest is in action. They are very small pumpkins which are only grown for the seeds. Upper picture: ripe fruits on the plants. Lower picture: pumpkins in perfect rows, ready for transport.
Um sich vor ihren Feinden zu verstecken, haben die Menschen nicht nur Höhlen in oberirdische Felsen gegraben, sondern sind auch bis zu zehn Stockwerke tief in den Boden vorgedrungen. Die größte unterirdische Stadt der Türkei, Derinkuyu, erkunden wir jetzt.
In order to hide from their enemies, people not only carved caves into rocks above ground but also dug down, sometimes even ten storeys deep. We explore the biggest underground city of Turkey, Derinkuyu.
Mühlstein am Boden eines Raumes.
Millstone on the floor of a room.
Die Gänge sind sehr schmal und teilweise nur in gebückter Haltung zu betreten.
The corridors are very narrow and often only walkable in a stooped posture.
Auch zahlreiche Treppen gibt es. Schon nach kurzer Zeit verliert man komplett die Orientierung hier unten.
There are also numerous staircases. After a short time already, you completely lose your sense of orientation down here.
Einseitige Türverriegelung durch einen großen runden Stein. Im Notfall konnten die Menschen ihn von innen wegrollen, aber von außen kam niemand hinein.
This big round rock functions as a one-sided door lock. In case of emergency, the people inside were able to roll it away, but nobody from outside could get in.
Schafherde mit Kangals auf einem abgeernteten Feld.
Herd of sheep with Kangals on a harvested field.Jetzt fallen uns überall diese kleinen Häuschen auf: Das sind Luftschächte für unterirdische Obst- und Gemüselager. Was vor hunderten von Jahren als Kühlung funktioniert hat, funktioniert immer noch und wird auch stark genutzt.
Now we notice these small huts everywhere: They are air shafts for underground fruit and vegetable storage rooms. What used to work as a cooling system hundreds of years ago, still functions and is used heavily.
Nur einer von unzähligen Lastzügen, die vollbeladen mit Kartoffeln, Zitronen und anderen Früchten auf dem Weg zu einem der Naturkühlräume sind.
Only one of countless semi trucks loaded with potatoes, lemons and other produce on its way to one of the natural fridges.
Letzter Programmpunkt ist dieser Feinkostladen mit allerlei Naschereien. Gut, dass unser Geldbeutel im Bus liegt!
The last stop of the guided tour is this deli with all sorts of nibbleries. Luckily, we left our wallet in the bus!
So sieht's aus, wenn wir irgendwo parken. Man muss sich unbedingt das Autokennzeichen einprägen, sonst kann's leicht passieren, dass man bei der Konkurrenz einsteigt. Nach der Tour bringt uns ein Shuttlebus wieder zurück nach Kayseri, wo wir das Abendessen möglichst in die Länge ziehen, weil unser Zug zurück nach Samsun erst um 1 Uhr morgens abfährt.
This is how it looks like when we park somewhere. You better memorize the number plate, or else you could easily end up getting into some competitor's vehicle. After the tour, a shuttle bus takes us back to Kayseri where we drag out dinner as long as possible: Our train back to Samsun only leaves at 1am.
Donnerstag, 10. Oktober
Aus der 12-stündigen Zugfahrt zurück nach Samsun wird unverhofft ein Anschauungsseminar in philosophischer Anthropologie mit dem Titel "Die Menschheit - Krone der Schöpfung??". Im Hotel freut man sich, uns wiederzusehen. Wir bekommen sogar unser altes Zimmer wieder!
The 12-hour long train journey back to Samsun turns into an unhoped-for visual seminar in philosophical anthropology, titled "Humankind - crown of creation??" In the hotel though, we are welcomed back with delight, and we even get our old room again!
Freitag, 11. Oktober
Dave feiert das Wiedersehen mit seinem Woiperdinger, ich bearbeite die Fotos unseres Ausflugs und lade sie auf den Blog, und die freundliche Dame vom Hotel kümmert sich um unsere Wäsche. Perfekt.
Dave celebrates the reunion with his Woiperdinger, I edit the pictures from our excursion and upload them to the blog, and the bright lady from the hotel takes care of our laundry. Perfect.
Samstag, 12. Oktober
Heute schaffe ich fast den kompletten deutschen Text dieses Blogeintrags. Es macht echt Spaß, mit Hilfe des Tagebuches zurückzureisen und die vergangenen Wochen nochmal zu durchleben. Wahnsinn, was wir in so kurzer Zeit alles sehen und erleben!
I get nearly all the German text of this blog entry done today. It's so much fun to travel back in time, reliving the last few weeks with the help of my diary. Incredible how much we've seen and experienced in such a short period of time!
Sonntag, 13. Oktober
Dieser Auszug fällt uns richtig schwer, weil die Hotelmitarbeiter alle so herzlich und hilfsbereit sind, dass wir am liebsten hierbleiben würden! Und wer weiß, ob wir nochmal in den Genuss von frischen Schuxn am Frühstücksbuffet kommen werden?
This exodus feels rather hard because we've fallen in love with the cordial and helpful hotel staff and would just like to stay here!
Es geht flach, aber landschaftlich eher fad dahin, weil ab Samsun eine Stadt in die nächste übergeht, ohne dass die Bebauung abreißt. Dafür gibt's in den Zentren überall einen Radlweg an der Küste entlang, meistens sogar richtig schön angelegt mit Parks, Cafés, Spielplätzen usw. Es tröpfelt und nieselt so vor sich hin, dazwischen ist es auch mal trocken, aber auf der Zielgeraden werden wir nochmal richtig eingeweicht. Der erste Zeltplatz lässt uns aus ungenannten Gründen nicht rein, also müssen wir gute 15 Kilometer weiter fahren. Langsam wird's finster. Wir sollten wohl ab sofort immer spätestens um 16 Uhr nach einer Bleibe Ausschau halten!
It's a flat but rather boring ride because after Samsun, there is an endless string of townships that don't try their best to impress us. Except for the coastal bike paths in all the bigger city centres, often nicely laid out with parks, cafés, playgrounds and stuff. There is an on and off drizzle, interrupted by some dry patches, but on the home straight we get soaked. The first campground won't let us in, so we have to continue for another 15 kilometres. It's getting dark already. From now on, we should always look for a place to stay at 4pm!
Der Campingplatz kurz vor Ünye liegt in einem Wald direkt am Meer, richtig schön! Es sind sogar noch andere Camper hier, und kleine Bungalows gäbe es auch zu mieten. Nach dem Zeltaufbau fährt Dave in den Ort und holt Chips von der Tanke, weil wir sonst nix zum Essen dabei haben.
The campground just before Ünye is in a forest right next to the sea, really beautiful! There are even a bunch of other campers around, and you could rent a cabin as well. After setting up the tent, Dave rides into town to buy chips at the petrol station so that we can have some dinner.
Gefahrene Strecke: 87,5 km
Durchschnitt: 21,19 km/h
Nachtlager: Campingplatz kurz vor Ünye
Montag, 14. Oktober
Am Morgen nieselt es immer noch, aber schlimmer wird's nicht.
The drizzle is still going on in the morning, but it doesn't get worse.
Abwechslung von der Nationalstraße: Fußgänger- und Radwege durch die Städte an der Küste.
Nice change from the national road: pedestrian and cycling path through coastal downtowns.
Nach einem langen Anstieg müssen wir knappe vier Kilometer durch dieses Tunell. Das ist mit Abstand der stressigste Teil des Tages: Auf dem Gehsteig haben wir gerade einmal genug Platz zum Schieben, es ist unglaublich laut, die Luft stinkt und alle 50 Meter müssen wir um einen Stromkasten rumkraxeln. Als wir nach einer guten Stunde am anderen Ende ankommen, wird es schon finster. Der Campingplatz liegt ein paar Kilometer weiter und ist bereits in der Winterpause, aber für solche Nebensächlichkeiten haben wir jetzt grade wirklich keinen Nerv! Wir schlüpfen durchs Tor und suchen uns ein geschütztes Eckerl Gras zwischen den eingemotteten Dauercampern. Gute Nacht!
After a long climb, we have to ride through this tunnel for nearly four kilometres. This is by far the most stressful part of the day: The sidewalk is barely wide enough for us to push the bikes, it's unbelievably loud, the air stinks and every 50 metres, we have to climb around an electrical box. When we finally arrive at the other end after more than one hour, it's getting dark again. We ride another few kilometres to the campground which turns out to be closed for the winter already. But we have no more patience for petty details like that right now! We sneak through the gate and find a sheltered corner of grass between the mothballed caravans. Good night!
Gefahrene Strecke: 73 km
Durchschnitt: 19,93 km/h
Nachtlager: Campingplatz in Kumbaşı
Dienstag, 15. Oktober
Blick von der Straße hinunter auf den Campingplatz. Wir haben richtig gut geschlafen, aber unsere Ausrüstung braucht heute eine Grundreinigung!
Campground seen from the street. We slept really well but our gear is in desperate need of a haul-over!
An dieser Tankstelle finden wir alles, was wir brauchen: Vor dem Frühstück fahren wir in die Waschanlage, um die aufgesammelten Steinchen aus dem Getriebe zu spülen und den ekelhaft klebrigen Abgasstaub aus dem Tunell loszuwerden. Danach sind wir endlich dran!
This petrol station offers everything we need: Before breakfast, we ride into the carwash to spray the rocks out of the drivetrain and get rid of the sticky exhaust fume dust from the tunnel. Then it's our turn!
Im Hotelzimmer gilt dieselbe Reihenfolge: Erst waschen wir unsere Kleidung und das Zelt, danach uns selber. Gut, dass wir so viel Platz zum Aufhängen haben!
Same backwards order in the hotel room: First we wash our clothes and the tent, then ourselves. It's a good thing we've got so much space to hang everything up!
Gefahrene Strecke: 10,5 km
Durchschnitt: 15,17 km/h
Nachtlager: Hotel in Ordu
Mittwoch, 16. Oktober
Strahlender Sonnenschein! Den müssen wir ausnutzen, denn ab morgen ist wieder Sauwetter angesagt.
Bright sunshine! We have to use that because it's supposed to rain again tomorrow.
Wir sind so übermütig, dass wir uns nach dem Mittagessen noch diese Diätnachspeise bestellen: ein Croissant, gefüllt mit Vanillepudding, belegt mit Erdbeeren und Bananenstückchen, übergossen mit warmem Nutella, bestreut mit Krokant, Smarties und bunten Zuckerstreuseln.
We are so rollicking that we order this diet dessert after lunch: a croissant filled with custard, strawberries and banana wheels, coated with warm Nutella, sprinkled with hazelnut brittle, Smarties and sugar strands.
Am späten Nachmittag biegen wir spontan ab in eine Fahrzeugkontrollstation. Erst schauen die Männer eher sparsam, aber als wir uns einfach frech auf die LKW-Waage stellen, kapieren sie schon, was wir wollen, und machen den Spaß mit. Leider können wir die Szene nicht fotografieren, weil wir gleich eine Tasse Çay in die Hand gedrückt bekommen und schauen müssen, dass wir die Lastwagen nicht aufhalten, denn die haben für unseren Schmarrn keine Zeit. Aber die Typen von der Kontrollstelle haben voll die Gaudi mit uns!
In the late afternoon, we spontaneously turn right into a traffic control station. At first, the guys working there look at us parsimoniously, but when we cheekily put our bikes onto the truck weighing scale, they understand what we're up to and join in on the prank. Unfortunately, we don't get the chance to take a picture of the scene because right away, somebody puts a cup of çay in our hand and we have to make sure not to obstruct the lorry drivers because they don't have time for our nonsense. But the men from the control station have a lot of fun with us!
Gefahrene Strecke: 72 km
Durchschnitt: 19,5 km/h
Nachtlager: Campingplatz in Değirmenağzı
Donnerstag, 17. Oktober
Eine stürmische Nacht liegt hinter uns, und am Vormittag wird es nicht besser. Eher im Gegenteil! Wir bauen das Zelt lieber ab und verbringen den ganzen Nachmittag in diesem Gartenhäuschen auf dem Campingplatz, das uns die Besitzerin dankenswerterweise aufgesperrt hat. Das dazu gehörende Restaurant ist schon in der Winterpause, drum fährt Dave einmal in den nächsten Ort und holt uns etwas zum Essen.
A stormy night lays behind us, and the late morning is not any better. Rather the opposite! We take down the tent as a precaution and spend all afternoon in this garden hut on the campground. Thankfully the owner opened it up for us last night. Her restaurant is already closed for the winter, so Dave rides into the next village to buy something to eat.
Für die zweite Nacht richten wir uns ein Lager im Gartenhäuschen ein. So bleibt unser Zeug trocken und wir kriegen hoffentlich das ein oder andere Auge zu...
For the second night, we arrange ourselves in the garden hut. This way, our stuff stays dry and we hope to get a little bit of sleep...
Freitag, 18. Oktober
Am Morgen wachen wir beide auf und haben starke Zweifel, ob wir heute weiterfahren können. Aber hierbleiben und noch einen ganzen Tag ohne Vorräte im Glashaus rumhocken ist auch keine Option.
When we wake up in the morning, we both have our doubts if we can leave today. But staying here and sitting around in the glasshouse all day without supplies isn't an option either.
Grau in allen Schattierungen! Sobald wir aus dem Campingplatz rausbiegen, bläst ein richtig starker Rückenwind alle unsere Zweifel davon. Wir fliegen regelrecht dahin! Unsere Pausen verlegen wir in die Regenphasen, und dazwischen kommen wir so gut voran, dass wir fest davon ausgehen, es heute bis nach Trabzon zu schaffen - das wären 110 Kilometer!
Fifty shades of grey! As soon as we turn out of the campground, a really strong tailwind blows away all our doubts. We're flying! We only take breaks during the rainy phases, and in between them we make such good progress that we are sure we will make it all the way to Trabzon today - which would be 110 kilometres!
In Çarşıbaşı überholt uns ein Auto, und kurz darauf hält es neben der Straße. Sofort sticht mir das Altöttinger Kennzeichen ins Auge - da sage ich doch mal schnell Servus...
Ende vom Lied: Wir übernachten im Großelternhaus von Mustafa und Osman, zwei langjährigen Mitarbeitern von Wacker Burghausen. Ihr Schwager betreibt ein Restaurant hier im Ort, zu dem die beiden uns fahren. Und am Abend spielen wir "Okey", das kennen wir ja schon.
In Çarşıbaşı, a car overtakes us and stops a little while later next to the highway. I notice the number plate from a town near home - and decide to quickly say hello...
End of the story: We stay overnight in Mustafa's and Osman's grandparents' house. The two guys live in Germany but are here to visit their relatives. They drive us to their brother-in-law who runs a restaurant in town. And in the evening, we play a round of "Okey" together, which we know already.
Gefahrene Strecke: 79,31 km
Durchschnitt: 23 km/h
Nachtlager: spontane Gastgeber in Çarşıbaşı
Samstag, 19. Oktober
Doppelter Regenbogen von der Terrasse aus gesehen.
Double rainbow seen from the patio.Und im Westen der Schnee von gestern. Ja, langsam wird's frisch!
And snow from yesterday in the west. Yes, it's getting chilly slowly but surely!Es ist nicht mehr weit bis Trabzon, und die Stadt gefällt uns auf Anhieb.
It's not far to Trabzon now, and we like the city instantly.
Von der alten Stadtmauer steht noch ein großer Teil, und der wird fröhlich in die Bebauung einbezogen:
Big parts of the ancient city wall are still standing, and they are merrily included in new buildings:
... mal als Unterbau - da sägt man halt dann ein paar Fenster ins römische Erbe...
... sometimes as a foundation - you just have to saw a few windows into the Roman heritage...
... und mal als Rückwand. Wo die Wohnhäuser wieder verschwunden sind, erkennt man noch die rechteckigen Zimmerformen und sogar Küchenfliesen an dem alten Gemäuer!
... and sometimes as back wall. Where the houses have disappeared again, you clearly see the rectangular room shapes and even kitchen tiles on the old masonry!
Gefahrene Strecke: 34,5 km
Durchschnitt: 20,83 km/h
Nachtlager: Hotel in Trabzon
Sonntag, 20. Oktober
Wir gehen zur altehrwürdigen Agia Sofia, einer Griechisch-orthodoxen Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die zwischenzeitlich als Moschee, als Museum, als Lagerraum und als Unterkunft für Cholerakranke genutzt wurde und seit 2013 wieder eine Moschee ist.
We walk to the time-honoured Agia Sofia, a Greek Orthodox church dating back to the 13th century. In the meantime, it was used as a mosque, museum, storage depot and accommodation for cholera patients, since 2013 it has been a mosque again.
Die vier Evangelisten an der Decke sind recht gut erhalten, aber viele der Fresken mit biblischen Motiven wurden im 19. Jahrhundert zerstört.
The four evangelists on the ceiling are pretty well preserved but many frescoes with biblical motives were destroyed in the 19th century.
Speisung der 5000.
Feeding of the 5000.Glockenturm.
Bell tower.
Montag, 21. Oktober
Der zusätzliche Ruhetag war nicht vorgesehen, aber es regnet immer wieder in Strömen. Und es schadet auch nicht, einmal einen Tag lang wirklich auszuruhen und zu überlegen, was wir tun, falls das Wetter so bleibt.
The additional rest day was not planned but it's raining heavily on and off all day. Plus, it cannot hurt to really relax for once and to formulate ideas what we can do if the weather stays like this.
Dienstag, 22. Oktober
Georgien lässt grüßen: das erste Schild seit zwei Monaten mit einem ausländischen Städtenamen drauf, Batumi.
Greetings from Georgia: the first sign in two months with a foreign city's name on it: Batumi.
Nichtsahnend radeln wir die Küstenstraße entlang (gelbe Linie), und da wir heute nicht vorhaben zu fliegen, schenken wir den Hinweisschildern Richtung Flughafen keine große Beachtung. Bis es links auf einmal brummt, und schon steigt zwischen Leitplanke und Meer ein Flieger auf. Brutal, mein Herz bleibt fast stehen! Die zwei Frauen auf dem Gehsteig lachen mich voll aus, aber da die Straße etwas erhöht verläuft, sieht man echt nicht, was auf der anderen Seite ist.
We ride along the coastal higway (yellow line) unsuspectingly, and since we're not planning to fly today, we don't pay much attention to the traffic signs towards the airport. Until there's some droning on our left, and suddenly a plane soars up between the guardrail and the sea. Insane! My heart is in my boots, and the two ladies on the sidewalk laugh at me. But as the road runs a bit higher, you really don't see what's on the other side.
Ein paar Meter weiter ein Café mit besonders ausgefallener Terrasse. Hat da mal einer die Kurve nicht gekriegt, oder was?
A few metres down the road, this café with a particularly eccentric patio. Did somebody not get the curve there, or what?
Gefahrene Strecke: 83 km
Durchschnitt: 21 km/h
Nachtlager: Warmshowers-Gastgeber in Rize
Mittwoch, 23. Oktober
Das ist der Serender Saloon in Rize, ein Männercafé der reinsten Sorte - und gleichzeitig unsere Warmshowers-Unterkunft. Für uns die perfekte Gelegenheit, in diese Kultur mal reinzuschmecken, weil wir den ganzen Tag auf einen Bekannten von Mustafa, unserem Gastgeber, warten. Der arbeitet in der Teeproduktion und will uns zu seiner Firma mitnehmen, um sie uns zu zeigen.
This is the Serender Saloon in Rize, a true men café - and at the same time, our warmshowers accommodation. A perfect opportunity for us to nose into this culture for once, because we spend the whole day waiting for Ali, an acquaintance of our host Mustafa. He works in tea production and agrees to take us to his company to show us around.
Um 9 Uhr kommen die ersten Gäste auf einen Tee, ab 11 Uhr etwa geht es an den ersten Tischen langsam los mit "Okey", dem Romméspiel mit Plastikkärtchen. Vom frühen Nachmittag bis Mitternacht ist die Bude gerammelt voll, an jedem Tisch sitzen vier Spieler und noch zwei, drei Zuschauer, die Teegläser auf kleinen Beistelltischchen daneben. Alle scheinen sich zu kennen, es ist ein munteres Durcheinander und Platzwechseln, wo einer zum Rauchen rausgeht, gleichzeitig konzentrierte Ernsthaftigkeit beim Spiel. Geredet wird nicht arg viel, hauptsächlich hört man die Spielplättchen klappern und die Teelöffel klingeln.
Natürlich dürfen Dave und ich auch ein paar Runden mitspielen. Gut, dass wir es schon ein bisschen kennen! Ich fühle mich wie sonntagabends daheim: Männerstammtisch und Kartenspielen.
At 9am, the first guests show up for some tea, at around 11am the "Okey" Rummy game with the plastic discs commences on the first few tables. From the early afternoon until midnight, the joint is cram-full, with four players sitting at every table plus two or three observers, tea glasses on little deposit tables next to it. Everybody seems to know each other, it's a chipper hodgepodge and swapping seats when one goes outside for a cigarette, at the same time serious concentration during the game. There isn't a lot of talking, mostly you hear the playing tiles chattering and the tea spoons tinkling.
Of course, Dave and I are invited to play a few rounds. We are glad we already know the game a bit.
Donnerstag, 24. Oktober
Aus der Besichtigung der Teeproduktion am Vormittag wird leider nix. Wir warten noch drei Stunden, dann brechen wir unverrichteter Dinge auf.
Unfortunately, the visit to the tea factory in the late morning doesn't happen. We wait another three hours and then set out without having achieved much.
An jedem Hügel rund um Rize wächst Tee. Die Hauptsaison ist schon vorbei, aber vielleicht ergibt sich einmal woanders eine Gelegenheit, mehr über dieses Geschäft zu lernen.
There is tea growing on every single hill around Rize. We have missed the main season, but maybe we will have the opportunity to learn more about this business somewhere else one day.
Gefahrene Strecke: 6,65 km
Nachtlager: Hotel am Ortsausgang von Rize
Freitag, 25. Oktober
Lauter Wasserfälle an der Straße und noch so ein Dorfflughafen direkt am Meer. Sonst passiert heute nicht viel, außer dass wir bei strahlendem Wetter starten und dann gerade noch das Zelt aufbauen können, bevor es anfängt zu tröpfeln.
Lots of waterfalls directly next to the road and yet another village airport right next to the sea. Other than that, not so much happening today. We start in bright sunshine and manage to just set up our tent before the first rain drops hit us.
Doch wir sind im besten Campingplatz gelandet, den wir in der Türkei gesehen haben, deshalb macht es uns nix aus, schon mitten am Nachmittag Feierabend zu machen.
But we are at the best campground we've seen in Turkey, so we are not upset by an early night.
Gefahrene Strecke: 39 km
Durchschnitt: 21 km/h
Nachtlager: Campingplatz in Ardeše
Samstag, 26. Oktober
Regen, Regen, Regen im Fırtınatal, übersetzt: Sturmtal. Die Entscheidung hierzubleiben fällt uns nicht schwer.
Rain, rain, rain in Fırtına Valley which means Stormvalley. It's not a hard decision to stay here.
Außer uns sind noch ein Pärchen aus Kasachstan, ein Wohnmobil aus München und eine deutsch-schweizerische Reisegruppe mit zehn Leuten im Danzi-Camp.
Apart from us, there is a couple from Kazakhstan, a camper from Munich and a group of ten German and Swiss travellers in the Danzi Camp.
Draußen geht mal wieder die Welt unter, hier drinnen im Café/ Aufenthaltsraum des Campingplatzes knistert ein Feuer, oben drauf steht eine Teekanne, die niemals leer wird, und nach einem turbulenten Stelldichein mit fünf wüstentauglichen, aber orientierungslosen Reiselastwagen kehrt wieder Ruhe ein...
Outside the world is drowning once again, but here inside the café/ common room of the campground, there's a fire crackling, with a teapot on top of it that never empties, and after a turbulent assignation with five desertworthy but disorientated travel trucks, the place is calming down again...
Dave zieht Gräben rund ums Zelt, und wir bleiben wirklich trocken.
Dave digs a few drenches around the tent, and we really stay dry.
Abends spielen wir Carcassonne, Mau-Mau und Memory mit Peter und dem Wirt, dann holt Dave seinen Woiperdinger aus dem Zelt und probiert diese Gitarre aus, die mal ein Gast hiergelassen hat.
In the evening, we play Carcassonne, and two card games with Peter and the host, before Dave brings his Woiperdinger into the common room and also gives this guitar a try. A guest once left it here.
So ganz ohne Handanlegen geht's natürlich nicht, aber ich kann meinen Mann wenigstens davon abhalten, das ganze Instrument neu einzustellen.
Of course he cannot leave the instrument without any adjustments, but at least it doesn't need to be taken apart or filed down completely.
Sonntag, 27. Oktober
Das gleiche Foto von gestern nochmal bei strahlendem Sonnenschein! Diese Gegend bekommt nur rund 60 Sonnentage pro Jahr, wir haben also richtig Glück.
The same picture as yesterday, but with nice sunshine! The area around here only gets 60 days of sunshine per year, so we consider ourselves really lucky.
Da kommt gute Laune auf: Diese Schaukel ist sogar noch höher als die daheim. Papa, beim nächsten Mal musst du auch so Stahlstützen von Hochspannungsleitungen hernehmen!
Instant good mood: This swing is even higher than the one at home. The trick is to use steel bars from high voltage power lines!
Irgendwie haben wir mal wieder gar nicht gecheckt, an was für einem tollen Fleck wir gelandet sind, bis die Campingplatzbesitzer anbieten, einen Tagesausflug in den Kaçkar Dağlari Nationalpark für uns zu buchen. Wir haben Lust, wir haben Zeit, wir haben schönes Wetter und keine Ahnung, was uns erwartet - also los!
Somehow we managed to ignore completely what a special place we've landed in again, until the owners of the campground offer to book a day trip into Kaçkar Dağlari Nationalpark for us. We've got time, nice weather and no clue what to expect: Bring it on!
Es geht am Fluss Fırtına entlang in die Berge. Immer wieder sieht man solche alten Fußgängerbrücken aus Stein, mehrere hundert Jahre alt. Eine davon ist unsere erste Haltestelle.
The bus takes us along the Fırtına river into the mountains. Every once in a while, we see these old pedestrian bridges made from rocks, several hundreds of years old. One of them is our first stop.
Nix wie rauf!
Let's go up!
Solange nur unsere Reisegruppe hier ist, fällt mir gar nicht auf, dass das "Geländer" kaum kniehoch ist...
As long as only our group is here, I don't even notice that the "banister" is barely knee-high...
... und wie weit es da runter geht.
... and how far down it is to the water.
Aber als noch eine Busladung fotografierwütiger Touristen ausgekippt wird, wird es mir doch zu eng da oben!
But as soon as another busload of tourists on a picture frenzy gets dumped out, it's getting a bit too packed up there!
Traumlandschaft.
Dreamlike scenery.
Zil Kale, ein Schloss aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.
Zil Kale, a castle from the 14th or 15th century.
Der Schlossherr gibt uns persönlich eine Führung durch sein bescheidenes Heim.
The king himself gives us a guided tour through his modest home.
Blick in die Umgebung.
Looking around from the castle.
Frisch gepuderzuckert!
Freshly powdered!
 |
Kopf schräg halten zum Anschauen! / Tilt your head when looking at the picture! |
Blick aus dem Busfenster während der Weiterfahrt: Zwanzig Zentimeter zwischen Reifen und Abgrund reichen. Das Foto ist nur deshalb einigermaßen scharf, weil der Fahrer in diesem Moment den Rückwärtsgang einlegt, um den Gegenverkehr durchzulassen.
View from the bus window as we continue: Twenty centimetres between the tyre and the cliff are enough. The only reason why this picture is reasonably sharp is because the driver is changing into the backwards gear at this moment to let the oncoming traffic pass.
Alle paar Meter kleine Wasserfälle bis auf die Straße.
Every few metres, there is a little waterfall right down to the street.
Und dann der große: Palovit Wasserfall.
And here is the big one: Palovit waterfall.
Noch ein Stopp an einer alten Steinbrücke, diesmal mit frischem Schnee!
Another stop at an old stone bridge, this time with fresh snow on the ground!
Draußen vor dem Fenster wird es weißer und weißer...
Outside of the window it's getting whiter and whiter...... und auf 1800 Metern ist für uns in diesem Dorf Schluss: Wir bleiben stecken.
... and on 1800 metres, we have to turn around in this village: We get stuck.
Alle inklusive Busfahrer marschieren zu Fuß weiter, um diesen Wintertraum zu fotografieren und die ersten Schneebälle zu werfen.
Everybody including the bus driver walks on in order to take pictures of this winter wonderland and throw the first snowballs of the season.
Die meisten dieser Spuren stammen von uns, aber der Bus ist wieder frei!
Most of these tyre tracks are ours, but the bus is free again!
Viele Muckis, kein Hirn: Höhepunkt des Ausfluges ist diese Vollpfostenbeobachtungsstation. Jeder Pfannkuchen hat mehr Profil als diese Sommerreifen, aber das ist bei der Autovermietung wohl niemandem aufgefallen. Egal, was soll schon passieren? Beim ersten Versuch bleibt der Typ auf der Hälfte des Buckels hängen, rollt wieder runter und dem nachfolgenden Verkehr vor die Füße - um es gleich nochmal zu probieren.
Lots of muscles, no brain: Highlight of the trip is this observation ward for complete idiots. Every pancake has more profile than these summer tyres, but nobody seems to have payed attention at the car rental. Who cares, what could possibly happen? On his first try, the guy gets stuck half way up the hump, rolls back down in front of the following traffic - in order to give it another go.
Dave und ein weiterer Teilnehmer unserer Gruppe schieben an, ...
Dave and another participant of our group push him, ...
... bis er sie bittet sich auf die Motorhaube zu setzen, um etwas Gewicht auf die Vorderachse zu bringen. ALLE anderen Männer schauen entweder tatenlos zu oder sind ihrerseits damit beschäftigt, ihren vermeintlich geländegängigen Karren in den Schnee zu setzen.
... until he asks them to sit on the hood to put more weight onto the front axle. ALL other men either watch passively or are busy getting their own (allegedly all-terrain) chariot stuck in the snow.
Der Kerl mit der Seilwinde macht heute ein Riesengeschäft, denn es haben sich etliche SUV-Gschaftler an unserem Bus vorbeigedrückt, um sich an dem Hang zu beweisen. Pffft!
It's a profitable day for the guy with the winch, because a number of SUVs full of hot air squeeze past our bus in order to proof themselves on the slope. Pffft!
Schmalzgebäckstand am Straßenrand. Unser Fahrer hält an, und nach dem Essen in einem Restaurant bekommen wir alle eine Kostprobe der süßen Bällchen.
Fritters vending stall at the side of the road. Our driver stops here, and after a late lunch in a restaurant, we all get to try the sweet doughnuts.
Spülküche.
Scullery.Letztes Ziel ist dieser Wald mit seinen merkwürdigen dünnen, moosbewachsenen Stecken und Wurzeln überall. Schade, dass wir die Erklärung dazu nicht verstanden haben.
Our last stop is this forest, consisting of these strangely thin, mossy sticks and roots everywhere. Too bad we didn't understand the explanation.
Uns gefällt es trotzdem!
We still like it here though!Vom Busfenster aus nochmal die Burg im Vorbeifahren auf dem Rückweg.
View of the castle again through the bus window as we drive past on our way back.
Vorne Herbst, hinten Winter. Nach sandigen Badestränden, aufregenden Metropolen, antiken Schätzen, grünen Hügeln, steinigen Wüsten und kleinen Bauerndörfern zeigt uns die Türkei als besondere Überraschung zum Abschied heute nochmal ein neues Gesicht. Ein richtig cooler, unkomplizierter Tagesausflug!
Autumn in the foreground, winter in the background. After sandy beaches, exciting metropolises, ancient treasures, green hills, rocky deserts and small farm villages, Turkey shows us yet another face today, as a special sendoff surprise. A really cool, uncomplicated daytrip!
Montag, 28. Oktober
Wir nutzen das schöne Wetter aus, um das Zelt zu reinigen und zu trocknen. Seitdem wir es vorige Woche im Sturm überstürzt eingepackt haben, hat es einen dezent muffigen Geruch entwickelt. Klar, bei wechselnden Temperaturen im wasserdichten Packsack...
We use the nice weather to clean and dry the tent. Since we packed it up in a hurry in the storm last week, it has developed a slightly musty odour. Which is not surprising at changing temperatures in a waterproof sack...
Und Dave putzt die Räder mal wieder. Schon krass, um wie viel mehr ein paar Regenfahrten dem Getriebe zusetzen als ein halbes Jahr Reisen bei trockenem Wetter!
Dave also cleans the bikes really well. Crazy how much more a few rainy rides hurt the drivetrain than half a year of travelling in dry weather!
Dienstag, 29. Oktober
Fahrt nach Hopa: Landschaftlich eigentlich wirklich reizvoll, aber die letzten 40 Kilometer vor der Grenze reiht sich auf dem Seitenstreifen ein Lastwagen an den anderen. Sogar auf der Gegenseite, keine Ahnung, warum. Das nimmt der Schönheit schon was weg, und zum Fotografieren können wir dadurch auch nicht einfach stehen bleiben. Dafür werden wir von den Aserbaidschanischen, Turkmenischen, Kasachischen, Kirgisischen und Litauischen Fahrern gegrüßt, die hier teilweise drei Tage mit Kaffee kochen, Karten spielen und Zigaretten holen totschlagen müssen.
Ride to Hopa: Nice landscape but on the last 40 kilometres before the border, one lorry is parked behind the other on the shoulder. Even in the oncoming direction, no idea why. That takes away from the beauty of course, and we cannot stop to take pictures now. On the other hand though, we get greeted and cheered on by truck drivers from Azerbaijan, Turkmenistan, Kazakhstan, Kirgisistan and Lithuania who are stuck here for up to three days, killing time with cooking coffee, playing cards and buying cigarettes.
Nationalfeiertag: Heute vor 101 Jahren wurde die Republik Türkei ausgerufen. Der Lichterketten-Hunderter hängt wahrscheinlich seit vorigem Jahr hier oben auf der Fußgängerbrücke.
National holiday: Exactly 101 years ago today, the Republic of Turkey was proclaimed. The fairy lights shaped "100" have probably been put up here on the pedestrian bridge last year.
Teelieferung.
Tea delivery.Unser letzter Abend in der Türkei neigt sich dem Ende. Wir schwanken zwischen Abschiedsschmerz und Aufbruchsfreude.
Our last evening in Turkey draws to a close. We swing between sadness and excitement.
Gefahrene Strecke: 47,53 km
Durchschnitt: 20 km/h
Nachtlager: Hotel in Hopa
Mittwoch, 30. Oktober
Einreise nach Georgien.
Entering Georgia.
Gefahrene Strecke: 46,23 km
Durchschnitt: 18,42 km/h
Nachtlager: Backpacker Hostel in Batumi
Neueste Erkenntnisse: Es geht auch ohne Alkohol. Die Gastarbeiterphase in Deutschland ist aus der Not geboren und mit Sicherheit nicht immer optimal verlaufen, aber die tiefe Verbindung, die daraus zwischen den Ländern entstand, ist für alle Beteiligten richtig kostbar. Es muss eine unsichtbare Maßnahme gegen Ungeziefer geben, denn in den 10 Wochen sehen wir keine einzige Kakerlake, Ratte o.ä. - obwohl überall auf der Straße Hundefutter liegt. Kaffee zum Frühstück ist nicht überall auf der Welt erhältlich. Überwältigende Gastfreundschaft kommt nicht automatisch mit allgemeiner Rücksichtnahme, sozialer Verantwortung und spontaner Hilfsbereitschaft daher. Eine überdimensionierte Universität in einer Kleinstadt kommt nicht automatisch mit breit gefächertem Wissen, technischem Verständnis oder besonderer Klugheit daher. Und ein Auto mit einem Fahrschulschild auf dem Dach kommt noch lange nicht mit vorbildhaften Verkehrsmanieren daher. Die Türkei hat viele Gesichter, und wir wollen auf jeden Fall noch ein paar mehr davon sehen - irgendwann!
Newest insights: It's really nice to not have any alcohol around. The "guest workers" phase in Germany was born from necessity and surely didn't always go flawlessly, but the deep connections that were built between the countries are priceless for everybody involved. There must be some invisible measure against vermin because in 10 weeks, we don't see a single cockroach, rat or else - although they feed dogs everywhere on the sidewalks. Coffee for breakfast is not a thing in every part of the world. Overwhelming hospitality doesn't automatically come with general considerateness, social responsibility and the readiness to help others spontaneously. Oversized universities in small towns don't automatically come with a broad range of knowledge, technical understanding or applied prudence in the population. And a car with a "driving school" sign on its roof doesn't automatically come with exemplary traffic manners. Turkey has many faces, and we definitely want to see some more of them - sometime!